Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Comeback dachten.
„Wo ist Jake?“ fragte Mike. Nervös lief er durch das Haus und seine Rastlosigkeit nahm von Tag zu Tag zu. Jede Minute, die er auf ihn wartete.
Aber Jake kam nicht. Er blieb spurlos verschwunden.
Ein altbekanntes Gefühl, das er nicht haben wollte, kroch in seinem Bauch hoch, das immer stärker wurde. Er fühlte sich wie aufgerissen. Seine Stimmung schwankte von euphorisch bis niedergeschlagen. Er hatte das Gefühl ausgeliefert zu sein, hatte Angst vor dem Konzert. Das Konzert, das Konzert! Oh, Gott! Sie würden ihn ausbuhen! Sie würden ihn niedermachen! Er sehnte sich nach Chirelle. Am liebsten hätte er jetzt einfach geredet. Wo war Jake? Ausgerechnet jetzt ließ er sich nicht blicken!
Seine Unruhe wuchs. Sein Herz stach. Unwillkürlich fuhr seine Hand in die Brustgegend. Was war los mit ihm? Alte, vertraute Furcht kroch hoch. Wurde er vergiftet? Was hatte er heute gegessen? Wo hatte er gegessen? Wer war dabei gewesen?
„Ich werde nie glücklich sein“, dachte er, wie er es Millionen Mal gedacht hatte. Aber...so wollte er nicht mehr denken! Es war ihm doch die letzten Wochen so gut gelungen! Tag für Tag hatte er sich bewusst umprogrammiert und er hatte den Fortschritt spüren können. Und an manchen Tagen hatte er sich richtig frei gefühlt. War in eine tiefe Glückseligkeit gesunken, die ihm klar machte, wo er hinmusste. Wieder dachte er an Chirelle. Dachte daran, wie sie ihm gesagt hatte, dass er nicht sein Verstand, nicht seine Gedanken sei und dass diese Gedanken beeinflussbar waren. Das war ihm jeden Tag besser gelungen… aber manchmal… fühlte er sich plötzlich schwach, nicht mehr in der Lage, diese wilden Fiktionen zu bändigen, diese Angst in den Griff zu bekommen, eine Angst, die sich wieder selbständig zu machen schien. Warum, warum? Seit wann war das so? Warum klappte das nicht mehr?
Er ging in den Tanzraum. Drehte die Musik auf. Ließ sie in sich fließen. Seine Füße begannen, sich zu bewegen, seine Arme, sein Unterleib, sein Körper. Für kurze Zeit entschwand er mit seinem Bewusstsein in andere Dimensionen, war er erlöst vom Denken. Doch als die Musik stoppte und er in der Dunkelheit des Raumes stand, spürte er den prompten Tribut, den sein Körper für die Verausgabung forderte: Schmerz.
Ächzend wankte er in sein Schlafzimmer. Seine Schultern taten ihm so weh, dass er kaum aus dem Hemd kam. Als er sich setzte, um die Hose auszuziehen, fühlte er sich wie ein 80-jähriger Mann. Seine Knie glühten wie die Hölle.
Entmutigt sackte er zusammen. Der Angstpegel stieg um ein weiteres Level. Wie um alles in der Welt, sollte er die vielen Proben und das Konzert durchstehen? Er würde ein Wrack sein, bevor noch die erste Rehearsal vorbei war! Er durfte sich nicht in dieses Fahrwasser begeben. Es brachte ihn um.
Er gab sich einen Ruck. Am nächsten Tag informierte er seine Manager und den Konzertveranstalter:
„Ich kann das Konzert nicht machen“, eröffnete er ihnen unglücklich. „Es tut mir leid, aber die gesundheitlichen Voraussetzungen sind zu dürftig… es geht nicht.“
Und zu seinen Managern gewandt, im Hintergrund den bleich gewordenen Veranstalter registrierend: „Ich brauche eine andere Lösung. Es muss eine geben.“
Aufruhr nach seiner Aussage. Michael war einfach aufgestanden und gegangen. Seine Manager versicherten in aller Eile dem Veranstalter AEG, dass das nicht das Ende sei und wetzten Michael hinterher. Sie redeten auf ihn ein, machten ihm klar, dass dies sein finanzieller Exit wäre. Ob er denn nicht an seine Kinder denke? Schließlich brachten sie ihn nach Hause zurück mit Michaels Zusage, sich das Ganze noch einmal zu überlegen.
Am nächsten Tag fand eine Besprechung in Michaels Haus statt. Sie machten ihm Hoffnungen, sprachen ihm Mut zu. Sie versprachen ihm alles, was er wollte, sagten, sie würden sich ganz besonders um ihn kümmern, alle Eventualitäten berücksichtigen.
„Wir stellen eine Rundum-Betreuung sicher“, sagte der Konzertveranstalter. „In der Zwischenzeit hast du ja auch jetzt schon Doubles, auf die wir zurückgreifen können. Wir stellen dir einen Arzt ein, der sich speziell um deine Belange kümmert. Wir brauchen für die Versicherung sowieso ein Gutachten und einen Gesundheitscheck. In drei Tagen beginnen wir mit den Untersuchungen.“
Michael dachte an Jake. Der gesagt hatte, sein Leben stünde so oder so auf dem Spiel. Er holte tief Luft. Dann schon lieber so. Er würde es machen. Ein Konzert. Und er
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