Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
neuen Wagen“, knurrte er und überprüfte den Motor.
    „Wohin fahren wir?“
    „Das weiß nur der liebe Gott. Wir müssen raus aus der Stadt, vielleicht in Richtung Chikago oder sogar New York. Vielleicht ist alles zerstört und wir müssen unser Glück in Kalifornien versuchen.“
    „Sind wir – sind wir die einzigen, die es überstanden haben?“
    „Das ganze Land kann doch nicht tot sein! Los, einsteigen! Wir nehmen Benzin aus den Tanks der Wagen draußen. Dann laden wir Konserven ein. Weißt du, wo ein Waffengeschäft ist?“
    „Ein Waffengeschäft? Nein.“
    „Oder ein Sportgeschäft?“
    Sie überlegte.
    „Ja, da weiß ich eins. Man kann dort auch Stiefel und Fischerausrüstungen bekommen.“
    „Genau das meine ich. Zeig mir den Weg!“
    Der Motor arbeitete fehlerfrei, und sie hatten das betreffende Geschäft in wenigen Minuten erreicht. Gary wählte zwei Gewehre und nahm genügend Munition mit. Dann fuhren sie wieder zu dem Lebensmittelgeschäft und luden den Wagen mit Konserven voll. Gary bemerkte, daß inzwischen jemand hier gewesen sein mußte. Das veranlaßte ihn dazu, erneut beim Waffengeschäft vorbeizufahren und sich einen Revolver mit Munition zu holen.
    Dann verließen sie die Stadt und befanden sich bald darauf auf dem Highway nach Chikago. Ab und zu mußten sie Umwege machen, wenn ein Bombenkrater, gefüllt mit lehmigem Wasser, die Straße versperrte. Ab und zu stellte Gary das Radio an, aber keine der bekannten Stationen sendete. Im Lautsprecher war nichts als ein Knacken.
    Plötzlich rief Irma aus:
    „Sieh nur – dort – ein Mann!“
    Ein lebender Mensch war so etwas Außergewöhnliches, daß Gary sofort das Gas wegnahm.
    „Wo?“
    „Dort, bei den Häusern.“
    Ein Seitenweg führte zu einer kleinen Ansiedlung. Gary hielt an und blieb an der Einmündung stehen.
    „Hallo, Sie da!“
    Er lehnte sich aus dem Fenster.
    Zu seinem Erstaunen wandte sich der Mann um, rannte ins Haus und kehrte Sekunden später mit einem Gewehr zurück, das er auf Gary anlegte. Zwei Jungens mit den gleichen Waffen waren ihm gefolgt.
    „Machen Sie, daß Sie weiterkommen!“ rief der Alte.
    „Aber hören Sie doch, ich will nur eine Auskunft.“
    „Eine Kugel auf den Pelz können Sie haben, mehr nicht!“
    „Können Sie mir sagen, wo ich Militär finde?“
    „Hier ist kein Militär“, brüllte der Alte und feuerte einen schlecht gezielten Schuß ab.
    Gary warf den Gang hinein und gab Gas. Zwei Kilometer hinter dem Dorf hielt er an und zündete sich eine Zigarette an.
    „Komischer Kauz, was?“ erkundigte er sich bei Irma.
    „Ja, was war denn mit dem Kerl los?“
    Er lachte, und es klang sehr bitter.
    „Die Plünderer bringen uns in einen schlechten Ruf“, sagte er.
    Sie senkte den Kopf.
    „Schade, nun erhielten wir keine Auskunft.“
    „Und ob wir die erhielten“, widersprach er. „Wir wissen, daß es Überlebende in den Städten gab, die aufs Land flüchteten, wo sie den Farmern Lebensmittel stahlen. Was meinst du, warum der Bursche so wütend war?“
    Er zog den Revolver aus der Tasche und begann, ihn sorgfältig zu laden. Dann legte er ihn zwischen seine Füße auf den Boden. Erst als er das getan hatte, fuhr er fort:
    „Es scheint ja, daß die Leute auf dem Land die Katastrophe zum größten Teil überlebt haben. Das Gas oder die Bakterien konnten sich in der Stadt besser ausbreiten. Wir werden es bald erfahren.“
    „Was hast du vor?“
    „Ich? Ich suche eine Dienststelle der Armee, um mich zurückzumelden. Man wird mich neu ausrüsten und irgendwohin schicken. Damit würde unsere Trennungsstunde schlagen, geliebtes Irmalein.“
    „Und was wird aus mir?“
    „Soll ich dich vielleicht mitschleppen?“
    Sie lachte, aber es war das Lachen einer Wildkatze.
    „Ich bin neunzehn Jahre! Würde ich nicht ein nettes Maskottchen abgeben bei deiner Truppe?“
    Er grinste etwas hilflos.
    „Das Rote Kreuz wird dich brauchen können.“
    „Ich will aber bei dir bleiben, Russell!“
    Er schüttelte den Kopf über so viel Unverstand. „Die Armee hat ein größeres Anrecht auf mich, Kind. Wenn wir sie finden, trennen sich unsere Wege.“
    Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
    „Nun gut, wie du willst. Vorerst ist es aber noch nicht so weit.“
     
    *       *
    *
     
    Kurz vor Chikago zwang sie der Gestank, der aus der Stadt drang, zum Halten. Der Wind kam ihnen entgegen, und damit auch der Qualm brennender Häuser und verwesender Leichen. Tagelang mußte es hier bereits brennen, die

Weitere Kostenlose Bücher