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TS 12: Unternehmen Schwerkraft

TS 12: Unternehmen Schwerkraft

Titel: TS 12: Unternehmen Schwerkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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deutlich: trotz des äußeren Anscheins gehörten die Bewohner der seltsamen Stadt einer anderen Rasse an als Barlennan. Zwar stimmten Körperform, Proportionen und die Zahl der Augen und Glieder überein, doch waren die Stadtbewohner wenigstens dreimal so lang wie die Reisenden aus dem tiefen Süden. Einige richteten ihr erstes Körperdrittel vom Boden auf, um den herannahenden Tank genauer beobachten zu können; ein Umstand, der sie ebenfalls grundsätzlich von Barlennans Leuten unterschied. Sie schwankten dabei mit den Vorderkörpern langsam hin und her wie die Schlangen, die Lackland in einem irdischen Zoo beobachtet hatte. Abgesehen von diesen kaum wahrnehmbaren Bewegungen rührten sie sich nicht, als jetzt das merkwürdige Metallungetüm zwischen den immer höher aufragenden Wallen dem freien Platz in der Mitte des Tales zustrebte. Falls sie miteinander redeten, geschah das so leise, daß es weder Lackland noch Barlennan wahrnahmen. Auch machten sie mit ihren in Klauen endenden Armen keine der typischen Gesten und Bewegungen, die bei Barlennans Leuten zum Teil die Sprache ersetzen konnten. Sie lagen ganz einfach da, warteten und beobachteten.
    Die Matrosen der Bree zwängten sich zwischen dem Tank und den Erdwällen hindurch und starrten die Stadtbewohner mit dem gleichen sprachlosen Erstaunen an.
    Barlennan war kein Freund von Zeitverschwendung. Er wollte mit diesen Leuten handeln. Lackland wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als er merkte, daß der Kapitän die verpackten Tauschwaren vom Dach des Schleppers hinunterwarf und seine Leute zur Eile antrieb. Dem letzten der Pakete sprang der Mesklinite nach und beteiligte sich an dem Zur-Schau-Stellen der Tauschartikel. Interessiert schaute der Erdenmensch zu.
    Da waren Ballen, die wie verschiedenfarbige Tuche aussahen, Bündel aus getrockneten Wurzeln, Seile und Taue, und winzige verschlossene Töpfe – eine Vielzahl von Waren, deren Verwendungszweck Lackland nicht einmal erraten konnte.
    Nach dem Ausbreiten der Tauschgegenstände rückten die Stadtbewohner näher heran. Schweigend bildeten sie um den Tank und die Matrosen einen geschlossenen Ring, und Lackland wurde ein wenig unruhig. Barlennan hingegen schien es entweder nicht zu stören, oder aber er wußte seine Gefühle geschickt zu verbergen. Ohne Zögern griff er sich einen aus der Menge heraus und begann mit seinem Verkaufsprogramm.
    Wie er es anstellte, blieb Lackland ein Rätsel. Der Kapitän hatte gesagt, er erwarte nicht, daß die Fremdlinge seine Sprache verstünden, und dennoch redete er. Die vielen Gesten, die er dabei vollführte, waren für Lackland bedeutungslos, und dennoch schien der Kapitän damit Erfolg zu haben.
    Gleich darauf tauchte eine ganze Zahl der Bewohner mit Gegenständen aus ihren Höhlen auf, die sie offensichtlich vertauschen wollten, und jetzt beteiligten sich auch die übrigen Mitglieder der Besatzung der Bree an dem Handel. Als die Sonne unterging und die Dunkelperiode einsetzte, forderte Barlennan den Erdenmenschen auf, die Scheinwerfer des Schleppers einzuschalten. Das künstliche Licht schien die Stadtbewohner weder zu überraschen noch zu stören. Sie widmeten sich weiterhin dem Geschäft und zogen sich, sobald sie erworben hatten, was ihnen zusagte, in ihre Erdwälle zurück. Bereits nach wenigen Tagen hatten alle von Barlennan mitgebrachten Tauschartikel den Besitzer gewechselt, und die dafür erhaltenen Waren wurden auf das Dach des Schleppers verladen. Unter ihnen befanden sich auch zwei lebende Tiere, deren Art und Gattung Lackland infolge ihrer geringen Größe nicht ermitteln konnte. Wie er vermutete und wie ihm später bestätigt wurde, dienten sie dazu, um an ihnen die Eßbarkeit unbekannter Pflanzen zu erproben.
    „Ist das alles, was du vertauschen willst?“ rief Lackland Barlennan zu, als sich der letzte der Stadtbewohner in seinen Erdwall zurückgezogen hatte.
    „Mehr Waren haben wir nicht. Hast du irgendwelche Vorschläge oder sollen wir unsere Fahrt jetzt fortsetzen?“
    „Ich würde mir die Höhlenwohnungen gern einmal von Innen anschauen, nur käme ich wahrscheinlich nicht durch die Eingangslöcher hindurch, selbst wenn ich den Raumpanzer ablegen würde. Wärst du oder jemand von deinen Leuten bereit, es an meiner Stelle zu tun?“
    Barlennan zögerte verlegen. „Ich glaube nicht, daß das ratsam ist. Diese Leute haben zwar friedlich mit uns gehandelt; dennoch ist etwas an ihnen, das mir nicht gefällt, obwohl ich nicht sagen kann, was es ist.

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