TS 11: Vater der Menschheit
äußere Form. Wahrscheinlich sind ihre Denkvorgänge von den unsrigen total verschieden, und ihre Handlungen lassen sich nicht vorausbestimmen.“
„Das scheint mir eine der Gefahren zu sein, mit der wir rechnen müssen“, warf Randell ein. „Aber warten wir ab, was weiter geschieht.“
Sie hatten ohnehin keine andere Wahl.
Eine halbe Stunde lang geschah nichts. Noch immer standen die beiden Fremden in der Luftschleuse ihres Schiffes und beobachteten. Sie mußten wissen, daß man sie sehen konnte. Vielleicht standen sie nur deshalb da, um die Reaktion jener Intelligenzen zu prüfen, die sie mit Hilfe ihrer überlegenen Technik so lange festgehalten hatten.
Und dann, ohne jede Ankündigung, blitzte drüben ein kleiner, aber sehr heller Feuerschein auf. Die links stehende Gestalt löste sich vom Rand der Schleuse und bewegte sich dann geradewegs auf die STARLIGHT zu. Sekunden später folgte ihr die zweite Gestalt.
„Treibaggregate im Raumanzug“, bemerkte Jansen. „Eigentlich beweist das doch, daß sie in ihrer Entwicklung ähnliche Wege beschritten haben wie wir.“
„Wenigstens in technischer Hinsicht“, schränkte Dirks ein. „Wenn wir Pech haben, dann nur in dieser Hinsicht.“
Die beiden Fremden näherten sich langsam der Energieblase – und durchdrangen sie, als sei sie nicht mehr vorhanden. Kurze Bremsstöße verlangsamten ihren Flug und korrigierten die Richtung. Sie kamen nun genau auf die transparente Kuppel der Zentrale zu und landeten sanft auf ihr.
Der Schein des Lichtes in der Zentrale fiel nach draußen und wurde von den metallisch schimmernden Schutzanzügen reflektiert. Hinter den Sichtscheiben der Helme waren undeutlich die Gesichter der beiden Fremden zu erkennen. Es waren menschliche Gesichter, daran konnte kein Zweifel mehr bestehen, wenn auch die Hautfarbe einen seltsamen und ebenfalls metallischen Schimmer besaß. Es konnte sich um einen Strahlenschutz handeln, den sie für den Aufenthalt im Raum oder auf anderen Welten benötigten.
Die Augen wirkten wie menschliche Augen, blickten jedoch merkwürdig kalt und starr in die Zentrale der STARLIGHT. Die Nasen waren groß und erstaunlich schmal. Der Mund war schmal und die Lippen zusammengekniffen.
Sie waren wie Menschen, die Fremden!
Randell entsann sich seiner Pflichten als Kommandant des Forschungsraumers. Er hob beide Hände, um seine friedlichen Absichten kundzutun, deutete zuerst auf sich und dann auf die fremden Besucher, und schließlich mit einer umfassenden Geste auf das Innere der Zentrale.
Die Bedeutung seiner stummen Vorstellung wurde verstanden. Einer der Fremden streckte seinen Arm aus und deutete zuerst in die Zentrale hinein, dann auf jene Stelle des Schiffes, an der sich die Umrisse der Schleusenluke deutlich abzeichnen mußten. In Gürtelhöhe betätigte er eine Kontrolle, und sofort flammte für den Bruchteil einer Sekunde die winzige Strahlenquelle auf, die eine Bewegung im Raum ermöglichte. Das Aggregat für den benötigten Rückstoß ähnelte einem Zylinder, der zwischen zwei anderen auf dem Rücken des Fremden angebracht war.
Während sich die beiden langsam entfernten und die STARLIGHT beobachtend umkreisten, entschied Randell:
„Wir müssen die Luke öffnen und sie dort in Empfang nehmen. Das werden Dirks und ich übernehmen. Jansen und Sie, Miß Calder, bleiben hier in der Zentrale. Sie wissen beide, was im Fall einer Überraschung zu tun ist. Alarmbereitschaft bleibt vorerst bestehen.“
„Wir können die Schleuse auch von hier aus luftleer pumpen und die Außenluke öffnen“, sagte Jansen.
„Das weiß ich auch!“ fuhr Randell ihn an. „Aber finden Sie es nicht auch höchst unhöflich, die Fremden nicht am Eingang des Hauses zu begrüßen?“
Jansen knurrte etwas und schwieg.
Randell und Dirks kamen an Kranz und Yü vorbei. Die Feuerleitstelle befand sich oberhalb des Ganges und bot Übersicht nach allen Seiten, nur nicht nach unten.
„Alles klar?“ erkundigte sich Randell.
„Alles klar und bereit“, bestätigte Kranz, und der Chinese grinste zustimmend.
Randell nickte ihnen zu und ging weiter, dicht gefolgt von Dirks. Ihm war bei weitem nicht so wohl zumute, wie er sich äußerlich gab, aber schließlich trug er als Kommandant die Verantwortung für das Schiff und seine Mannschaft. Seltsamerweise beruhigte ihn die Tatsache, daß er im Grunde genommen überhaupt nichts tun konnte und die Initiative ausschließlich bei den Fremden lag.
Als sie die Innenluke zur Schleuse erreichten,
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