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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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ab.
    »Wir haben einen neuen Patienten bekommen, Mr. Lemmen«, begann George gleichgültig.
    »Soso.«
    »Gestern abend ist er eingeliefert worden.« George setzte sich wieder. Eine kleine Pause trat ein. »Ein gut aussehender junger Bursche. Ziemlich groß.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Das ist aber noch nicht alles.«
    »Nein?«
    »Er hat einen sonderbaren Namen.«
    »Wie lautet er denn?«
    »Es ist derselbe Name, den Sie zu Anfang benutzten: Kempton. Er sagt, sein Name sei Carl Kempton.«
     
    *
     
    Carl lag ausgestreckt auf seinem Bett. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, starrte er an die Decke. »Soweit ich mich erinnern kann, ist dies hier die härteste Liegestatt, auf der ich jemals geschlafen habe«, murmelte er vor sich hin.
    Er stand auf, lief im Zimmer hin und her und dachte über einen Fluchtplan nach.
    Man hatte eine Aufnahme von ihm gemacht, und in den nächsten Tagen würde seine Persönlichkeit ausgelöscht werden. Also blieb ihm noch etwas Zeit.
    Stimmen ertönten draußen im Gang. Unmittelbar darauf hörte er das Quietschen des sich drehenden Schlüssels im Schloß; Georges Gesicht erschien im Schiebefenster. Er sagte etwas Unverständliches und verschwand wieder. Ein pockennarbiges Gesicht mit schwarzen Augen und schwarzen Haaren tauchte danach auf.
    Diese Augen weiteten sich vor Überraschung und Entsetzen.
    Carl ging näher an das Fenster heran, um das Gesicht besser betrachten zu können. Da war etwas in den Augen …
    »George hier«, sagte der Mann, »berichtet mir, daß Sie Carl Kempton heißen.«
    »So ist es.« Wer war dieser Mann mit diesem intensiven Blick? Carl war sich dessen gewiß, daß er ihn schon früher gesehen hatte, doch…
    »Einen Augenblick.«
    Das Gesicht verschwand. Carl trat ganz dicht an das Schiebefenster heran. Er sah die beiden Männer im Gang draußen miteinander sprechen.
    George sagte: »Ich weiß, daß es kein Verbrechen ist, aber wir haben unsere Befehle; wir dürfen keinen Patienten unbewacht lassen.«
    Der schwarze Mann sprach auf George ein. »Sie wissen, George, morgen fahren wir zusammen in die Stadt. Was würde mit Ihnen geschehen, wenn ich zum Beispiel Ihrem Chef später erzählte, Sie hätten mich eine Weile allein gelassen und Ihre Freundin besucht?«
    »Sie wollen mich doch nicht etwa erpressen, Mr. Lemmen? Ich dachte, wir beide sind so etwas wie Freunde.«
    »Das sind wir auch, George. Nun passen Sie mal auf: Ich verlange ja nicht von Ihnen, daß Sie mich in dieses Zimmer hier hineinlassen. Ich will ja nur ein wenig mit diesem Carl Kempton allein sprechen. Gehen Sie hinunter bis zum Ende des Korridores und geben Sie Obacht, daß keiner kommt. Was ist da schon dabei?«
    George blickte auf seine Armbanduhr. »In zehn Minuten wird der Gang kontrolliert. Ich dachte, Sie wollten ihn nur sehen! Und jetzt möchten Sie mit ihm sprechen. Warum? Es tut mir leid, daß ich ihnen überhaupt von diesem jungen Mann erzählt habe. Nächstens wollen Sie auch noch den Schlüssel haben!«
    »Nein, George.« Bradley Kempton legte freundlich seine Hand auf Georges Schulter. »Wir haben nicht viel Zeit. Gehen Sie den Gang vor, wie ich Ihnen gesagt habe und pfeifen Sie, wenn irgend jemand in Sicht ist. Ich komme dann sofort zu Ihnen.«
    »Nun gut«, grunzte George. »Aber gern mache ich es nicht.«
    Bradley wartete, bis der Wärter das Ende des Korridors erreicht hatte. Erst dann wandte er sich an Carl, der sich aus dem soeben Geschehenen einen Reim zu machen versuchte.
    Carl sah ein Paar glühende Augen und einen festen Mund vor sich. Ein typischer Irrer, dachte er.
    »Carl«, rief der Mann.
    »Wer sagte Ihnen meinen Namen?«
    »Weißt du, wer ich bin?«
    »Der Wärter nannte Sie Lemmen.«
    »Carl« – das Gesicht wurde noch gespannter, und die Augen hatten einen fanatischen Glanz – »bitte keine Szene, keinen Aufschrei oder sonst irgend etwas! Das wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte, glaube mir.« Bradley blickte zuerst den Korridor entlang, bevor er weitersprach. »Ich mag wohl aussehen wie dieser Lemmen, aber ich bin es nicht.«
    »Natürlich, natürlich.« Carl verlor das Interesse. Dieser Mann da war offensichtlich ein Patient, dem man aus irgendeinem Grunde gestattet hatte, ein paar Worte mit einem neu Eingelieferten zu wechseln, dachte Carl.
    »Du hast ein Muttermal an deinem rechten Schulterblatt«, fuhr der Mann eindringlich fort. Dann pfiff er eine Melodie. Es war dieselbe Kennmelodie, die den Safe im Eßzimmer der Kemptons öffnete. »Ist sie

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