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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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vierzig Schritte und hielt inne, um zu lauschen. Wieder war das Tappen weiter hinter ihm.
    Wirklich? Einen Moment wurde er irre und glaubte, er wäre im Kreis gelaufen. Dann begriff er die Wahrheit. Nicht nur hinter ihm erscholl das Tappen, sondern auch vor ihm.
    Sie kamen aus zwei Richtungen, und sie hatten ihn in der Mitte. So trieben sie ihre Opfer in einen Kessel, aus dem es kein Entrinnen gab. Gehetzt drehte er sich um, sein Herz schlug wie irrsinnig. Die Nächtlichen hatten ihn eingekreist. Er zögerte, bis das Tappen hinter seinem Rücken ihm so nahe kam, daß er etwas tun mußte.
    Er wandte sich nach rechts und stürzte zu den Häuserfronten auf der Südseite der Straße hinüber. Sie lagen dem Punkt gegenüber, an dem das Narbengesicht den Tod gefunden hatte. Er stolperte über die Bordsteinkante, raffte sich auf und lief zum nächsten Gebäude. Eine Sekunde horchte er. Das Tappen war rechts und links gleich weit entfernt.
    Er tastete sich in einen Eingang und machte den Türgriff ausfindig – nicht, weil er hoffte, ihn unverschlossen zu finden, sondern weil er beabsichtigte, ihn von innen zu öffnen. Dann ballte er die Faust und schmetterte sie in das Türglas.
    Als hätte das Glück sich schließlich doch entschieden, ihm eine Chance zu geben, fiel ein kleines Stück Glas fast lautlos nach innen. Weder splitterte die ganze Scheibe, noch fiel der Rest aus dem Türrahmen. Ein Lichtschimmer fiel heraus, als ein schwerer Vorhang, der hinter dem Glas vorgezogen war, sich unter seiner Faust ein wenig bauschte. Schnell griff er durch die Öffnung, drehte von innen den Türknopf und taumelte durch den Eingang.
    Das Licht blendete ihn fast, als er die Tür ins Schloß warf.
    Eine Stimme sagte: „Halt, oder ich schieße!“
    Keith hob die Hände in Schulterhöhe und blinzelte gegen den Lichtschein. Dann sah er, daß er im Vorraum eines kleinen Hotels stand. Ein bleicher Angestellter richtete eine Schrotflinte auf Keiths Brust, aber er schien noch mehr Furcht zu haben als Keith. Seine Stimme zitterte ein wenig: „Kommen Sie nicht näher. Gehen Sie sofort wieder hinaus. Ich möchte Sie nicht erschießen, aber –“
    Ohne sich zu bewegen oder die Hände zu senken, antwortete Keith: „Unmöglich. Die Nächtlichen sind draußen. Wenn ich die Tür öffne, kommen sie herein.“
    Der Angestellte erblaßte noch mehr. Für eine Sekunde vermochte er kein Wort hervorzubringen, und in dieser Sekunde vernahmen sie beide das Tappen.
    Als der Angestellte seine Stimme wiederfand, war sie ein Flüstern. „Halten Sie schnell den Vorhang gegen das Loch, damit man kein Licht sieht.“
    Keith trat einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Tür.
    Sie schwiegen beide. Keith schwitzte. Würden die Nächtlichen die Lücke im Glas sehen oder fühlen? Würde sich eine Kugel oder ein Messer in seinen Rücken bohren? Seine Haut prickelte, die Zeit schien dahin zu kriechen.
    Jetzt war das Tappen direkt vor der Tür. Er vernahm gedämpfte Stimmen, die er für menschlich hielt, obgleich er nicht, sicher war. Dann erstarben die Laute.
    Weder Keith noch der Angestellte hatten sich bewegt. Schließlich sagteletzterer: „Sie sind weg. Gehen Sie jetzt!“
    Keith sprach so leise, daß ihn der Mann gerade noch verstehen konnte: „Sie sind immer noch in der Nähe und werden mich abtun, wenn ich hinauskomme. Ich bin kein Einbrecher und auch nicht bewaffnet. Außerdem habe ich Geld. Ich kann die Fensterscheibe bezahlen und möchte außerdem ein Zimmer mieten. Wenn das nicht geht, bezahle ich Ihnen einen angemessenen Preis, um während der Nacht hier unten sitzen zu können.“
    Der Angestellte musterte ihn unsicher, ohne die Schrotflinte zu senken.
    Dann erkundigte er sich: „Was taten Sie draußen?“
    „Ich kam mit dem letzten Zug aus Greeneville“, erläuterte Keith. „Man hatte mich benachrichtigt, daß mein Bruder ernsthaft erkrankt sei, und ich versuchte, nach Hause zu kommen – ein Dutzend Blocks. Ich wußte nicht, daß – es so schlimm ist.“
    Der Blick des Mannes wanderte über ihn. Schließlich sagte er: „Behalten Sie die Hände oben.“ Er legte die Schrotflinte auf den Tisch, behielt aber den Finger am Abzug, während er mit der freien Hand eine Pistole aus einem Schubfach hinter dem Schreibtisch nahm.
    „Drehen Sie sich um“, forderte er Keith auf. „Ich möchte sichergehen, daß Sie nicht bewaffnet sind.“
    Keith drehte ihm den Rücken zu und spürte gleich darauf, wie der Lauf der Pistole sich in seinen Körper

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