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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Jermaine stellte. Auch er war bestürzt. Er war auf der Schwelle zwischen Kind und Jugendlicher. Und sein Vater stöhnte gerade einige der Werte, die er für unumstößlich gehalten hatte, lautstark auseinander.
    „Sollen wir es Katherine sagen?“
    Die Brüder gerieten in Streit darüber, es folgten hitzige Diskussionen und am Ende entschieden sie sich einhellig dafür, den Mund zu halten, um Katherine nicht weh zu tun.
    Mit großen Augen hatte Michael die Debatte verfolgt. Für ihn brach mit Joes Untreue eine Welt zusammen. Die Ehe seiner Eltern, dieses heilige Bündnis, war plötzlich nur noch Fassade und schuld war Joe. Seiner Angst vor dem Vater mischte sich nun auch tiefe Verachtung bei, ein Mix, der das Verlustgefühl nicht kleiner machte. Mike war der Letzte, der seiner Mama wehtun wollte, aber es war explizit sie gewesen, die ihm immer wieder eingeschärft hatte, wie wichtig Ehrlichkeit sei. Nicht lügen, Michael, sagte sie, egal, was passiert. Und wenn man nichts sagte...? War das dann auch eine Lüge? Er sollte doch ein guter Junge sein, das hatte er ihr versprochen. Aber Ehrlichkeit schien etwas zu sein, das nicht so einfach zu handhaben war. Michael fühlte sich oft den an ihn gestellten Anforderungen nicht gewachsen. Es war so furchtbar viel.
    Das Leben in den Clubs war verdorben. Sie traten in Stripteaselokalen auf, in zwielichtigen Etablissements. Joe sah sich immer auch die anderen Darbietungen an, um die Konkurrenz einschätzen zu können oder Ideen zu erhalten. Und diese anderen Vorstellungen waren nicht immer nur Auftritte von Bands.
    Michael saß mit seinen Brüdern in einer Ecke und schaute ebenfalls zu. Er sah, wie sich Frauen auf der Bühne auszogen, wie sie ihre Brüste wackeln und ihre Hüften kreisen ließen, wie sie obszöne Mund- und Handbewegungen machten.
    Instinktiv hielt er sich die Augen zu, aber die Brüder kicherten und zogen ihm die Hände wieder runter.
    „Das musst du sehen!“, wisperten sie. „Schau mal, was die macht!“
    Eine grell geschminkte Frau hatte einen länglichen Gegenstand in der Hand und machte Bewegungen damit, die Michael nicht verstand. Aber es lag etwas Falsches und Vulgäres darin, das konnte er genau spüren. Niemandem konnte so etwas gefallen!
    Er schaute umher. Entsetzt und angewidert nahm er die hypnotisierten Gesichter seiner Brüder wahr, die entstellten Mienen der Männer, die um die Bühne herum verteilt standen. Er konnte es nicht fassen: Das war die Verwandlung von Menschen in Tiere, in wilde, lechzende, unkontrollierbare Tiere! Er spürte das Animalische, spürte die Wollust wie ein greifbares Netz über dem gesamten Raum, das die Menschen gefangen und in ihren Bann hielt. Männer schrien ordinäre Dinge, Frauen antworteten mit ungeschlachtem Gelächter und noch billigeren Gesten. Sie kamen auf die Männer zu, hielten ihnen ihre Brüste vor Nase und Mund... und die Männer versuchten diese zu fassen, mit den Händen, mit der Zunge... ihnen lief buchstäblich der Geifer aus dem Mund. Michael war kurz davor, sich zu übergeben. Er stand auf und wollte weg - als ihn eine der Stripteasetänzerinnen entdeckte.
    „Hey!“, rief sie laut von der Bühne und alle drehten sich nach ihm um. „Wen haben wir denn da?“
    Versteinert blieb er stehen. Sie war nackt, bis auf ein Feigenblatt, einer dicken Kette, die zwischen ihren Brüsten baumelte und Beinen auf Highheels, Das Licht kam von hinten und beleuchtete ihre Gestalt, drang da durch, wo ihr Körper es zuließ: Zwischen den Oberschenkeln, dieser kleine Spalt, dort, wo sich die Beine nicht mehr ganz schließen...ein lasziver, schaukelnder Gang. Wie eine Dämonin bewegte sie sich in seine Richtung, blieb mit leicht gespreizten Beinen am Rand der Bühne stehen.
    Gelähmt sah Michael ihr ins grell geschminkte Gesicht, das ihn auffordernd, diabolisch ansah, mit einem wollüstigem Lächeln und halb geschlossenen Augen. Sie machte sich einen Spaß aus seiner Starre. Auch die anderen Menschen im Raum grölten, als sie den Kleinen mit dem riesigen Afrolockenkopf bemerkten. Die Frau stand am Rand der Bühne, Michael etwa vier Meter von ihr weg. Sie winkte mit dem Finger und wie durch Watte nahm er wahr, wie Männerarme ihn packten, vorschubsten, hörte Männerkehlen, die etwas skandierten, was er in seiner Betäubung gar nicht verstand.
    Bang fixierte sein Blick die Frau, die ihre Hand auf das Feigenblatt legte und schrie:
    „Mal sehen, wer hier die größere Muschi hat...! Komm her, Kleiner, du kriegst ne

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