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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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gewesen sein!“
    Er erhob sich und schwankte zum Waschbecken. Genießerisch drehte er den Hahn auf und wartete auf das Herausströmen des frischen, kalten Wassers. Aber es kam kein Wasser. Mit einem Fluch stolperte er auf das Telefon zu, das in einer Wandnische stand.
    „Was ist denn los, zum Teufel?“ schrie er wütend hinein. „Ich will Wasser haben! Warum fließt denn kein Wasser?“
    Das Telefon blieb stumm, keine Antwort ertönte.
    Er ließ den Hörer einfach los; mit einem dumpfen Laut prallte der Hörer gegen die Wand, und Kalk rieselte herab. Erneut fluchte Gary, aber er machte sich wenigstens daran, das Zimmer zu untersuchen. Es unterschied sich nicht von den anderen billigen Hotelräumen, die er hin und wieder für den einen oder andern Zweck mietete. Mindestens eine Woche war hier nicht sauber gemacht worden. Solange aber war er nicht hier gewesen. Krampfhaft versuchte er, sich an das zu erinnern, was geschehen war.
    Geburtstag und Dienstjubiläum – wenn das kein Grund zum Feiern war, dann gab es überhaupt keine Gründe mehr. Aber immerhin konnte er nicht eine ganze Woche lang besinnungslos im Bett gelegen haben.
    Irgend jemand hätte ihn bestimmt vermißt!
    „Zum Teufel!“ knurrte er verstört und griff nach seiner Hose.
    Es war das einzige Kleidungsstück, das er finden konnte, alles andere war verschwunden. Er verfluchte den unbekannten Dieb und trat hinaus auf den Gang. Die Zimmernummer verriet ihm, daß er sich im dritten Stock befand. Ohne zu zögern, schritt er auf die Treppe zu; jeder Schritt aber wirbelte eine Staubwolke auf.
    Kurz vor der Treppe kam er an einer offenstehenden Tür vorbei und warf automatisch einen abwesenden Blick in das Zimmer. Als er zwei Meter vorbei war, blieb er plötzlich stehen und beugte sich vorsichtig zurück. Tatsächlich, da lag eine Frau auf dem Bett, vollständig nackt.
    Er sah sich vorsichtig nach allen Seiten um, aber niemand war sonst zu sehen. Entschlossen betrat er das Zimmer, das einen genauso unordentlichen und schmutzigen Eindruck machte wie das seine. Was ihm besonders auffiel, war der aufdringliche Geruch. Irgendwie kam ihm der bekannt vor. Die Kleidung der Frau war im ganzen Zimmer verstreut, eine Handtasche lag halb unter dem Bett, der Inhalt war herausgezerrt worden.
    Er betrachtete die nackte Frau. Sie mochte etwa 30 bis 40 Jahre alt sein, war weder hübsch noch häßlich und paßte irgendwie zu dem schäbigen Hotelzimmer. Narben bedeckten ihren Körper, und frisches Blut tropfte aus ihren Ohrläppchen, aus denen man scheinbar die Ringe einfach herausgerissen hatte.
    Gary trat näher an das Bett heran, trotz des süßlichen Geruchs. Seine Vermutung wurde sofort bestätigt: das Ende eines Bajonetts ragte aus den Rippen an ihrer Seite hervor.
    Er zögerte nur eine Sekunde, ehe er sich umwandte und wie von Furien gehetzt auf den Gang hinauslief. In wilden Sprüngen nahm er die Treppe, vorbei am zweiten und ersten Stock, und erreichte keuchend die untere Empfangshalle. Niemand war zu sehen.
    „Hallo!“ schrie er atemlos. „Ich bin es! Corporal Gary!“
    Keine Antwort.
    Wild trommelte er mit den Fäusten auf die Platte der Theke, wieder wirbelte Staub auf. Verdammt, so lange konnte er doch nicht geschlafen haben! Sein Blick fiel auf einen Kalender, der an der Wand ihm gegenüber hing. Mittwoch, den 20. Juni! Das war der Tag nach seinem Geburtstag. Das Blatt war mit einer dünnen Staubschicht bedeckt.
    Langsam wandte er sich um und trat durch die offene Tür hinaus auf die Straße. Die warme Sonne tat seinem nackten Oberkörper gut, aber seine Fußsohlen spürten die Unregelmäßigkeit des Pflasters.
    Ein Hund trottete quer über die Straße.
    Er ignorierte den Hund und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf das Auto, das mit voller Wucht gegen eine Hauswand gefahren sein mußte. Der Kühler war eingedrückt und die Windschutzscheibe zersplittert. Die leblose Gestalt des Fahrers hing über dem Steuerrad. Der aufdringliche Geruch, der in dem Hotelzimmer geherrscht hatte, war hier auf der Straße noch intensiver.
    Langsam schritt Gary weiter und versuchte, einen Sinn in das bisherige Geschehen zu bringen. Der riesige Bombenkrater, der sich plötzlich vor ihm auftat, ließ ihn stehenbleiben. Ein Schreck durchfuhr ihn. Und dann wußte er alles.
    Der runde Krater nahm die ganze Breite der Straße ein. Ein Lastwagen war hineingefahren und lag, mit den Rädern nach oben, fast genau in der Mitte. Dicht neben dem Krater befand sich ein zweiter, und Gary

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