Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
fielen sich in die Arme.
Seine Tränen flossen in Graces Haar. Michael drückte sie fest. Sie streichelte seinen Rücken und hielt ihn. Sie hielt ihn so fest sie nur konnte.
„Grace“, flüsterte er, „ich hoffe, ich kann es noch drehen.”
***
Michael wirkte ernst und in sich gekehrt. Unser heftiges Erlebnis war noch nicht allzu lange her und wir hatten uns danach nicht gesprochen. Er hatte viel Zeit allein verbracht und ich war ihm mehr oder weniger aus dem Weg gegangen. Beide hatten wir kein Bedürfnis zu reden gehabt.
Aber heute saß Michael zum ersten Mal wieder mit den Kindern im Wohnzimmer und ließ sich erzählen, was sie tagsüber erlebt hatten. Die Kinder genossen seine Anwesenheit und schienen geradezu in ihn hineinkriechen zu wollen. Paris hatte sich auf seinen Schoß gekuschelt und er streichelte ihren Rücken. Prince beschäftigte sich mit Blanket und sah mit unsicheren Blicken immer wieder zu seinem Vater hinüber. Michael sah es.
„Komm her, mein Großer“, sagte er und Prince stellte sich an seine Seite. Michael, mit Paris auf seinem Schoß, schlang den Arm um seinen Ältesten, während Blanket sich an sein Bein klammerte.
„Ich liebe euch“, flüsterte Michael. „Ich liebe euch so sehr… so sehr… so sehr…“ Und die Kinder drückten ihn. Ihre kleinen Münder bedeckten ihn mit Küssen und Michaels Liebe zu ihnen strömte wie ein reißender Bach durchs ganze Haus. Diese Liebe war ihm alles wert. Einfach alles. Und er fühlte, sie war auch für ihn da.
Cool down
„Wie geht es dir?“
„Viele Fragen.”
„Schieß los.”
Als er mir sein Gesicht zuwandte, wirkte es zum ersten Mal nicht gequält und die Schönheit seiner Augen trat umso mehr zutage.
„Bist du wirklich der Meinung, mein Schicksal ändert sich jetzt?“
„Ja, bin ich. Wenn du dran bleibst.”
„Was meinst du damit?“
„Wenn du dir endlich jemanden suchst, der mit dir den Rest deiner unseligen Muster ausräumt.“
„Ich weiß nicht, ob ich soviel Zeit habe“, flüsterte Michael.
„Oh, Michael, bitte nimm sie dir! Es ist dein Motor, wenn du gegen den Strom schwimmen willst, um in ruhigere Gewässer zu kommen.“
„Und du meinst wirklich, wenn ich anders gedacht hätte, wäre das nicht passiert?“
„Wenn du damit Autosuggestionen meinst“, sagte ich, „Nein. Wenn du dir dauernd sagst, die Welt ein Paradies und dein Unterbewusstsein sagt dir was anderes...dann zählt das Unterbewusstsein. Und das wiederum ist, wie bei allen Menschen, von unseligen Schwüren und Mustern geprägt. Deshalb musst du die Dinge heilen, weil sonst nur Eiter aus der Wunde fließt und das sind keine schönen Projektionen. Geh nach innen. Such dort“.
Er schwieg, aber dieses Schweigen war von einer zweifelnden Hoffnung erfüllt. Eines, das nur ansatzweise wieder an das gelobte Land glaubte, und nicht wagte, allzu enthusiastisch zu sein.
„Warum schnappst du dir nicht die Kinder und verschwindest irgendwohin, wo du einigermaßen in Ruhe leben kannst? Geh in die Schweiz! Oder nach Deutschland! Dort sind die Leute nicht so kirre.“
Michael musste grinsen.
„Geh doch! Was hält dich hier?“
„Bis jetzt haben sie mich noch überall gefunden“, sagte er.
„Ja, und? Wenn du abgeschieden lebst, weit weg vom Schuss… meinst du nicht, dass das Rad sich langsam ausdreht? Du hast mir doch gesagt, dass du nicht pleite bist. Vielleicht bist du nach Bezahlung deiner Schulden auch nicht mehr so reich – aber du kannst dich doch einschränken. Und ein ruhiges Leben führen.“
„Und nach wie vor nirgendwohin gehen.“
„Das wird sich zeigen. Was hält dich? Die Gesichter der Kinder verändern sich. Du könntest sie in eine normale Schule geben. Unter falschen Namen. Oder in ein Internat. Du hättest Ruhe.“
„Ich…denke gerade darüber nach“, sagte er zu meiner Überraschung. Offen gestanden war ich darüber so überrascht, dass mir gar nichts dazu einfiel. Dafür machte Michael weiter:
„Wir…wir sind mit dem Thema noch nicht am Ende“, sagte er und schaute mich an. „Es gibt noch etwas, was wir nach hinten geschoben haben.“
„Ja…stimmt“, sagte ich, erstaunt, dass er sich daran erinnerte, „das Thema Misstrauen.“
„Genau. Mein…besonderes Kreuz.“
„Oja, dein besonderes Kreuz“, nickte ich und lächelte, „aber wie ist das mit dem Hauptthema? Wie denkst du darüber?“
„Ich…ich denke, dass du Recht hast“, sagte er zögernd. „Ich hielt es für normal, geliebt werden zu
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