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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Menschen kamen manchmal zu ihm, nicht, weil sie etwas hatten, nur, damit jemand sie anfasste, Nähe schuf. Und es waren mittlerweile nicht nur alte Leute, die danach suchten.
    Und dieser Patient hier... meine Güte, dachte er...was ich dir verordnen würde, wären 24 Stunden Streicheln ohne Sex und das sieben Mal die Woche.
    Er hätte nicht auf das Ergebnis der Blut, Röntgen, EKG- und Tomografieuntersuchung warten müssen, um die Diagnose zu stellen.
    Der Anruf kam in der Nacht. Schlaftrunken nahm er ab. Eine heisere Stimme meldete sich.
    „Es geht um den Patienten von heute Nachmittag“, krächzte die Stimme. „Der Mann ist am Ende. Ich weiß, was man Ihnen geraten hat. Aber ich bitte Sie im Namen des Eides, den Sie geleistet haben, diesen Mann als nicht arbeitsfähig einzustufen.“
    Verwirrt hielt der Arzt den Hörer in der Hand.
    „Hören Sie“, brachte er trotz seiner Verblüffung heraus, „besagte Berufsethik sagt mir, dass Sie das a) nichts angeht und b) ich mich nicht beeinflussen lasse. Wer sind Sie?“
    „Ein Freund.“
    „Name?
    „Wie naiv sind Sie?“
    Der Arzt schluckte. Er dachte an den abgezehrten, aufgebrauchten Körper, um den es ging. Er war nicht naiv, nein, er wusste, um was es ging.
    „Hören Sie, Mister“, sagte der Arzt kurz und bündig, „wenn Sie die gleiche Person meinen wie ich, dann kann ich Ihnen versichern, dass ich in diesem Fall für einen Zwangs-Dauerurlaub mit Entzug und Reha für mindestens fünf Jahre plädieren werde. Und zwar nicht, weil Sie anrufen, sondern wegen besagter Ethik. Zufrieden?“
    Klack. Und die Nacht war wieder still.
    Nach diesem Erlebnis konnte Coleman nicht ins Bett. Er ging an die Bar und holte sich einen Whisky. Auf dem Barhocker sitzend dachte er nach.
    Z wei Nächte später und einen Tag vor der Bekanntgabe der Untersuchungsergebnisse wurde er erneut aus dem Schlaf gerissen.
    „Mr. Coleman?“, quakte eine kalte, geschlechtslose Stimme. Eine Computer-Verzerrung. Technisch-blechern schuf sie eine unangenehme, surreale Atmosphäre.
    „Wer ist dran?“, fragte Coleman alarmiert.
    „Tut nichts zur Sache. Wir kennen die Untersuchungsberichte. Und wir möchten an Ihr Mitgefühl appellieren. Wenn dieser Mensch nicht mehr in der Lage ist, Geld zu verdienen, krepiert er.“
    Pause.
    „Haben Sie das verstanden?“
    Coleman schwieg noch drei Sekunden. Der andere schwieg mit.
    „Wer immer Sie auch sind“, antwortete er dann mit belegter Stimme. „Wenn...’dieser Mensch’, wie Sie ihn nennen, dieses Pensum bewerkstelligen soll, krepiert er auch.“
    „Das wird er nicht.”
    „Was macht Sie so sicher?“
    „Wir wissen mehr als Sie. Wir schützen ihn auf unsere Weise.“
    Die metallene Stimme hatte einen fast bittenden Unterton, was den Charakter des Anrufes noch seltsamer machte. Als ob ein Alien aus dem Weltall anrief, der unvermutet menschliche Emotionen aufwies.
    „Wie soll das gehen?“, fragte Coleman. „Das ist nach medizinischen Gesichtspunkten einfach nicht drin.”
    „Schätze, Sie müssen uns einfach glauben.”
    „Das ist mir zu wenig.“
    Die Metall-Stimme schwieg.
    „Glauben Sie mir, Sie töten ihn sicherer, wenn Sie ihn nicht auf die Bühne lassen. Es ist seine einzige Chance.“
    Coleman schwieg.
    Die Stimme: „Wollen Sie Geld? Wie viel?“
    „Ich will kein Geld“, sagte Coleman angewidert.
    Dann hörte er nur noch das Rufzeichen.
    Am nächsten Morgen stand der Patient vor ihm. Helles Gesicht, dezentes Makeup, rote Lippen, orientalische Augen. Ein Gemälde. Ein Ausdruck von Stille. Er saß auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch, auf den Coleman ihn komplimentiert hatte. Obwohl Colemann wusste, dass sein Patient unter dem Messer gelegen war, war er fasziniert von seiner Schönheit. Etwas an ihm veredelte ihn, eine innere Schönheit, die seinem Gemüt entsprach. Seine elfenhafte Statur hatte etwas Königliches und dennoch wirkte er bescheiden.
    „Mr. Jackson“, begann der Arzt, „ich muss Ihnen leider...“
    Michael beugte sich vor und sah dem Arzt intensiv in die Augen.
    „Lassen Sie mich das Konzert machen“, sagte er, „es ist meine einzige Chance. Sagen Sie mir, was ich tun muss, um es zu überstehen.“
    Schweigend sah ihn Coleman an und schüttelte leise den Kopf.
    Michael beugte sich mit flehendem Blick nach vorne.
    „Bitte“, flüsterte er.
    Noch immer schwieg der Arzt.
    „Sie müssen mich nicht behandeln, wenn Sie nicht wollen...aber lassen Sie mich auf die Bühne. Bitte. Bitte lassen Sie mich noch einmal

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