TS 07: Die Außerirdischen
nächste Reise fertigmachen. Manchmal kommen sie auch so, bleiben einige Zeit bei uns im Büro und fragen unsere Kunden, wohin sie reisen. Es sieht so aus, als entschieden sie sich erst dann, wohin auch sie zu reisen gedenken.“
„Sie haben die Pässe hier? Kann ich sie sehen?“
„Nein, das geht auf keinen Fall!“ protestierte Mr. Murray und streckte abwehrend seine Hände gegen Hedley aus, als hätte dieser versucht, ihn aus seinem Kasten zu ziehen. „Pässe sind eine vertrauliche Angelegenheit.“
„Kann ich Mr. Griffin sprechen?“ erkundigte sich Hedley abrupt. „Es handelt sich um eine andere Angelegenheit“, fügte er beruhigend hinzu. Mr. Murray verschwand eiligst.
Hedley wandte sich an Lockhart.
„Griffin ist der Leiter der hiesigen Filiale. Vielleicht kann ich ihn bluffen, ohne daß ich mich auszuweisen brauche. Ein Blick in den Paß der Kellys würde mir genügen.“ In diesem Augenblick kam Murray mit einem weißhaarigen Herrn auf den Schalter zu. Hedley fügte hastig hinzu. „Wechseln Sie inzwischen das Geld und warten Sie auf mich.“
Lockhart nickte und begab sich zu dem entsprechenden Schalter. Hedley verhandelte einige Sekunden mit Griffin, dann nickte dieser und öffnete Hedley die Barriere. Zusammen verschwanden sie dann durch eine Tür im Hintergrund der Filiale.
Lockhart betrachtete, während er wartete, das französische Ehepaar, das mit Murray zu verhandeln begann. Wie zufällig sah er dann zu dem Eingang hinüber, durch den ein neuer Kunde hereinkam.
Es war ein junges und hübsches Mädchen. Es war Miß Kelly.
6. Kapitel
Lockhart wußte, daß jetzt alles von ihm abhing.
Miß Kelly durfte Cooks nicht verlassen, ehe Hedley wieder auftauchte. Gleichzeitig durfte sie nicht mit Murray sprechen, denn der Angestellte würde sicherlich die Sache mit den verlorenen Papieren erwähnen und das Mädchen konnte Verdacht schöpfen.
Langsam schritt Lockhart auf Miß Kelly zu, die unschlüssig in der Mitte des Raums stand und wartete.
Herrgott! Was sollte er nur zu ihr sagen? Was würde zum Beispiel Hedley in einer solchen Situation sagen? Er wußte es nicht. Er wußte nur, daß ihm der kalte Schweiß auf der Stirn stand.
Miß Kelly sah wie ein normales Mädchen um die Zwanzig aus und ihr Gesichtsausdruck war fast der gleiche wie damals, als er sie in Paris zuerst gesehen hatte, in jenem Konzert, wo man die Ouvertüre von Mendelssohn gegeben hatte. Sie wäre ihm nicht aufgefallen, hätte er nicht bemerkt, daß sie geweint hatte. Während die temperamentvollen Franzosen sich die Hände wund klatschten, hatte Miß Kelly still auf ihrem Platz gesessen und geweint. Doch dann hatte das Orchester Beethovens Fünfte gespielt und Lockhart hatte fast nichts anderes getan, als in der Seele des Mädchens schräg vor ihm zu lesen. Es war die reine Seele eines unverdorbenen Kindes.
Und Hedley glaubte, dieses Kind habe etwas mit den Außerirdischen zu tun!
Er stand jetzt vor dem Mädchen und sah sie an. Miß Kelly gewahrte seinen Blick und erwiderte ihn. Sie tat, als wolle sie ihn etwas fragen. Vielleicht hielt sie ihn für einen Angestellten von Cooks Reisebüro.
Er blieb stehen und sagte:
„Hargon von Vitlim ist tot!“
*
Die Reaktion des Mädchens darauf war erschreckend.
In ihre Augen kam eine plötzliche Angst, dann begann sie auf ihn einzureden, und ohne daß Lockhart auch nur ein Wort verstanden hätte, wußte er, daß es die gleiche Sprache war, die der Sterbende in Paris gesprochen hatte. Gleichzeitig fühlte er, daß Miß Kelly ihn für jemand anders hielt, und zwar für jemanden, der einige Autorität besitzen mußte.
„Sprechen Sie Englisch!“ sagte er barsch und beschloß, den Vorteil, das Mädchen geblufft zu haben, auszunutzen.
„Warum sollten wir Englisch sprechen?“ sagte sie in Englisch. „Seit Paris weiß ich, was ihr plant. Ihr braucht eure Ziele nicht mehr zu verbergen. Ist der Krieg schon so nahe, daß ihr offen handeln könnt? Und ihr seid nicht davor zurückgeschreckt, den großen Hargon von Vitlim zu töten?“
In Lockharts Kopf begann es zu wirbeln. Was sollte die Rede des Mädchens bedeuten? Offensichtlich hatte sich das Lager der Außerirdischen in zwei Lager gespalten, die sich feindlich gegenüber standen. Warum aber hatte sie Angst vor ihm, ohne ihn zu kennen?
Er mußte es herausfinden.
„Kommen Sie mit nach draußen“, sagte er und ergriff ihren Arm. Sie wäre gestürzt, hätte er sie nicht gestützt. In ihrem Gesicht war Todesfurcht
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