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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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augenblicklich sogar einen leichten Vorsprung.
    Dopelle! Wieder dieser Name. Keith klappte das Buch zu und wollte das Leben Dopelles aus der Tasche ziehen, als er merkte, daß er schon lange mit dem Essen fertig war und keinen Grund hatte, noch länger sitzen zu bleiben.
    Er bezahlte und verließ das Restaurant. Jetzt nahm ihn der Gedanke an seinen Beruf wieder völlig gefangen. Arbeitete er auch hier für die Borden Publishing Company? Wenn ja, dann mochte es verzeihlich sein, daß er sich am Vormittag nicht hatte sehen lassen, nicht aber, wenn er den ganzen Tag fernblieb.
    Und es war schon nach ein Uhr.
    Sollte er zuerst anrufen und versuchen, möglichst viele Informationen zu sammeln? Es schien logisch, aber plötzlich verspürte er das unwiderstehliche Bedürfnis, sich persönlich zu vergewissem, ganz gleich, wie gefährlich es sein mochte.
    Schnell legte er die wenigen Blocks bis zu dem Gebäude zurück, dessen zehnter Stock die Räume der Gesellschaft beherbergte. Er nahm den Fahrstuhl und holte tief Luft, ehe er ausstieg.

 
7. Kapitel
     
    Er stand vor dem ansprechenden Eingang, den er stets so bewundert hatte. Es handelte sich um eine jener supermodernen Türen, die wie ein einziges Glasstück mit einem futuristischen Chromgriff wirken. Die Angeln waren entweder verborgen oder unsichtbar. Die Inschrift Borden Publications, Inc. war ein wenig unter Augenhöhe angebracht – klein und künstlerisch, in Chromlettern, die in das dicke Glas eingelassen waren.
    Keith faßte behutsam den Griff, wie er es stets tat, um keine Fingerabdrücke auf diesem durchsichtigen Wunder zu hinterlassen, öffnete die Tür und trat ein.
    Es war die gleiche Barriere aus Mahagoniholz, die gleichen Bilder – Jagdszenen – an den Wänden. Und dieselbe dralle kleine Marion Blake mit den schmollenden roten Lippen und dem hochgetürmten brünetten Haar, die an dem Tisch hinter der Barriere saß. Sie war das erste Wesen, das er kannte, seit – mein Gott, wirklich erst seit gestern abend? Ihm schien es wie Wochen. Einen Augenblick packte ihn der Wunsch, über die Barriere zu springen und Marion Blake zu küssen.
    Für eine Sekunde ließ ihn der bekannte Anblick, die Tatsache, daß der Raum genauso aussah, wie er ihn in Erinnerung hatte, an den vergangenen achtzehn Stunden zweifeln.
    Es konnte einfach nicht sein, es war unmöglich –
    Dann hatte sich Marion umgewandt und sah ihn an, ohne daß ein Ausdruck des Erkennens über ihr Gesicht huschte.
    „Ja?“ fragte sie ein wenig ungeduldig.
    Keith räusperte sich. Erlaubte sie sich einen Scherz? Kannte sie ihn wirklich nicht?
    Er hustete erneut. „Ist Mr. Keith Winton da? Ich hätte ihn gern gesprochen.“
    Notfalls konnte er das als Scherz hinstellen, mit dem er den ihren kontern wollte. Wenn sie jetzt lachte, konnte er zurücklachen.
    „Mr. Winton ist für den Rest des Tages gegangen, Sir“, antwortete sie.
    „Äh – und Mr. Borden? Ist er da?“
    „Nein, Sir.“
    „Vielleicht Bet – Miß Hadley?“
    „Auch nicht. Fast alle sind um eins gegangen. Diesen Monat schließen wir um die Zeit.“
    „Schlie – oh!“ Er fing sich, ehe er sich über etwas erstaunt zeigen konnte, das er zweifellos wissen mußte. „Ich vergaß“, schloß er lahm. „Nun, dann komme ich morgen nochmals vorbei“, sagte er endlich. „Hm – wann kann ich Mr. Winton am besten treffen?“
    „Gegen sieben.“
    „Sie –“ Wieder ertappte er sich dabei, daß er erstaunt ihre Auskunft wiederholte. Meinte sie um sieben Uhr morgens oder sieben Uhr abends? Wahrscheinlich morgens; sieben Uhr abends wäre kurz vor dem Einsetzen der Vernebelung.
    Und plötzlich wußte er die Antwort; sie war so einfach, daß er sich wunderte, nicht schon früher darauf gekommen zu sein.
    In einer Stadt ohne Nachtleben, deren Straßen tot waren, sobald Dunkelheit eintrat, mußte die Arbeitseinteilung natürlich anders sein, damit den Beschäftigten überhaupt ein Privatleben blieb. Wenn man aus Sicherheitsgründen vor Einbruch der Nacht zu Hause sein mußte, dürfte der Arbeitstag von sechs oder sieben Uhr morgens – etwa eine Stunde, nachdem das Sonnenlicht die Vernebelung vertrieben hatte – bis ein oder zwei Uhr nachmittags dauern. Damit blieb den Leuten der Nachmittag statt des Abends, um auszuspannen.
    Und da Dämmerung und Nacht nicht während des ganzen Jahres zur gleichen Zeit ihre Herrschaft antraten, mußte man die Arbeitsstunden der Jahreszeit anpassen. Aus diesem Grunde schlossen in diesem Monat alle Betriebe um

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