Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
und sie hatten ihn nie, nie verlassen. Sie waren immer noch da! Sie halfen ihm, wie immer, hatten geduldig auf ihn gewartet.
Während die Leute am Tisch wild durcheinander gackerten, aufgeregt, aufgedreht, formulierte Michael in seinem Herzen ein Riesendankeschön an seine Fans, an die Menschen, die nach wie vor nach all den Jahren, unverrückbar zu ihm hielten. Da drangen weitere Sätze an sein Ohr:
„Das wären zehn Konzerte… zehn Konzerte… damit bist du durch! Und die Bank, die kann dich dann mal! Michael – Jackson - is - back !! Das wird das größte Comeback aller Zeiten!!!“
Es kam, was kommen musste: Sie machten Michael klar, dass das schwierigste die Proben seien. Wenn das Programm einmal stünde, wäre es nicht mehr so schlimm. Dann würde er immer nur das Gleiche machen müssen – er müsse ja nicht reisen, es fände ja alles an einem Platz statt und in gehörigen Abständen, damit er sich auch wieder erholen könne. Sie würden ihn fit machen, ihn fit halten, ja, sie seien davon überzeugt, dass es ihm seelisch nach diesen Konzerten besser gehen würde, als jemals zuvor...dass dies die wahre Therapie sei. Sein Ansehen würde steigen! Die alten Vorwürfe endgültig in Vergessenheit geraten! Und: seine finanzielle Situation würde sich total entspannen, wenn nicht sogar lösen!
Sie sahen ihn an, diesen stillen Mann mit dem tiefen Blick und ihnen wurde mit einem Mal fast ehrfürchtig bewusst:
Zwanzig Jahre gezielte Häme, die größten Verleumdungen und der ganze Dreck der Welt hatten es nicht geschafft, den Mythos und die Größe von Michael Jackson zu zerstören. Sein Licht leuchtete durch all das hindurch und wurde von vielen Menschen da draußen bewusst oder unbewusst wahrgenommen. Von Menschen, die sich freuten, dieses Licht wieder voll scheinen zu sehen.
Er konnte nicht schlafen. Wanderte durch das Haus. Küsste seine Kinder. Dachte nach.
Zehn Konzerte. War er, sein Körper, dem gewachsen? Mit den Medikamenten fühlte er sich gut. Wenn er sie nahm, glaubte er daran, es schaffen zu können. Aber er konnte nicht schlafen. Nach Konzerten schon gar nicht. War regenerationsunfähig.
Er machte sich nichts vor. All diesen Managertypen wäre es egal, wie es ihm nach den Konzerten gehen würde. Aber ihm war es nicht egal. Er wollte seine Familie leben, wollte für sie da sein. Wollte nicht mit 50 ein irreparables Wrack sein, weil andere mit ihm Geld machen wollten…er war bereits gesundheitlich geschädigt, er musste jetzt die Kurve kratzen...aber genau jetzt standen die Banken vor ihm und setzten ihm die Pistole auf die Brust. Er wusste, warum. Es ging immer und immer wieder um den ATV/Sony-Katalog, um seine Person als Gelddruckmaschine. Einer der Verantwortlichen hatte klar gesagt, dass er, Michael Jackson, nach der Finanzkrise das beste Investment überhaupt sei. Und Randy Phillips, Konzertverantworlicher von AEG hatte ihm klargemacht, es sei eine „Do it or die“-Situation.
Michael dachte wieder an Jake. Der wäre sein einziger Ausweg. Aber Jake war nicht da.
***
Die Verantwortlichen schnappten aufgrund des Ticketverkaufs fast über. Sie rauften sich die Haare, hatten strahlende Augen, waren begeistert und behandelten Michael wie einen König. Was er auch war. Er war der King of Pop. Er war der König der Herzen. Und der Sklave seiner Untertanen.
Sie zeigten Michael die Presseberichte, die Resonanz in den verhassten Printmedien. Zum ersten Mal seit Jahren gab es positive Artikel. Als ob die Reporter es ebenfalls nicht fassen konnten, dass er noch lebte, dass er noch stand...dass er all diese Skandale, die Schmach und tödlichen Stiche überlebt hatte...vor allem, dass die Menschen da draußen so euphorisch auf ihn reagierten. Zum ersten Mal seit unendlichen Zeiten war so etwas wie Respekt und Hochachtung zwischen den Zeilen zu lesen...und es trieb ihm die Tränen in die Augen.
Die Spannung, die Aufregung, Michael Jackson, die Legende, wieder auf der Bühne zu sehen, eskalierte mehr und mehr.
Er sagte den Leuten, ein Konzert wäre das Äußerste gewesen.
Aber sie bearbeiteten ihn erneut, machten ihm Rechnungen auf, wie er alles, alles wieder zurück gewinnen könne, wenn er nur ein halbes Jahr lang auf der Bühne stünde. Ein halbes Jahr, Michael! Was ist ein halbes Jahr! Du hast Freizeit zwischen den Konzerten! Wir arbeiten Pläne für alle Fälle aus! Es gibt Playback, es gibt Möglichkeiten...wir sorgen für medizinische Betreuung, rund um die Uhr. Beschließe deine
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