Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
und ließ sich versprechen, wieder gesund zu werden. Die Augen der Kinder leuchteten, wenn er da war, sie leuchteten auch noch, wenn er gegangen war. Er entzündete etwas in ihnen, was nicht mit seinem Ruhm zu begründen war.
Als sie eines Tages in Afrika waren, sagte sein Manager zu ihm, es sei vielleicht nicht so gut, in das Krankenhaus zu gehen... einmal, um die Regierung nicht zu verärgern, wenn er dort Maßnahmen träfe, zum anderen, weil die Kinder an ansteckenden Krankheiten leiden könnten. Aber Michael sah ihn nur an und DiLeo schloss den Mund.
Als sie das Hospital betraten, schlug ihnen ein animalischer Gestank entgegen. Die Kinder wussten nicht, wer all diese Leute waren. Doch als Mike eintrat, richtete sich auf, wer sich aufrichten konnte, in ihren schmutzigen Sackhemden, voller Fliegen und Schwären und verkrustetem Blut. Die Augen der Kinder leuchteten, als ob sie einen Engel sähen. Michael spürte die Welle der Energie, den Schrei nach Hilfe und fühlte nur noch das. Etwas in ihm stieg hoch und breitete sich im gesamten Gebäude aus...er verband sich mit den Kindern, als ob er selbst in einem dieser Bettchen läge und versuchte, soviel wie möglich an Wärme und Liebe für die Kinder da zu lassen. Sein Herz tat ihm weh, aber er zeigte es nicht. Viel wichtiger war ihm, dass sie seine Zuversicht sahen, er wollte, dass sie verstanden, dass es Hoffnung gab und die Aussicht auf ein Leben. Und es waren diese Momente, die ihn daran erinnerten, stark zu bleiben, sein Schicksal zu ertragen. Es waren diese Momente, die ihm klarmachten, dass es einen Sinn auf der Welt gab und dass er all das, was er an Gaben mitbekommen hatte, für diese Arbeit nutzen konnte.
DiLeo war übel vom Anblick dieser Kinder, von diesem durchdringenden, widerlichen Geruch. Er hielt den Anblick dieser von Krankheit und Elend entstellten Gesichtchen nicht aus.
Dann brachte der Arzt ein besonders krankes Kind zu Michael. Das Kind war ein Skelett, über und über mit irgendeinem ekligem Aussatz übersät und es hatte Schmerzen. Es litt so offensichtlich, dass es in einem fort in einer grausamen Tonlage wimmerte. DiLeo wandte sich ab. Tränen strömten über seine dicken Wangen, er konnte das nicht ertragen... und... er ekelte sich. Michael schickte ihn raus. Dann kümmerte er sich um das Kind.
Doch danach lag er in irgendwelchen, sterilen Hotelzimmern und weinte.
Oft schaute er auf die Straßen hinunter: Fans mit Schlafsäcken, Spruchbändern, Plakaten. We love you, Michael. Er starrte auf die wogende Masse begeisterter Menschen da draußen, sah, wie sie sich umarmten, schrien, hüpften, sich freuten, wenn sie merkten, dass sich oben am Fenster etwas tat. Eine gewaltige Woge flutete hoch zu ihm, er spürte ihre Liebe, ihre Begeisterung für ihn... und doch war er so weit weg von ihnen. So weit weg von ihrer Liebe. Wie konnte es sein, dass man all das spürte und doch nicht erfüllt war? Seine Fans konnten ihre Freude teilen, mit der Person, die neben ihnen stand. Aber niemand war da, diese Flutwelle an Gefühlen mit ihm zu teilen und alles, was er tun konnte, war ein Kissen nach unten zu werfen mit der Aufschrift „Love.” Er saß hier oben in seinem luxuriösen Zimmer fest, registrierte Liebe pur und fühlte sich getrennt.
Mit aller Macht überfiel ihn in dieser Einsamkeit die Qual der erlebten Kinderschicksale und verknüpfte sich mit seinem eigenem. Die tiefen Wunden der Vergangenheit waren allzeit bereit, ihresgleichen zu erkennen und an das Leid anderer anzudocken. Und wenn dies geschah ... wenn Michael in dieses Loch fiel, dann wurde die Last, die er auf sich spürte, so groß, dass er es nicht auszuhalten vermeinte. Dann begann seine eigene Wunde zu schwären und zu eitern und es war niemand da, der sie begriff oder gar heilte. Alle, die er kannte, wollten über Geld, Karriere, den nächsten Event, den nächsten Coup, die nächste Tour reden. Niemand konnte die Gedanken, die er im Kopf hatte, auch nur ansatzweise nachvollziehen, noch hätte er es gewagt, sie irgendjemandem mitzuteilen. Die Leute verstanden schon nicht, warum er sich mit solch einem Engagement um Kinder kümmerte. Was er fühlte, wenn er bei ihnen war.
Er wurde noch verletzlicher, die Wunde in ihm größer. Und sie zog mehr und mehr Schmeißfliegen aller Art an.
Umbruch
Unter der Dusche bemerkte er es zum ersten Mal. Zuerst dachte er, es sei eine Hautabschürfung, die er nicht bemerkt hatte. Aber es wuchs. Auf seiner rechten Wade entwickelte sich ein
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