Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
nach all dem, was man so hört...und seine OP – Besessenheit...der totale Freak, was?“ Tom grinste mich an, aber diesmal kam das gar nicht charmant rüber.
„Ja, sagt man so“, antwortete ich und biss die Zähne zusammen. „Ich mag ihn trotzdem. Vielleicht seid ihr Amerikaner einfach durch eure hohe Kriminalitätsrate geschädigt...aber ich glaube persönlich nicht, dass Jackson Kinder vernascht.“
Die letzten Sätze waren heftiger rausgekommen als gewollt und ich drehte mich um, damit Tom meinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Komischerweise fühlte ich mich verletzt, als ob er etwas an mir persönlich bemängelt hätte. Blind starrte ich auf die Seiten in meiner Hand.
„Chirelle“, sagte Tom leise und ich konnte hören, dass er sehr nah hinter mir stand. „Ich glaube, dass Jackson... einfach...“
Er brach ab. Ich drehte mich um. Tom sah mir direkt in die Augen und das mir so lieb gewordene Leuchten war verschwunden und machte einem ungewohnten Ernst Platz.
„Kennst du ihn?“, fragte ich misstrauisch.
„Nein...ja...das heißt... ich bin ihm ein paar Mal begegnet... auf Events... kennt man deswegen einen Menschen? Nein... ganz ehrlich... wer kennt schon Michael Jackson?“
Er lachte leicht, aber irgendetwas klang nicht echt daran.
„Das ist allerdings wahr“, bestätigte ich. „Er ist sicher...sehr komplex.“
„Er sieht schlecht aus“, brummte er und schaute auf die Zeitschriften, „es heißt, er habe sich vom letzten Prozess nicht erholt.”
„Bilde ich mir das ein oder klingst du... bedrückt?“
Tom drehte sich ein bisschen weg von mir, als er die Zeitung wieder in den Ständer stopfte. „Du liebe Zeit...nein, warum sollte ich...“, er brach ab.
Erstaunt sah ich ihn an. Er klang so seltsam. War da ein Schuss Melancholie in seiner Stimme? Dann senkte sich sein blauer Blick mit einem leichten Lächeln in meine Augen: „Er ist ein Spinner, Chirelle, für mich hat er eindeutig einen an der Waffel...aber...irgendwie...mag ich ihn.”
Zwei Tage später rief Tom mich an und sagte, er habe eine Überraschung für mich.
„Eine Überraschung?“, freute ich mich. „Wow, danke!“
„Du weißt doch noch gar nicht, um was es geht!“, lachte er und war wieder ganz der alte spitzbübische, sorgenfreie Tom.
„Nein, aber danke, dass du überhaupt eine Überraschung für mich planst!“
„Wir brauchen einen ganzen Tag“, sagte er.
„Kein Problem...aber ich dachte, du stehst so unter Strom?“
„Ja, tu ich auch, aber ich dachte, gerade deswegen wäre ein Tag dazwischen mal ganz schön.”
„Oh, super! Wann geht es los?“
„Wann kannst du?“
„Wie wäre es mit übermorgen? Treffen wir uns in unserem Stammcafe?“
„Ja, alles klar, klasse, ich freu mich.“
„Ich mich auch... und danke, Tom.“
***
Bisher hatte ich Lindas erhobene Stimme nur ein einziges Mal gehört – als die Hausangestellte entlassen worden war. Doch an diesem Tag schrie sie geradezu. Sie schrie einen Mann an, der ins Haus gekommen war und Zutritt zu Michaels Akten wollte.
„Mr. Jackson ist nicht hier. Sie haben keine Befugnis...!“, rief sie hybrid.
„Ich habe eine Befugnis, Madam“, knurrte der Mann mit ausländischem Akzent und hielt ein engbeschriebenes Papier hoch. „Hier ist die Unterschrift von Michael. Ich habe mich um seine finanziellen Dinge zu kümmern.“
„Lassen Sie das Dokument hier. Ich werde es lesen und die Unterschrift prüfen lassen“, sagte Linda stur und stellte sich im Türrahmen buchstäblich quer. „Im Übrigen möchte ich das von Mr. Jackson selbst hören... ich kann Ihnen keinen Zutritt zu Mr. Jacksons Akten gewähren. Also gehen Sie!“
Ich bewunderte ihren Mut. Der Mann kochte, das war deutlich zu sehen. Er war dunkelhäutig und hatte grobe Gesichtszüge. Ein kantiges Kinn – irgendwie Michaels Vater nicht unähnlich, dem Vater, der Michael so oft geschlagen hatte.
Grace kam hinzu. Hochaufgerichtet trat sie auf den untersetzten Mann zu, ihr afrikanisches Profil war in diesem Moment von einer königlichen Noblesse. Sie starrte ihn nur an und der Mann wich tatsächlich unmerklich ein paar Zentimeter zurück.
„Er sagt, er hat eine Unterschrift von Michael“, wisperte Linda und hielt Grace das Blatt hin. Grace ließ den Mann nicht aus den Augen, als sie das Dokument in die Hand nahm, um dann einen kurzen Blick auf die Unterschrift zu werfen.
„Hören Sie, Mister Tohme“, sagte sie eisig, „ich weiß nicht, wie Sie an diese Unterschrift gekommen
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