Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
auf diesem Planeten.
Die Michael-Jackson-Mania sprengte alles Dagewesene. Millionen von Menschen schrien sich die Hälse wund. Millionen von Menschen rannten hinter ihm her. Millionen von Menschen wollten ein Stückchen von dieser Magie. Von seiner Verbindung zu dem, was wir alle in uns tragen.
***
„Warst du glücklich?“, fragte ich ihn. „Zu dieser Zeit schien ja alles für dich zu laufen. Mann, du warst so super! Das war die Zeit, als sogar jemand wie ich dich bemerkte!“
Michael lachte:
„Ja, 1982, lief wirklich alles bestens. Die Verkaufszahlen waren höher, als jeder vermutet hätte. Ich weiß noch, wie meine Agenten mir damals sagten, ich solle zufrieden sein, wenn ich eine Million Tonträger verkaufe. Ich bin förmlich ausgeflippt. Ich hab im Studio angerufen und die Produktion gestoppt.”
„Im Ernst? Warum?“, fragte ich.
„Weil ich wusste, wie stark Glaube ist. Und ich wusste, wenn wir alle an einem Strang ziehen und jeder an eine bestimmte Zahl denkt, dann würden wir diese auch erreichen. Ich wollte einfach eine Bündelung der Energien… und es hat geklappt. Statt der einen Million wurden es 60, bis heute über 100. Und ich bekam acht Grammys! Jeder wollte mit mir ausgehen, jeder wollte, dass ich da oder dort bin...es war eine gigantische Zeit.“
„Und? Warst du denn glücklich?“
Michael wurde nachdenklich. „Nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte“, gab er zu, „außerdem wollte ich beweisen, dass noch mehr geht. Je weniger Leute an eine Steigerung von Thriller glaubten, desto verbissener arbeitete ich am Gegenteil“.
„Das liebe Ego“, murmelte ich, „...gibt sich mit nichts zufrieden. Es will einfach immer mehr.“
„Und es gab so viele Nebenwirkungen“, fuhr Michael fort, ohne mich zu hören. „Dinge, die mir ein diffuses Schuldbewusstsein vermittelten...“
„Schuld?“ fragte ich ungläubig. „Wie meinst du das?“
„Naja...die Zeugen Jehovas waren der Meinung, mit dem Thriller-Video würde ich das Okkulte verherrlichen und verboten mir die Veröffentlichung. Der Kompromiss war ein Disclaimer, den wir vor den Film gesetzt haben...und zwei Zeugen Jehovas, die mir zugeteilt wurden und mich seitdem auf Schritt und Tritt verfolgten, damit ich nichts Ungebührliches mache“.
Mir klappte der Mund auf. „Und das hast du mitgemacht?“
„Jahre“, erwiderte er und ich konnte nur vermuten, was diese Dauerobservation und das Ausspähen nach Fehlern und Fehltritten in ihm bewirkt haben mochte.
„Viele waren neidisch“, fuhr er fort, „es hat Leute gegeben, die mir nicht mal mehr die Hand gaben! Das hatte ich nicht erwartet. Ich sah mich um und sah Tausende von Bewunderern, aber keine Freunde – und kaum eine Möglichkeit, überhaupt einen zu finden. Ich konnte mit dem, was auf Partys geredet wurde, nichts anfangen. Es interessierte mich nicht. Ich kam mir doof vor, weil ich nichts zu sagen hatte. Ich meine, dieses platte Gerede war...sinnlos. Erwachsene hatten eigentlich fast nie etwas Sinnvolles zu sagen. Die Leute, mit denen ich Musik machte, waren okay – da gab es eine gemeinsame Grundlage, aber die anderen...es war mir, als verlöre ich meine Energie, wenn ich bei ihnen war und so fing ich an, Leute zu bitten, ihre Kinder mitzubringen, wenn ich irgendwo sein sollte. Und das hat funktioniert. Mit den Kindern konnte ich spielen, sie taten mir gut, gaben mir Kraft... sie drehten mir nicht das Wort im Mund herum. Sie waren mein Schutz.”
D ie Kehrseite des Erfolges machte sich sehr schnell bemerkbar. Michael konnte privat nirgends mehr wohin. Und privat stand er ja auch unter Beobachtung. Es wurde ihm gesagt, was er zu tun, mit wem er sich treffen, in welchem Restaurant er essen und mit welchen Leuten er Geschäfte machen müsse. Es wurden Fotos von Madonna und ihm gemacht, nur für die Zeitung, damit die Leute was zu reden hatten; Brooke Shields, die Publicity brauchte, fragte an und viele andere, die sich mit ihm sehen lassen wollten.
Der Wahnsinn begann.
Jedem war klar, wie viele Millionen Michael schwer war und er war gerade mal knapp über 20. Jeder klemmte sich an ihn ran, jeder bot ihm ein Geschäft an, eine Flutwelle von Angeboten, Verträgen, Bittgesuchen und Verpflichtungen rollte auf ihn zu. Michael wurde schwindlig. Er brauchte Hilfe – er war Künstler und hatte weder Zeit noch Lust, sich um all den Kram zu kümmern und so holte er sich den vielversprechenden Anwalt John Branca an Bord, der auf das Musikbusiness spezialisiert war, dazu
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