Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
fliegen im Universum umher wie Staubkörner in der Sonne.“
Fasziniert lauschte ich seinen Worten. Das war pure, reine Inspiration. Das war die Seite an ihm, die so göttlich beseelt war und die er zuließ. Das war der wahre Grund, warum alle so auf ihn abfuhren. Das war das Element, das Michaels Darbietung authentisch und unerreichbar machte.
Und doch schälte sich für mich die immer wiederkehrende Diskrepanz bei all seinen Offenbarungen heraus: Wie konnte jemand, der Gott so nah war, ihm gleichzeitig so fern sein?
Aber es war klar: Jemand, der auf diese Weise inspiriert war, der seine Lieder und Choreographien von oben in sich einströmen ließ, musste Erfolg haben.
Es ist das alte Lied, das doch so schwer zu begreifen ist. Manche Menschen strengen sich an, mit dem Kopf, ihren Körper, sind fleißig und ausdauernd und kommen doch nicht zum gewünschten Erfolg. Oder sie erreichen nur einen Abklatsch davon. Und die, die fließen lassen, einem inneren Auftrag folgen, rennen dem Erfolg nicht hinterher – weil er mit Riesenschritten auf sie zustürmt.
Michael hatte alles und mehr, was man für einen überdimensionalen Erfolg brauchte: Ein göttliches Talent und die Disziplin, dieses zur Vollendung zu bringen. Monate – und jahrelang arbeitete er an der Fertigstellung seines ersten Solo-Albums.
Mit Spannung verfolgten seine Produzenten und der Rest der Welt die Verkaufszahlen, als „Off the Wall“ herauskam. Die Zahlen kletterten in Höhen, die keiner vermutet hätte.
„Off the Wall“ machte Michael zum Superstar. Jeder war begeistert von der Mischung, die man auf dem Album fand und von Michael selbst. Er schwebte im siebten Himmel. Nicht nur wegen der guten Kritiken, auch, weil seine Träume und Visionen real zu werden begannen und dieser Erfolg ihm bewies, dass die Unkereien seines Vaters nicht wahr sein konnten, dass er doch etwas war, dass er doch etwas konnte und dass er viel besser war, als man ihm das bisher zugetraut hatte.
Mit diesem Erfolg fühlte er sich freier. Sein Selbstbewusstsein stieg. Die Leute, die mit ihm gearbeitet hatten, hatten ihn auf eine Weise bestätigt, die neu für ihn war. Sie lobten seine Präzision und staunten über sein musikalisches Talent, über seine Fähigkeit, Grenzen zu brechen und seinen Visionen zu folgen. Nach dem Erfolg mit „Off the wall“ war er für die Welt plötzlich nicht mehr nur ein Mitglied der Jackson Five... er war Michael Jackson.
Das stieß einigen sauer auf. Jackson Five war dieser Tage nicht mehr gefragt und statt an dieser Karriere zu arbeiten, fing Michael an, sich von der Familie abzugrenzen, obwohl er bei seinem Vater noch unter Vertrag stand. Die Mitglieder seiner Familie beobachteten diese Entwicklung mit Besorgnis.
Mit Feuereifer widmete sich Michael seinem zweiten Album, lag zu Hause auf seinem Bett in seinem furchtbar unordentlichen Zimmer und ließ die Melodien auf sich einströmen.
Er tanzte und übte bis zum Umfallen, buchstäblich: Eines Tages rutschte er aus und brach sich die Nase. Der Wink des Schicksals! Schon so lange hatte er sich vorgenommen, sie verkleinern zu lassen und er nahm es in Angriff.
Das Ergebnis ließ sein Herz höher schlagen. Zum ersten Mal im Leben fand er sich attraktiv. Es gab ihm ein völlig neues Körpergefühl, ein völlig neues Empfinden und er war so glücklich, oh, so glücklich! Endlich konnte er in den Spiegel schauen und es blickte ihm ein Bild entgegen, das er nicht ablehnte! Diese Freude generierte weiteres Selbstvertrauen und Michael fühlte diese Macht, tun zu können, wonach ihm war. Seinen Empfindungen folgen zu dürfen, so wie er der Musik folgte und dem Tanz. Es war ein herrliches Gefühl.
Janet war es, die ihm eine weitere Methode zeigte, noch besser in dieser Welt zurechtzukommen.
Sie stand im Bad, ihren Utensilienkoffer bei sich, in dem sie ihre neuesten Farben beherbergte. Michael unterhielt sich mit ihr über den Vertrag, den er noch mit Joseph hatte und seinem Drang, sein eigenes Ding zu machen. Janet mochte er von allen Familienmitgliedern am liebsten. Sie war sanft wie er und vor allem konnte sie zuhören und...es für sich behalten. Michael vertraute Janet unendlich. Er erzählte ihr von dem neuesten Streit, den er mit Joseph gehabt hatte und klagte ihr sein Leid. Aufmerksam hörte sie zu, während sie sich die langen Wimpern tuschte. Fasziniert sah Michael zu, wie ihre Augen an Ausdrucksstärke gewannen.
„Wow, das hat richtig Wirkung“, lächelte er. „Ihr Frauen habt es
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