Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
Vom Netzwerk:
Aufnahme Ihres Körpers«, erklärte Santrone. »Bist du fertig, Henry?«
    »ja. Alles ist bereit.«
    »In Ordnung.« Santrone wandte sich wieder an Carl. »Entspannen Sie sich jetzt.« Carl zuckte zusammen, als sich eine Nadel in seinen rechten Arm bohrte. »Still, mein Junge! Ist nur ein Beruhigungsmittel«, besänftigte Santrone.
    Plötzliche Angst erfüllte Carl. Wahrscheinlich hatte man ihn belogen, und dies hier würde das Ende für ihn bedeuten, das Ende Carl Kemptons!
    Die Injektion begann zu wirken. Er spürte sie wie eine Welle durch seinen Körper gehen. Bunte Sterne tanzten vor seinen Augen, in seinem Kopf drehte sich alles.
    Die plötzlich unter Spannung gesetzten Nadeln drückten gegen seinen Schädel und nahmen ihm den Atem. Er wollte sich bewegen. Es gelang ihm nicht. In verwirrten Bildern sah er sein ganzes Leben an sich vorüberziehen: Tage – Erlebnisse – Gefühle – Geräusche – Farben … Immer tiefer drangen die Nadeln; er wollte schreien, weil die zusammenhanglosen Bilder und Gedanken seinen Kopf zu sprengen schienen.
    Aus weiter Ferne hörte er die Worte: »Wie fühlen Sie sich?«
    Langsam kam er wieder zu sich.
    Er versuchte, sich zu bewegen, aber ein Arm hielt ihn fest. »Noch nicht«, sagte Santrone. »Es ist besser, Sie bleiben noch eine Minute ruhig liegen.«
    So hatte man ihn also doch nicht getötet! Die Injektion war nicht das Ende für ihn gewesen!
    »So, Mr. Kempton, jetzt können Sie versuchen sich aufzurichten«, forderte Santrone auf.
    Henry wollte helfen, aber Carl setzte sich allein auf. Sein Körper war schweißgebadet.
    »Ist das immer so, wenn eine Aufnahme gemacht wird?« fragte er.
    »Was?«
    »Nun, das Schwitzen.«
    Santrone lachte. »Wie lange glauben Sie unter dieser Haube da gewesen zu sein?«
    »Ein oder zwei Minuten.«
    »Ganze zwei Stunden lagen Sie auf dem Tisch«, sagte Santrone. »Eine Aufnahme nimmt immer diese Zeit in Anspruch. Kaum zu glauben, was?«
     
    *
     
    Bradley Kempton saß über seine Arbeit gebeugt. Es klopfte an der Tür. Er blickte auf und rief: »Herein!« Es ärgerte ihn, daß seiner jetzigen Stimme Resonanz und Tiefe fehlten.
    George trat ein, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
    »Ihnen ist wohl schon wieder einmal das Geld ausgegangen«, sagte Bradley.
    »Mein Gott, wie können Sie das nur immer wissen, Mr. Lemmen?«
    »Nun, Sie haben sich hier beim Anstaltsfriseur die Haare schneiden lassen!« erklärte Bradley. »Hätten Sie Geld gehabt, so wären Sie bestimmt deshalb in die Stadt gegangen!«
    »Sie haben recht.« George fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Sieht es wirklich so schlecht aus? Ach, macht nichts, es wächst’ schon wieder.« Er blickte sich in dem Zimmer um. »Lampen, Teppiche, Schreibtisch, Couch«, zählte er auf. »Mein Zimmer ist nicht so elegant eingerichtet, Mr. Lemmen.« Er ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Wie kommen Sie mit Ihrer Arbeit voran?«
    Bradley wußte nie so recht, was er auf diese Frage, die George regelmäßig stellte, antworten sollte. Er wußte nicht, ob George ein Spion war, oder ob er aus Freundschaft oder Neugierde handelte. Bradley hatte inzwischen gezwungenermaßen viel Arbeit für das Prismoid-Werk geleistet. Von Tag zu Tag aber wartete er auf eine sich bietende Gelegenheit zur Flucht. Manchmal jedoch fühlte er sich völlig niedergeschlagen. Er sah keinen Ausweg. Wie wollte er jemals seinen Körper, den Hardesty jetzt besaß, wieder zurückgewinnen?
    »Mit meiner Arbeit komme ich gut vorwärts, George«, sagte Bradley, indem er auf den mit Büchern und Papieren bedeckten Schreibtisch wies. »Manchmal gibt es recht schwierige Probleme zu lösen, dann muß ich um Hilfe bitten, wie Sie ja wissen.«
    George grinste, zog seinen Sessel heran und stützte seine Ellbogen auf den Tisch. »Wann fahren wir wieder ins Prismoid-Werk?«
    »Morgen.« Bradley zeigte dem Wärter ein Blatt Papier, das über und über mit Gleichungen beschrieben war.
    George warf einen Blick darauf. Dann pfiff er durch die Zähne. »Sieht sehr kompliziert aus!«
    »Damit muß ich Lucy füttern!« erklärte Bradley.
    »Das Elektronengehirn im Werk?«
    »Ja.«
    »Der Gang zum Prismoid-Werk ist für mich immer wie ein freier Tag«, fuhr George fort.
    »Ich bin auch froh, ab und an hier herauszukommen.«
    George stand auf und ging im Zimmer hin und her.
    Bradley wußte, daß George gleich sprechen und den wirklichen Grund seines Besuches verraten würde. Er lehnte sich ruhig in seinen Sessel zurück und wartete

Weitere Kostenlose Bücher