TS 06: Das andere Universum
und zog das gefaltete Exemplar der Surprising Stories heraus, das er in Greeneville erstanden, aber immer noch nicht gelesen hatte. Er legte es auf den Tisch und wartete gespannt auf den Kommentar Marions, die doch gerade behauptet hatte, Borden sei noch nicht in das Gebiet Science Fiction eingestiegen.
Sie blickte auf das Titelbild und meinte: „Oh, wie ich sehe, lesen Sie unser bestes Abenteuermagazin.“
,So einfach war es also’, dachte Keith. Wiederum hatte er nicht genug Verstand besessen, um von selbst auf die Antwort zu kommen. In einer Welt, in der interplanetare Raumfahrt, interstellare Machtkämpfe und purpurne Mondmonstren sachliche Realität darstellten, mußten Erzählungen, die sich mit diesen Verhältnissen befaßten, als Abenteuergeschichten und nicht als Science Fiction gelten.
Was aber war dann hier Science Fiction? Er nahm sich vor, schleunigst einige sf-Magazine zu kaufen. Sie dürften interessante Lektüre für ihn darstellen.
Er wandte seinen Blick wieder Surprising Stories zu und sagte: „Es ist wirklich kein übles Magazin. Ich würde gern dafür schreiben.“
„Ich schätze, Mr. Winton benötigt gutes Material. Er wird sich gern mit Ihnen unterhalten, wenn Sie morgen früh vorbeikommen. Haben Sie bereits irgendwelche Stories fertig?“
„Eigentlich nicht. Ich habe eine Menge halb durchdachter Ideen, aber ich wollte erst mit ihm sprechen, ehe ich mich an irgendeine setze. Das dürfte mir unnötige Arbeit ersparen.“
„Kennen Sie eigentlich Mr. Winton, Mr. Winston? Hören Sie, Ihre Namen ähneln sich aber gewaltig. Keith Wintern, Karl Winston. Mag sein, daß das nicht allzu gut ist.“
Er beantwortete zuerst die Frage. „Nein, ich bin noch nie mit ihm zusammengetroffen. Stimmt, unsere Namen sind ziemlich ähnlich, auch in den Initialen, weil Karl sich mit K schreibt. Aber warum sollte das nicht allzu gut sein?“
„Es klingt wie ein Pseudonym, das ist alles. Ich meine, wenn die Geschichten eines gewissen Karl Winston in Keith Wintons Magazinen erscheinen, werden viele Leute denken, es seien seine eigenen Produkte, die er unter einem recht ähnlichen Pseudonym an den Mann bringt. Ich weiß nicht, ob ihm das gefallen wird.“
Keith nickte. „Das ist leicht einzusehen. Nun, es macht nicht viel aus, denn wahrscheinlich werde ich sowieso unter einem andern Namen schreiben. Meine Artikel habe ich alle unter meinem eigenen Namen verfaßt, außer denen natürlich, die ich für andere geschrieben habe. Aber ich hatte mich schon entschlossen, für meine Erzählungen ein Pseudonym zu verwenden.“
Er nahm erneut einen Schluck von dem fast unangenehm süßen Callisto und schwor sich, nie mehr einen zu bestellen.
„Können Sie mir vielleicht etwas über diesen Keith Winton erzählen?“ wollte er wissen.
„Warum? Was wollen Sie wissen?“
Er machte eine unbestimmte Geste. „Oh, um mir einen kleinen Eindruck von ihm zu verschaffen. Wie er aussieht, was er ißt, ob er ein guter Editor ist.“
„Nun –“ Marion Blake runzelte gedankenvoll die Stirn. „Er ist groß – etwas größer als Sie – und schlank. Dunkles Haar, trägt eine Brille. Ich schätze ihn auf dreißig. Sieht ziemlich ernsthaft aus.“ Sie kicherte plötzlich. „In letzter Zeit ist er noch ernster als sonst, aber deswegen kann man ihm keinen Vorwurf machen.“
„Warum nicht?“
Verschmitzt meinte sie: „Ich glaube, er ist verliebt.“
Keith brachte ein Lächeln zustande.
„In Sie?“
„In mich? Er sieht mich nicht einmal. Nein, in unsere neue Herausgeberin, die überhübsche Miß Betty Hadley. Nicht, daß er irgendwelche Aussichten hätte, natürlich.“
Keith hätte gern gewußt, warum, aber das „natürlich“ warnte ihn. Wenn jemand „natürlich“ sagt, nimmt er im allgemeinen an, daß man bereits orientiert ist. Aber woher sollte er wissen, wieso Keith Winton keine Aussichten bei Betty Hadley hatte? Wenn er Marion weiter ausquetschen konnte, ließ sie sich vielleicht darüber aus, ohne daß er zu fragen brauchte.
„Nimmt ihn wohl ziemlich mit, was?“ forschte er.
„Das kann ich Ihnen sagen.“ Marion seufzte tief. „Herrje, ich schätze, jedes Mädchen auf der Welt würde ihren Augenzahn samt ihrem rechten Arm hergeben, um an Betty Hadleys Stelle zu sein.“
Er konnte nicht fragen, aber er konnte weitertasten. „Und wie steht es mit Ihnen?“ fragte er.
„Mit mir? Scherzen Sie, Mr. Winston? Die Braut des größten Mannes auf der Welt zu sein? Des elegantesten, hübschesten,
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