Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
die zwar noch mit Makeup zusätzlich geebnet werden musste, aber Michael war auch aus der Nähe und ungeschminkt schön. Er sah viel natürlicher aus, als ihn die Medien darstellten.
Er nahm sein Image sehr ernst, immerhin war er damit aufgewachsen und es war Teil seines Jobs. Es war ihm ein Bedürfnis, für die Jugend ein Vorbild zu sein, er hatte selbst mitbekommen, wie seine Brüder andere Erwachsene nachgeahmt hatten, inklusive seinen Vater. Image war ihm ein Herzensanliegen. Ihm taten ja schon diese Geschichten mit den Elefantenmannknochen, der Sauerstoffkammer und seinen angeblich zahllosen Operationen weh.
Doch das, was jetzt auf ihn einstürmte war ein Hurrican ungeahnten Ausmaßes.
Unwetter
Die Nachrichten sickerten von Amerika nach Asien wie Tropfen durch ein Infusionsgerät. Seine Crew versuchte, angesichts der Tatsache, dass er fast jeden Abend einen anstrengenden Auftritt hinlegen musste, ihm die Fakten stückchenweise und teilweise gar nicht zu vermitteln, was ein Fehler war. Hätte Michael von Beginn geahnt, welche Größe das Erdbeben hatte, das Chandler losgetreten hatte, hätte er vielleicht anders reagiert.
Zunächst konnte er gar nicht glauben, was ihm da erzählt wurde. Er telefonierte mit Lisa Marie, die mit ihrem schwarzen Humor das Ganze banalisierte.
„Hey, Lisa, was ist los in good old America?“, wollte er wissen und versuchte, seine Angst zu unterdrücken.
„Alter, ich sag’s dir, eine richtige Jackson – Mania, wie man es von dir gewohnt ist! Wie machst du das nur, dass alles bei dir immer solche Dimensionen annimmt?“, fragte Lisa und lachte. „Fuck, ist das geil, du bist ein wahrer Superstar, du stehst wieder mal in jeder Zeitung!”
„Auf diese Art Superstatus kann ich echt verzichten“, erwiderte Michael griesgrämig. „Was schreiben sie?“
„Mein Gott, Mike, die Presse gräbt sich grade selbst ein Riesenloch... es ist wie immer, sie wissen nichts. Sie spekulieren nur. Sie haben nix. Gar nix.“
Ihre Worte beruhigten Michael, aber dann riefen ihn Debbie und Elizabeth Taylor an und erzählten eine völlig andere Geschichte. Debbie berichtete, analog zu Elizabeth, dass seine Berater sich offensichtlich nicht einig seien und einen sehr zweifelhaften Eindruck an die Medien vermittelten, als ob sie selbst von seiner Unschuld nicht überzeugt seien.
„Sie widersprechen sich, bremsen Dinge ab... irgendwas ist da faul“, sagte Debbie. „Mike, manche Details aus deinem Camp gelangen immer zum falschen Zeitpunkt zur Gegenseite. Einer erzählte, dass du mit Jordy in Monte Carlo tagelang im Bett verbracht hättest...du hast ein paar faule Eier in deinen Reihen!“
Und Elizabeth Taylor tutete ins gleiche Horn, machte ihm klar, wie groß das Unheil war, das sich über ihm in seiner Heimat zusammen braute. Und dass dieses im Begriff war sich auf die ganze Welt auszudehnen.
Das Chandler-Camp setzte seine Faustschläge gezielt: Am 21. 08. fand eine Razzia auf Neverland statt. Die Beamten konfiszierten alles, was sie kriegen konnten. Gierig nach skandalösen Enthüllungen griffen sie Tagebücher, Videokassetten, Zeitschriften, Bade-, Kosmetik- und Schminkartikel, Dokumente...alles, was ihnen in die Hände kam. Sie brachen in mühseligen Anstrengungen den Safe auf – um nichts zu finden. Sie durchwühlten und fotografierten alle Räume, das gesamte Gelände, nichts blieb so, wie es war.
Michael wurde schlecht, als er davon hörte. Sein Neverland! Sie schändeten sein Zuhause! Gierige Hände auf seinen Sachen!
Damit wurde den Medien ein echter Tatsachenbericht ermöglicht – und damit Schlag zwei:
Am 23. 08 berichtete das Fernsehen über die Durchsuchung und es wurde bekannt, dass ausgerechnet der Saubermann Nr. Eins, der von zwei Präsidenten der Vereinigten Staaten Preise für den Verdienst an der Jugend erhalten hatte, eines widerlichen Verbrechens verdächtigt wurde. Einen Tag später rückten sie mit dem Gegenstand der Untersuchung heraus:
Michael Jackson, der mysteriöse Superstar, hatte ein ekelhaftes Geheimnis: Er war ein Kinderschänder. Und Jordy, sein bester Freund, hatte ihn angeklagt.
In den U.S.A brach ein Inferno aus. Der Skandal zog sich mächtig und lange durch alle Medien.
***
„Die Presse erstattete nicht Bericht“, erklärte mir Michael. „Sie taten alles, um die Sache zu verzerren. Sie zeigten blödsinnige Bilder von mir, die sie am Computer verändert hatten, sie...kramten in der Gosse nach bezahlten Typen, die hanebüchene Aussagen machten -
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