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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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müssen wir ihn behalten. Es ist nicht einfach. Er macht uns mehr Schwierigkeiten als irgendein anderer«, konstatierte Norovak.
    Eine Glocke ertönte. Der Bildschirm leuchtete auf, und die beiden Männer sahen John Hardesty auf der anderen Seite der Tür stehen.
    »Wenn man vom Teufel spricht…« bemerkte Greeley.
    »Er sieht ziemlich aufgeregt aus.« Norovak drückte auf den Knopf. Die Tür öffnete sich.
    Hardesty trat ein.
    »Ich wünsche, daß ein Mädchen eingeliefert wird!« stieß er keuchend hervor, indem er auf die beiden Doktoren zuschritt.
    »Miss Matthews vielleicht?« fragte Norovak amüsiert.
    »Ja. Ich will, daß man sie hierher bringt und sie derselben Behandlung wie Carl Kempton unterzieht!« Hardesty zog einen Sessel heran und setzte sich.
    Norovak lächelte. »Hat man Sie sitzen lassen?«
    »Dieses kleine Frauenzimmer!« Hardestys Gesicht war rot vor Zorn.
    »Sie ließ mich warten – hat mich zum Narren gehalten!«
    »Das sind Sie wohl von keinem Mädchen gewöhnt, was, John?« spöttelte Greeley.
    »Und jetzt fordern Sie, daß man das Mädchen hier einliefert, nur, weil es Ihre Gefühle verletzte!« sagte Norovak ruhig.
    »Aber sie muß über mich Bescheid wissen«, protestierte Hardesty. »Sonst hätte sie die Verabredung eingehalten. Sie wird all das, was Carl ihr berichtet hat, glauben! Soll sie mit diesem Wissen etwa frei herumlaufen?«
    Norovak stand auf. »Wollen wir uns einmal die feststehenden Tatsachen betrachten, John: Wo ist Carl jetzt? Er ist natürlich hier. Warum? Weil er indirekt die Föderation anklagt, das Restaurierungsprogramm sei korrupt. Carl wurde als Dementia-praecox-Fall eingeliefert. – Und jetzt, da wir gerade über Carl sprechen – haben Sie schon einen Ersatzmann für ihn herausgesucht?«
    »Die Liste liegt in meinem Büro«, sagte Greeley. »Ich werde sie heute noch durchgehen und einen passenden Mann auswählen. Ich glaube, sechzehn Personen warten auf Restaurierung. Soll ich Sie diesbezüglich anrufen?«
    »Wird kaum nötig sein. Wählen Sie selbst aus, es wird schon in Ordnung gehen. Aber eines möchte ich Ihnen sagen: nehmen Sie keinen zu alten!«
    »Aber was wird mit Marilla Matthews?« bohrte Hardesty.
    Das Telefon rasselte. Norovak nahm den Hörer ab.
    »Hier Dr. Norovak… Ja. Einen Augenblick.« Er hielt Hardesty den Hörer hin. »Für Sie, John!«
    Überrascht nahm Hardesty den Hörer entgegen. »Ja?« Sein Gesicht strahlte plötzlich, als er die Stimme am anderen Kabelende hörte. »Ja. Vielen Dank, Mrs. Goss … ja, natürlich, ich freue mich, daß Sie angerufen haben. Es war wichtig.« Er hing ab.
    »Nun?« fragte Greeley ungeduldig. »Warum freuen Sie sich so?«
    »Sie rief zu Hause an …«
    »Wer?«
    »Das Mädchen, Miss Matthews. Sie sagt, es täte ihr wegen gestern abend leid, aber sie konnte wirklich nicht kommen, da ihr Bruder krank war. Sie mußte bei ihm bleiben und hatte keine Gelegenheit, mich zu benachrichtigen.«
    »Hat sie überhaupt einen Bruder?« fragte Norovak.
    »Natürlich. Und heute abend wird sie zur selben Zeit und am selben Ort auf mich warten, da es ihrem Bruder wieder besser geht.« Hardestys Augen leuchteten.
     
    *
     
    Carl konnte nicht schlafen. Das leiseste Geräusch ließ ihn aufhorchen und denken, es könnte wieder sein Vater sein – ein ziemlich zusammengeschrumpfter Vater mit glühenden Augen, schwarzem Haar und einem pockennarbigen Gesicht – von dem er jetzt mit Sicherheit wußte, daß es wirklich sein Vater war. Als die Morgendämmerung durch die vergitterten Fenster kroch, konnte er es nicht mehr länger im Bett aushalten. Er sprang heraus und wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser. Das erfrischte ihn. Dann schritt er nervös im Zimmer auf und ab.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloß. War das etwa sein Vater? Carls Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Die Tür wurde geöffnet. Aber es war nur George, der das Frühstück brachte.
    Am Abend vorher hatte George das Tablett mit dem Essen durch das Fenster geschoben! Carl war deshalb überrascht, den Mann in das Zimmer eintreten zu sehen. Vielleicht hatte sein Vater dem Wärter erzählt und ihn davon überzeugt, daß er, Carl, nicht so gewalttätig war, wie man behauptete.
    Er aß sein Frühstück schweigend. Nachdem George das Geschirr abgeräumt hatte, versuchte Carl, sich zu beruhigen und auf einen langen Vormittag vorzubereiten. Es gelang ihm nicht. Warum sollte er schon so früh irgend etwas erwarten? Sein Vater hatte 11 Uhr gesagt, und wenn ein Bradley

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