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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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Hardesty – ist vor etwa einem Monat gestorben, wie ich erfahren habe.«
    Severn nickte. »Das ist uns bekannt.«
    »Ich denke jetzt, es wird am besten sein, wenn ich Carl mit nach Hause nehme«, sagte Hardesty. Seine Stimme schien schwer vor Kummer.
    »Ich fühle mit Ihnen«, sagte Severn verständnisvoll.
    »Sie werden jedoch verstehen, daß wir unserer Pflicht nachkommen mußten«, warf Fanshut ein. »Manchmal passieren einem Menschen seltsame Dinge – sogar einem Stabi.«
    »Ja«, bestätigte Hardesty.
    »Komm, mein Junge!«
    Als die Kemptons gegangen waren, saßen die beiden Polizisten schweigend in ihren Sesseln und blickten auf die geschlossene Tür.
    Dann seufzte Severn, bückte sich und öffnete eine Schublade seines Schreibtisches. Er entnahm ihr ein Aktenbündel und warf es auf die Schreibtischplatte.
    »Nun«, sagte er, »was denken Sie?«
    »Was glauben Sie, das ich denke?«
    »Sind Sie so sicher wie ich?« Severn blätterte in den Akten.
    »Sie meinen, der Fall ist noch nicht klar?«
    »Genau das meine ich.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Weiterarbeiten und sorgfältig Stück für Stück Beweismaterial zusammentragen.«

 
10. Kapitel
     
    Er erwachte aus tiefem Schlaf und wußte sofort, daß es geschehen war; er war restauriert worden.
    Bradley Kempton öffnete seine Augen und starrte an die Decke. Sie war weiß – krankenhausweiß. Eine elektrische Glühbirne hoch über dem Bett blendete ihn.
    Er lag da, atmete schwer und fühlte Müdigkeit in seinen Gliedern. Er wußte, daß er nicht erwarten konnte, sofort wieder bei vollen Kräften zu sein.
    Die Tatsache seiner Restaurierung bewies seinen Tod. Aber wie war er gestorben? Er erinnerte sich, daß er sich noch vor wenigen Tagen in ausgezeichneter körperlicher Verfassung befunden hatte.
    Er holte tief Luft, hielt sie an, ließ sie ausströmen. Er bewegte seine Glieder. Er drehte seinen Kopf und war überrascht, daß er ihn bewegen konnte. Zu seiner Linken, ungefähr acht Fuß entfernt, stand ein weißer Tisch. Er fand es seltsam, daß nichts darauf lag. Zu seiner Rechten erstreckte sich die weiße Wand.
    War kein Mensch da?
    Er hatte erwartet, Carl zu sehen, und wunderte sich darüber, daß er nicht bei ihm war. Irgend jemand sollte doch wirklich gekommen sein!
    Es schien ungewöhnlich, daß sich sogar nicht einmal jemand vom Ärztestab in seinem Zimmer aufhielt. Hatte sich die Restaurierung schon zu solch einer Routine entwickelt, daß keiner mehr benötigt wurde, wenn der Patient erwachte?
    Vielleicht ist dies hier gar kein Krankenhaus.
    Er hob seinen Arm, um die Wand zu seiner Rechten zu betasten.
    Entsetzt hielt er in der Bewegung inne.
    Das war nicht sein Arm!
    Er hob den anderen.
    Die Arme waren dünn und mit schwarzem Haar bedeckt, die Hände klein und die Finger lang.
    Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte ihn. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und setzte sich auf; sein Herz schlug wild. Sterne tanzten vor seinen Augen. Er schwitzte. Warum war der Raum so heiß? Er blickte sich um.
    Nirgends ein Spiegel.
    Er schaute an seinen Beinen herunter: Dünn und sehnig und mit häßlichem schwarzem Haar bedeckt.
    Er streckte seine Füße aus dem Bett, setzte sie unsicher auf den Boden, stützte sich dabei mit den Händen auf das Bett, ein altes Metallbett mit abgestoßener weißer Farbe und einer dünnen Matratze.
    Er entdeckte an der gegenüberliegenden Seite des Raumes ein Waschbecken. Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    Er stand auf, fiel vor Schwäche auf das Bett zurück. Er versuchte es wieder und wieder, nahm seine ganze Kraft zusammen; schließlich brachte er es fertig stehenzubleiben.
    Bradley Kempton ging einen Schritt vorwärts, schwankte, richtete sich auf, machte einen zweiten Schritt. Noch ein paar Schritte, dann wieder einige mehr …
    Er hatte das Waschbecken erreicht, stand dort und keuchte; Schweiß tropfte über sein Gesicht, sein Mund war trocken.
    Er griff nach dem Wasserhahn, drehte ihn und sah mit Befriedigung Wasser herauslaufen. Er nahm den Stöpsel, steckte ihn in den Abfluß und ließ das Becken mit Wasser vollaufen. Dann drehte er den Hahn ab.
    Er hielt den Atem an, als er in das ruhige Wasser blickte. Er sah ein Gesicht dort erscheinen.
    Es war nicht das Gesicht Bradley Kemptons!
    Entsetzt lehnte er sich gegen das Becken, er fühlte sich elend. Dann zwang er sich dazu, noch einmal in das Wasser zu schauen.
    Das Gesicht, das sich auf der Wasserfläche spiegelte, war dünn; auf dem Kopf ein Schopf wilden schwarzen Haares!

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