Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
wollen.“
„Das tun alle, fast alle. Und es ist so schön, geliebt zu werden“, murmelte ich. „Niemandem gönne ich das mehr als dir! Du wirst sehen, das fließt dir jetzt ganz bestimmt zu! Und was dein Doppel-Missverständnis angeht: Schau, es ist eigentlich ganz einfach. Du möchtest geliebt werden und du sehnst dich danach. Du lehnst dich aber innerlich ab. Also begegnen dir im Außen Situationen, die dir das klarmachen. Du siehst also, wie gemein und garstig die Menschheit ist. Also bist du ihr gegenüber misstrauisch. Aber warum sollten Menschen dir vertrauen, wenn du ihnen misstraust? Und wenn du sogar dir misstraust? Warum sollten Menschen dich lieben, wenn du dich nicht liebst? Und warum sollen sie dich fair behandeln, wenn du mit einem Schild herumläufst auf dem steht: Ich misstraue euch! Betrügt mich, damit meine Einstellung sich bewahrheitet! Das ist das Doppelkreuz. Mit deiner Einstellung Erwachsenen gegenüber verhinderst du, dass die richtigen Leute zu dir kommen. Es kommen immer nur Leute, die dir deine Einstellung bestätigen, aber es nützt nichts, Menschen einfach so zu vertrauen, solange du die Grundlage für das Misstrauen in dir nicht gelöst hast und so beißt sich die Katze in den Schwanz. Es gibt fiese Menschen da draußen, die Frage ist nur, ob sie deinen Weg kreuzen müssen.
Und was das Geliebtseinwollen angeht: Das Paradoxon ist, dass du wahrscheinlich mit Liebe überschüttet wirst, wenn du nicht mehr suchst... dass du sie genießt, aber nicht brauchst. Oh, Michael, du bist mit der Liebe so verbunden! Du hast doch schon längst, was du suchst. Deine Fähigkeit, Songs zu schreiben, auf der Bühne so präsent zu sein, das ist Gottes Präsenz, das weißt du ja längst. Du schöpfst dauernd aus dieser Quelle, aber in erster Linie ist sie dafür da, dich glücklich zu machen. Und du wirst sehen: Dann brauchst du weder Anerkennung, noch Applaus, noch sonst was. Dann bist du frei. Dem bleib treu. Bisher hast du nur an der falschen Stelle gesucht.”
„Oh, Gott!“, sagte Michael und schlug die Hände vor’s Gesicht, „oh, Gott… wenn das stimmt, was du sagst, Chirelle, dann…dann…dann wäre eine Lösung so einfach!“
„Ja“, lächelte ich, „
Alles, was du tun musst, dich ständig daran zu erinnern – bis du es nie mehr vergisst.”
Spät am Abend kam er noch einmal zu mir ins Zimmer. „Aber wenn sich doch nichts ändert…wenn du doch nicht Recht hast…“
„Michael, ich will nicht Recht haben“, sagte ich, „und es wird sich nicht sofort etwas ändern. Du hast fünfzig Jahre lang in eine Richtung gedacht. Stell dir vor, du gießt ein Glas halb voll mit schwarzer Tinte. Was meinst du, wie viel reines Wasser du dazugießen musst, bis das Wasser im Glas klar ist? Aber gerade hast du einen Wasserfall in dir. Lass es laufen.”
Ein anderes Mal fragte er mich: „Und wie gehst du mit denjenigen um, die dich verletzt haben?“
„Sie haben mich ja im Grunde nicht verletzt. Ich war verletzt. Mein Ego. Sie haben mir ja nur gezeigt, wie ich dachte.“
„Konntest du ihnen so einfach verzeihen?“
„Oh, nein, ganz und gar nicht. Ich war… völlig durch den Wind, ich war…wütend, frustriert, traurig. Ich hab viel geweint in diesen Zeiten. Es war ein Prozess, wie alles im Leben.”
Michael sagte: „Ich kann mich erinnern, wie du am Anfang unserer Unterhaltung sagtest, dass…dass die Menschen, die mich verletzt haben…dass es eine Abmachung war… dass es so vereinbart war. Wenn es so wäre, hätte ich dann was verhindern können?“
„Aber natürlich, Michael“, sagte ich, „wenn du verstehst, brauchst du keine Lehrer mehr. Du hättest dann gewisse Leute wohl nie getroffen.“
„Leute, wie Evan und Gavin“, sagte Michael bitter, „Bashir. Und Sneddon.“
Ich legte meine Hand auf sein knochiges Bein. „Michael, es ist ein langer Weg zur eigenen Liebe, aber das Wichtigste ist, dass du dir selbst verzeihst, dass du nicht wieder grausam zu dir bist. Die Vergangenheit ist vorbei. Es ist wichtig zu wissen, dass du deine Geschichte vergessen kannst. Du bist nicht deine Geschichte. Bist nicht dein Verstand. Du bist viel mehr. Stopp. Nix mehr aufwärmen. Okay?“
Er lächelte. „Woher weißt du das alles?“
„Ich war selber der Meister im Aufwärmen. Glaub mir, ich blöde Nuss habe jahrelang in der gleichen Scheiße gebadet. Was für eine Verschwendung.“
„Aber...manchmal...oft fühle ich noch...“
„Gib dir Zeit, Michael“, antwortete ich, „das ist
Weitere Kostenlose Bücher