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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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den Mund!“, fauchte Michael und wich vor mir zurück.
    „Ich halte aber nicht den Mund!“, rief ich mit wild klopfendem Herzen. „Ich bin kein Angestellter von dir! O ja, du kannst mich wegschicken! Aber die Botschaft bleibt! Bis du verdammt noch mal verstehst! Bis sie endlich in deine arme, gepeinigte Seele vordringt! Zum kleinen, armen Mike in dir drin, der schon so lange von all diesem Mist erlöst sein will! Der dich liebt, so wie du bist!! Ohne dass du den verdammten Moonwalk tanzt!“
    „Sei still!“, schrie Michael, „sei still, sei still, sei still! Sei verdammt noch mal still!“
    „Ich will aber nicht still sein!“, schrie ich und Tränen der Verzweiflung stürzten aus meinen Augen. „Du lebst dein ganzes Leben in einem Irrtum! In einem Missverständnis, das so viele haben! Du willst so unbedingt ein lieber Mensch sein, der brave Junge, der gottesgläubige Junge und bist so grausam zu dir selbst! Du lässt jedes Gesindel an dich ran! Warum hast du nur Menschen wie die Arvizos in dein Haus gelassen? Wer, der was auf sich hält, würde sich mit solchen Leuten abgeben? Aber du, du willst ja unbedingt geliebt werden! Du bist ein guter Mensch, Michael, aber wenn du dich selbst so runter machst, ziehst du eben Energien an, die dich runter ziehen! Du bist der Verursacher! Du musst etwas ändern! Du musst keine Liebe empfangen – du bist Liebe! Hör verflixt noch mal auf, sie zu fordern!
    „Stopp!“, schrie er hysterisch und in voller Lautstärke, „Stooopp! Stopp! Stopp! Hör auf! Hör auf!!! Schluss!“ Seine Stimme überschlug sich. Gehetzt brüllte ich zurück:
    „Und weißt du, was dein allergrößtes Verbrechen ist? Dass diese Liebe so offen und ungehemmt aus dir rausströmt! Jeder Trottel kann sie wahrnehmen – nur du nicht! Du schwimmst in Liebe und lässt dein eigenes Herz verhungern!“
    Mit aufgerissenen Augen stand er vor mir. Er wollte brüllen, sein Mund klaffte auf in einem ersticktem Schrei. Sekundenlang. Und dann...dann kam ein bestialischer Laut aus seinem Mund und er fing an zu kreischen, wie in einem Horrorfilm, so laut, so hoch, so schrill, dass ich kaum die Worte verstand:
    „Das ist nicht wahr!“, schrie er grell, „das nicht wahr! Es ist nicht wahr, nicht wahr, nicht wahr... nicht wahr...!!!“
    „Und wenn du darüber krepierst“, zischte ich in sein Geschrei, „es ist wahr! Ob du willst oder nicht!“
    Doch er hörte mich nicht mehr. Ununterbrochen schrie er in dieser hohen, unmenschlichen Tonlage weiter, als wolle er jedes weitere Wort von mir verhindern.
    „Sei still!!! Stopp! Stopp! Halt endlich deinen Mund, halt deinen verdammten Mund, sei endlich still! Hör auf! Hör endlich auf!!! Hör auf! Hör auf! Hör auf... Es ist nicht wahr...nicht wahr, nicht wahr...!“
    Entsetzt hielt ich die Luft an. Er befand sich in einer unkontrollierbaren Hysterie. Panisch verdrehte Augen, halb wahnsinnig, stierten mich an und er schrie, schrie, schrie...oh Gott, er schrie so hoch, so grell, so schrill... irgendwelche Dinge, die zu verstehen ich mich gar nicht mehr bemühte. Er hatte seine Hände an beide Ohren gepresst, drückte seinen Kopf zusammen, ging in die Knie, kauerte sich zusammen, verweigerte sich panisch jedem weiteren explosiven Input.
    Erschüttert starrte ich ihn an, wusste nicht, was tun. Alles in ihm stand auf Widerstand und Konfusion, nagelte ihn fest wie erstarrende Lava einen Einwohner Pompejis beim Vulkanausbruch, unfähig zur Flucht. Wimmernd hielt er sich den Kopf, als ob er Angst hätte, er würde platzen. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, er zitterte, stand unter einem ungeheuren Hochdruck, ein Abbild äußerster, irrer Anspannung.
    Unwillkürlich stieß ich die angehaltene Luft aus. Der Pfeil war abgeschossen, ich konnte nichts mehr tun.
    Ich fühlte, wie ich innerlich sank, wie mich lediglich diese massive äußere Spannung aufrechterhielt. Mike stand vor mir, bebend, keuchend, mich mit Blicken durchbohrend, hasserfüllt. Er atmete heftig und schwer, sein Brustkorb rasselte, als hätte er Asthma, jäh fuhr seine Hand zum Herz. Das Keuchen wurde lauter, jedem Atemzug entrang sich ein ächzendes Geräusch und er atmete ein und aus, ein und aus, immer schneller und schneller und schneller. Mit der eskalierenden Heftigkeit seiner Hyperventilation wuchs meine Panik. Ich wusste, dass Menschen, die zu unvermittelt mit ihrem Innersten konfrontiert wurden, wahnsinnig werden konnten. Es ist als ob das Herz gegen den Verstand donnert und einen Crash

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