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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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er verabscheute die Methoden seines Vaters zutiefst.
    „Michael! Was ist das für ein Schritt!? Der steht nicht im Programm!“, bellte Joe und das Maß der Fehler war voll für diesen Tag. Er hob die Hand. Michael zog die Schultern hoch, wich zurück und schrie:
    „So tanzt James Brown! Ich hab ihn im Fernsehen gesehen!“
    Wumm! Der Gürtel und dessen harte Metallschnalle sausten auf Michaels Rücken. Doch ehe einer auch nur Piep sagen konnte, zog der Kleine wutentbrannt seinen Schuh vom Fuß und warf ihn mit voller Wucht auf Joe.
    Wie in Zeitlupe prallte dieser Schuh vor aller Augen von Joes Kopf ab und fiel polternd zu Boden.
    Entsetztes Schweigen füllte den Raum. Keiner wagte zu atmen, alle starrten den Vater an. Joe brauchte ganze fünf Sekunden, um zu realisieren, dass sein sechsjähriger Sohn einen Schuh nach ihm geworfen hatte. Dann brach die Hölle los. Joe brüllte auf wie ein verwundeter Stier und stürzte sich auf Michael, der vergebens versuchte, auszureißen.
    Und Joe schlug. Er schlug zu, wohin auch immer er traf, er schlug und schlug und schlug und mit jedem Hieb wurde er aggressiver, zumal von Michael zu Beginn kein Laut zu hören war. Joe sah nur noch rot, er steigerte sich in eine Raserei hinein, die ihn blind für alles um ihn herum machte. Michael lag auf dem Boden, krümmte sich zusammen, erstarrt, verkrampft und weinte laut. Schlag um Schlag landete auf seinem Rücken, auf seinem Hinterteil, in seinem Gesicht, überall. Joe war in totaler Rage. Langsam, wie durch Watte, drangen die Schreie seiner Frau an sein Ohr:
    „Joseph, hör auf! Hör auf! Du bringst in ihn um, du bringst ihn um!“
    Und endlich ließ er nach, verpasste dem heulenden Michael einen abschließenden Hieb und rieb seine schmerzende Hand.
    Michael stolperte weg von ihm. Panisch, geschunden, gelähmt vor Entsetzen suchte er einen Platz, an dem er nicht gefunden werden konnte, einen Platz nur für ihn, einen Platz, wo er weinen konnte, wo er allein sein konnte, wo er sicher war.
    Er schloss sich in die Toilette ein. Lehnte sich gegen die Tür. Hörte kurze Zeit später seinen Vater dagegen hämmern, der ihm befahl, wieder nach draußen zu kommen. Weiter zu proben. Im Hintergrund Katherines beschwörende Stimme, an seinen Vater gerichtet, er möge ihm ein paar Minuten Zeit geben, sich zu fassen.
    „Fünf Minuten!“, donnerte Joe und unterstrich seine Worte mit einem drohenden Faustschlag gegen das Holz.
    Michael setzte sich mit dem Rücken zur Wand, dorthin, wo die Erschütterung der Faustschläge nicht durchdringen konnte, wo keine Berührung mit seinem Vater mehr möglich war. Er umschlang seine Knie und schaukelte sich hin und her. Sein Körper war voller Schmerz. Der Gürtel und die Faust hatten unzählige blaue Flecken und rote Striemen, offene Wunden hinterlassen. Nach dem Abklingen des ersten Schocks überzogen deren Folgen seinen gesamten Körper, brannten wie Feuer. Doch noch mehr schmerzte sein Herz. Oh, dieses Gefühl da innendrin! Er war bis zum Anschlag voll mit diesem widerlichen Wust! Wo waren nun Magie und Liebe? Stattdessen machte sich Hass breit, Ohnmacht...Ausgeliefertsein...die Traurigkeit, etwas unwiederbringlich verloren zu haben, was einmal da war... . Der kleine Michael weinte stumm, mit offenem Mund. Er hatte fünf Minuten, um zu weinen, um mit diesem allumfassenden Schmerz fertig zu werden. Dann musste er zurück – zur Probe. Auf die Bühne.
    Zehn Augenpaare starrten ihn an, als er zurück ins Wohnzimmer humpelte.
    Die Stimmung war gesättigt von Repression und Furcht. Keiner machte einen Mucks. Die Augen der Brüder senkten sich geschockt Richtung Boden, als sie sein grün und blau geschlagenes Gesicht sahen. Katherine sah ihn mit mitfühlenden Augen an. Er sah weg. Das konnte er nicht ertragen. Wenn er sich darauf einließ, würde er in Tränen ausbrechen und das wollte er nicht. Nicht vor Joe. Tito hob unmerklich den Kopf und zwinkerte ihm zu. Michael war ihm dankbar dafür. Mit diesem Zwinkern hatte er die andere Seite angeklickt, die Seite, die auch noch da war – die spielerische Seite, die das Leben hier erträglich machte. Trotzig stellte er sich mit geschwollenen, blutigen Lippen hinter das Mikrofon und wich den Blicken seines Vaters aus.
    „Du tust das nie wieder“, sagte der, mehr als eine Feststellung denn als Drohung. „Und jetzt will ich eine gepfefferte Show sehen, na, los!“
    Und die Kinder gaben alles. Sie waren die Jackson Five – und sie hatten viel vor.
    Nachts lag

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