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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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zurückzugreifen; tagsüber konnte elektrisches Licht benutzt werden, denn der Sonnenschein schluckte die Epsilon-Strahlen, ehe sie die Atmosphäre verließen.
    Dopelle aber hatte sich in sein Labor zurückgezogen und schließlich die Natur der Epsilon-Strahlen zu definieren vermocht. Tägliche Bulletins über seine Fortschritte gingen allen Wissenschaftlern der Erde zu, und schließlich hatte der deutsche Wissenschaftler die einzig realisierbare Lösung für die Nacht gefunden – das Epsilon-Gas, welches für die Vernebelung benutzt wurde. Sie war jeder Stadt mit mehr als hunderttausend Einwohnern vom Großen Irdischen Rat vorgeschrieben.
    Diese Entdeckung des Professors Kurt Ebbing war geruchlos, unschädlich für jede Form tierischen und pflanzlichen Lebens, aber undurchdringlich für Licht- und Epsilonstrahlen. Sie wurde aus Teer hergestellt, und eine Fabrik konnte jeden Abend binnen weniger Stunden eine Stadt völlig vernebeln. Brach die Dämmerung herein, so löschte der Sonnenschein das Gas in zehn oder fünfzehn Minuten völlig aus.
    Seitdem die Vernebelung eingeführt war, war es den Arkturiern lediglich gelungen, ein Dutzend kleinerer Städte zu vernichten. Damit hatte die Vernebelung mindestens zehn Millionen Menschenleben gerettet, denn man konnte ohne weiteres annehmen, daß die Arkturier andernfalls die größten Städte der Erde angegriffen hätten.
    Aber die Vernebelung hatte auch Leben gefordert. In den meisten größeren Städten hatte es sich angesichts wahrer Terrorwellen als unmöglich erwiesen, Recht und Gesetz aufrecht zu erhalten. Unter dem Schutz der Vernebelung wurden die Straßen nach Einbruch der Dunkelheit Niemandsland. In New York waren fünftausend Polizisten ermordet worden, ehe das Polizeipräsidium die nächtlichen Patrouillen abgeschafft hatte. Selbsthilfeversuche der Bürger erwiesen sich als ebenso erfolglos.
    Die Situation wurde noch dadurch verschlimmert, daß etwa ein Drittel jener Männer, die früher im Weltraum gekämpft hatten, die Tendenz zeigte, sich dem Verbrechen zuzuwenden. Schließlich fand man sich damit ab, daß nach der Dunkelheit Verbrecherbanden regierten. Seltsamerweise – und zugleich zum Glück – beschränkten die meisten der kriminellen Elemente ihre Tätigkeit auf die Straßen. Einbrüche waren nicht häufiger als in den Tagen vor der Vernebelung. Der Bürger, der hinter verschlossenen Türen und Fenstern zu Hause blieb, schwebte in keiner größeren Gefahr als zuvor. Die Natur der Vernebelungs-Psychose, wie sie genannt wurde, schien zu verlangen, daß die Schandtaten unter dem Schutz der dichten und schrecklichen Dunkelheit durchgeführt wurden.
    Es gab Einzelgänger und Banden, aber die Banden waren schlimmer. Einige, wie die Nächtlichen New Yorks, die Blutigen Londons und die Lennis (Keith fragte sich, ob die Bezeichnung sich von Lenin ableitete) Moskaus hatten ihre eigene Technik entwickelt und schienen bis ins kleinste durchorganisiert.
    Hunderte starben in jeder Nacht in den größten Städten. Die Lage wäre noch schlimmer gewesen, hätten die Strolche sich nicht öfter gegenseitig ausgeraubt und umgebracht als die Bürger, die zu Hause blieben.
    Das Buch gab zu, daß mit der Vernebelung ein hoher Preis für die Immunität gegen Angriffe aus dem Raum gezahlt wurde. Ungefähr eine Million Menschen war ermordet, aber ein Minimum von zehn Millionen ebenso zweifellos gerettet worden. Hat die Vernebelung Zweck? Ja, antwortete der Autor, für mindestens neun Millionen Menschen.
    Keith schauderte, als er das Buch beiseite legte. Er ging zum Fenster und starrte in die wesenlose Schwärze hinaus, die sich vor ihm erstreckte. Was mochte jetzt dort unten auf der Zweiundvierzigsten Straße vorgehen, nur einen halben Block vom Times Square, dem Zentrum der Galaxis entfernt?
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. Verbrecher beherrschten die Zweiundvierzigste Straße; purpurne Mondbewohner schritten durch Greeneville; General Schriever befehligte die Raumflotte im Sektor Venus.
    In welches Tollhaus war er geraten?

 
6. Kapitel
     
    Entschlossen wandte er sich vom Fenster ab. Er war jetzt zu müde, um noch länger zu sitzen; deshalb legte er sich auf das Bett, faltete das Kissen unter seinem Kopf und vertiefte sich in H. G. Wells Grundriß der Weltgeschichte. Bis zur industriellen Revolution verlief die Entwicklung der Menschheit in den Bahnen, die ihm vertraut waren, aber dann –
    In den Weltenraum. Nach neun Zehnteln des Buches sprang ihm diese Überschrift in

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