Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
sie machten mich nach allen Regeln der Kunst fertig.”
Instinktiv zögerte er die Schockwirkung durch Verdrängung soweit wie möglich hinaus. In den USA lief alles schief, was schief laufen konnte. Seine PR-Abteilung baute einen Fehler nach dem anderen, während Chandler ganze Arbeit leistete: Innerhalb von wenigen Wochen war Michael Jacksons Name unwiderruflich beschmutzt.
Michael registrierte entsetzt, wie der Staatsanwalt Tom Sneddon, ihm ewige Rache schwor, wie er schwor, ihn fertig zu machen. Dunkel konnte sich Mike daran erinnern, wie Branca ihn davor hatte abhalten wollen, die Sycamore-Ranch inklusive soviel Land zu kaufen. Er hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er, Mike, schwarzer Demokrat, sich in einem vorwiegend weißen Republikanernest niederlassen würde. Sneddon hasste diesen Nigger, der in seinen District gezogen war. Der noch dazu so einen Status genoss! Der reicher war als viele Weiße! Man konnte Sneddon von weitem schon die Genugtuung über diesen Skandal ansehen.
Menschen tauchten auf, die Michael noch nie gesprochen oder gesehen hatte, die private Untersuchungen begannen, um Michael zu überführen. Menschen, die ihn aus der Ferne analysierten, ihm frech ihre Schlagzeilen überstülpten, bar jeden Wahrheitsgehaltes, nur um selbst in der Zeitung zu stehen.
Streng genommen handelte es sich bis dahin immer noch nur um einen reinen Verdacht. Die Medien konnten nur den Gegenstand der Untersuchung veröffentlichen. Es war nichts bewiesen. Doch dann wurde der Hetzreporterin Diane Dimond der psychiatrische Bericht des Children Services Departments zugespielt und auf dem Silbertablett, sprich, in einem sauber geführten Ordner, in einer Bar überreicht.
Geifernd stürzte sich die Frau auf diesen Leckerbissen, blind für alles um sie herum außer sich selbst und ihrer Karriere, und schon am nächsten Tag wurde der Inhalt veröffentlicht.
Jordys Aussage war eine Bombe, die Michaels Leben zerfetzte. Fassungslos stierte er auf Konterfei seines Freundes, sein eigenes, deformiertes, schizophren wirkendes Gesicht daneben, las die diskriminierenden Headlines, sah die Lügen schwarz auf weiß. Jordy...Jordy hatte ein Geständnis abgelegt. Ein Geständnis! Das war kein Geständnis! Es war ein vergiftetes Messer, das Jordy ihm in den Rücken stieß. Michael bekam keine Luft mehr. Seine Augen waren tiefschwarz.
Schlagzeilen verkündeten, es seien Kinder gefunden worden, die Jackson jahrelang in einem Keller gefangen gehalten und gefoltert hätte. Krampfhaft wurden weitere Opfer gesucht...es lockte ja jede Menge Geld. Das ist schon mal eine Falschaussage wert.
In Riesenlettern wurden diese Kinder von den Medien präsentiert. Doch keines dieser angeblichen Opfer hatte Beweise. Keines sagte aus. Alle verschwanden wieder in der Versenkung, wovon die Medien aber nichts berichteten. Was sollten die Menschen da draußen schon glauben?
Jeder sprang im Namen der Berichterstattung, die schon lange keine mehr war, auf den fahrenden Zug. Ein Zug, der Michael ins tatsächliche Nimmerland fuhr.
Es war Sensationsgegröle – und Tatsachenverdrehung auf unterstem Niveau. Binnen kurzem war die halbe Welt überzeugt, dass Michael Jackson ein Kinderschänder sei. Michael stürzte seelisch und imagemäßig in den Abgrund. N iemand, wirklich niemand, konnte ermessen, wie es ihm in diesen Tagen erging. Er lag auf seinem Bett und weinte sich die Seele aus dem Leib. Und konnte keinem sagen, worum er eigentlich weinte. Der Schmerz zerriss ihm die Brust. Jeder Kontakt mit einem Menschen kostete ihn übermenschliche Anstrengung.
„Jordy“, flüsterte Michael in seine Kissen, „Jordy, warum hast du das getan? Warum?“
Es waren so vielfältige Emotionen, die sich seiner bemächtigten, denen er nicht Herr wurde, von denen er sich noch nicht einmal vorstellen konnte, sie jemals überwinden zu können. Sein bester Freund war keiner mehr. Sein Seelenverwandter hatte ihn für 30 in Aussicht stehende Silberlinge verraten. Derjenige, von dem er geglaubt hatte, ihm rückhaltlos vertrauen zu können. Das war in den ersten Tagen der vorrangigste Schmerz. Wild schrieb er, wo immer er etwas zu schreiben fand, auf Tapeten, auf Papier, an den Spiegel, Texte, Eingebungen, Gedanken.
„Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich...“ wie konnte auf eine solch ehrlich empfundene Liebe eine solche Antwort kommen?
Ihm war schlecht. Sein Kreislauf spielte verrückt. Es war heiß und feucht in diesem Land. Er musste sich übergeben. Er
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