TS 07: Die Außerirdischen
sich, daß ich Leute eines Spionagerings in Deutschland verhaften mußte und nach England zu bringen hatte, damit man sie offiziell dort kassierte. Verstehen Sie, ich durfte sie erst in England, nicht schon in Deutschland verhaften.“
„Ja, ich verstehe – wenigstens etwas.“
„Na gut, wir nahmen das Flugzeug und zwangen die inoffiziell Verhafteten, mit uns zu fliegen. Zwei Agenten waren wir und vier Verhaftete, eine wirklich tolle Fracht!
Der Pilot kannte mich schon und machte ein etwas erstauntes Gesicht, als ich ihm mitteilte, wie ich mir die Überführung nach England vorstellte. Dann aber grinste er und begriff. Wirklich, ein tadelloser Bursche.“
Er schwieg und schaute aus dem Fenster. Lockhart hatte das Gefühl, nur die halbe Geschichte gehört zu haben. Er rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her und konnte es schließlich nicht mehr aushalten.
„Ja – und was geschah dann?“
Hedley zuckte zusammen und sah Lockhart fragend an. Dann begriff er.
„Ach, entschuldigen Sie, Lockhart. Ich war mit meinen Gedanken schon wieder woanders. Ja, passen Sie mal auf, wie wir das machten: Das Wetter war ausgezeichnet und wir hatten uns alles Notwendige besorgt. Auch mit einigen Kollegen in England hatten wir schon gesprochen und alles verabredet.
Wir erreichten die Insel, und ich nahm Sprechverbindung mit meinen Freunden auf, die unten auf dem Boden mit Autos und Motorrädern auf die versprochenen Paketchen warteten, die vom Himmel fallen sollten. Und sie fielen dann auch, direkt in ihre Arme.
Zuerst sträubten sich die Verhafteten natürlich, einen Fallschirm anzulegen und aus der Maschine zu springen, aber es gibt ja schließlich Mittel, einen Menschen dazu zu zwingen. Jedenfalls zogen die Brüder hübsch gehorsam die Rucksäcke mit den Seidenbettüchern an und sprangen.
Der Pilot zog eine Schleife und mein Freund und ich sprangen nach. Unter uns senkten sich vier weiße Punkte zur Erde nieder und ich hatte eine günstige Gelegenheit, meinen englischen Kollegen die einzelnen Landeplätze der Spione bekanntzugeben.
Der Pilot flog nach Frankreich zurück, wo man sich über die schnelle Erledigung seines Auftrags zwar wunderte, aber schwieg, da man von seiner Verbindung zu uns wußte.
Der Spionagering aber wurde erfolgreich in England verhaftet, worauf die versteckten Auftraggeber ihren Leuten keinerlei Hilfe zukommen ließen’, weil sie scheinbar von Deutschland nach England geflüchtet waren.“
Lockhart konnte trotz seiner Verwunderung ein Lächeln nicht ganz unterdrücken.
„Ich muß schon sagen, Sie arbeiten mit allen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen. Hoffentlich klappt es diesmal in unserem Fall genau so gut.“
Hedley sah auf das bewegte Meer hinab.
„Ich denke schon, wenn wir auch diesmal vollkommen im Dunkeln tappen und keine Ahnung haben, welche Mächte uns gegenüberstehen. Sehen Sie, dort drüben taucht die Küste auf.“
Hedley versank in Schweigen und Lockhart döste sogar ein.
Er schreckte auf, als ihn ein komisches Gefühl in der Magengegend weckte. Das Flugzeug setzte zur Landung an und rollte dann aus.
Dublin war erreicht.
Am Flugplatz bereits trennte man sich. Mit dem gleichen Zug, aber getrennt, würde man nach Belfast reisen und sich erst dort wieder treffen.
Zusammen mit Professor Brian nahm Lockhart ein Taxi und ließ sich zum Bahnhof fahren. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, daß er auf dem Bahnsteig mit Brian wartend hin und her ging, an Hedley vorbeischritt und diesen überhaupt nicht beachtete. Aber das war so ausgemacht worden – und beim dritten Mal empfand Lockhart eine gewisse Freude darüber, so handeln zu müssen, wie er es in unzähligen Kriminalromanen gelesen hatte.
Der Zug rollte ein und er fand einen Fensterplatz. Brian saß ihm gegenüber. Die übrigen Reisenden hinderten ihn daran, mit Brian ein informatorisches Gespräch zu beginnen, also beschäftigte er sich damit, die vorbeieilende Landschaft zu betrachten und schließlich erneut einzuschlafen.
Kurz vor Belfast erst leerte sich das Abteil und für einige Stationen waren sie allein. Lockhart wurde wieder munter.
„Hören Sie, Brian, ich habe die ganze Zeit über das Problem der Außerirdischen nachgedacht. Noch vor einer Woche hätte ich jeden für verrückt erklärt, der mir ein solches Märchen hätte auftischen wollen.
Wie kommt es, daß mir heute die Vermutung, außerirdische Existenzen hätten sich unter die Menschen gemischt, nicht mehr so ungeheuerlich erscheint?“
Brian
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