Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
untersetzter Mann mit resigniert – traurigen Augen, der sich sichtlich unwohl fühlte. Der am liebsten vor der ganzen Situation geflohen wäre. Das wären gern alle, die sich in dem Raum befanden.
„Es... tut mir so leid, Ihnen nichts anderes sagen zu können“, sagte der Arzt hilflos.
„Wie lange noch?“, flüsterte Beth heiser.
„Vielleicht eine Woche, vielleicht zwei. Wenn die Niere versagt, geht es schneller.”
Beth gab ein Geräusch von sich, als ob dies ihr letzter Atemstoß wäre und brach in einen so heftigen Tränenstrom aus, dass sie keine Luft mehr bekam. Sky stürzte zu ihr, sie beide gingen buchstäblich in die Knie und, auf den Boden sinkend, sich umklammernd, weinten sie mit offenen Mündern und lautem Schluchzen. Der Schmerz zerriss ihnen das Herz. Im Bettchen lag ihre im Sterben liegende, unheilbar kranke Tochter Sun. Sie war zwei Jahre alt.
Der Arzt floh aus dem Zimmer.
„He, Mike, die Eltern kriegen so schnell kein Geld von der Bank. Sie können sich die OP nicht leisten und es ist keine Niere aufzutreiben.“
Frank, Michaels engster Freund, händigte ihm ein Bildchen aus. Ein süßes kleines, braunhaariges Mädchen lag, angeschlossen an alle möglichen Geräte und Transfusionen, in einem Krankenbett.
„Die Eltern sind jetzt schon verschuldet wegen der hohen Krankenhauskosten. Die Kleine hat Krebs und sie braucht eine Organspende.”
„Oh, mein Gott, das arme Ding! Wie heißt sie?“
„Sie heißt Sun, aber ihre Eltern nennen sie Shiny...so’ne Art intimer Kosename...“
„Wann kann ich sie besuchen?“ fragte Michael. Seine Hand, die das Foto hielt, zitterte. Er hatte das Gefühl, er müsse sofort dorthin, bevor es zu spät sei. So was konnte er sehen. Er erkannte auch bei fremden Leuten, wenn und wie krank sie waren.
Frank hatte den Besuch gleich am nächsten Tag organisiert. Die Blumfelds trauten ihren Ohren nicht, als sie hörten, dass Michael Jackson ihre kleine Tochter besuchen und für alle notwendigen Operationen aufkommen wolle.
Bis heute konnte Sky nicht wirklich begreifen, was damals abgelaufen war. Er war ein nüchterner, disziplinierter Beamter, bekannt für seinen scharfen Verstand. Aber diese Begegnung konnte er bis heute nicht fassen.
Sie waren ins Krankenhaus geeilt. Ein schüchterner Mann stand, mit einem Mundschutz versehen, zusammen mit Frank an der Wand. Sky ging auf Michael zu und hatte den Eindruck, er weiche ein bisschen vor ihm zurück. Er schien tatsächlich so scheu, wie sie sagten.
Doch das änderte sich, als sie in das Zimmer von Sun gingen. Die Kleine lag apathisch in ihrem Bettchen und Michaels Augen waren intensiv auf das Kind gerichtet. Sein Blick wurde unendlich weich, als er die Kleine ansah. Er zog den Mundschutz herunter und fragte:
„Darf ich sie anfassen?“
Beth und Sky nickten stumm, überwältigt von ihren Gefühlen und der winzigen Hoffnung, die wie ein vorsichtiger, kaum wahrnehmbarer Sonnenstrahl mit dem Zustandekommen der OP aufgetaucht war - und mit der Präsenz dieses schmalen Mannes, der am Bett ihrer Tochter saß, die Augen voller Liebe und ihr zuredete, dass sie noch viel vorhabe in ihrem Leben und dass es ihre Pflicht sei, wieder gesund zu werden. Er flüsterte in ihr kleines Ohr, strich mit dem Finger über die weichen Wangen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Und Sun entspannte sich. Waren ihre Brauen vorher in Schmerz zusammen gezogen, sah sie nun unverwandt diesen Mann mit den riesengroßen Augen an. Ein leichtes Lächeln lag auf ihrem Gesichtchen.
„Gott, was für ein süßes Kind“, sagte Mike, als er aufschaute und die verwunderten Blicke der Eltern registrierte.
Beth konnte nichts sagen. Sie musste schon wieder weinen. Michael ging auf sie zu und umarmte sie und Beth spürte, wie sie Kraft daraus gewann. Sky beobachtete dies alles, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können.
Als Michael mit dem Arzt sprach, war dieser sehr zurückhaltend, als ob er nicht wüsste, was er von all dem halten sollte und Sky konnte ihm das nicht verdenken. Allerdings schien Michael dieses Verhalten gewohnt zu sein und er schien kompetent, was seine Fragen bewiesen. Dann drehte er sich zu Beth und Sky um:
„Ich habe viel über diese Krankheit gelesen...ich denke, es gibt Hoffnung. In meiner Organisation sind wir mit einer Datenbank vernetzt, die Organspenden rund um den Globus ausfindig macht. Wir haben alles in die Wege geleitet.”
Beth war die Erste, die sich aufraffte.
„Mr. Jackson“, sagte sie
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