TS 12: Unternehmen Schwerkraft
er geendet hatte, fragte Lackland:
„Hast du schon jemals von einem Volk gehört, das so dicht am Rande der Welt lebt, Bari? Müßte es dir bekannt sein und vielleicht sogar deine Sprache sprechen?“
„Das bezweifle ich sehr. Wie du weißt, fühlt sich mein Volk nördlich dessen, was du als die Hundert-G-Linie bezeichnest, sehr unbehaglich. Ich beherrsche mehrere Sprachen, glaube jedoch nicht, daß eine davon hier gesprochen wird.“
„Was sollen wir also tun? Um die Stadt herumschleichen oder durch sie hindurchfahren in der Hoffnung, daß ihre Bewohner friedliebend sind? Nun, du kennst deine Rasse besser als ich. Wie, glaubst du, werden sie sich uns gegenüber verhalten?“
„Dafür gibt es keine Regel. Wir sind bei unseren Fahrten schon auf viele fremde Völker gestoßen; manchmal konnten wir mit ihnen handeln, manchmal mußten wir aber auch kämpfen. Wenn wir jedoch unsere Waffen versteckt halten und statt dessen unsere Tauschwaren zeigen, dürften sie die letzteren zumindest erst einmal prüfen, bevor sie gewalttätig werden. Ich bin dafür, daß wir vollends hinunterfahren. Glaubst du, daß du den Schlitten durch die Kanäle am Boden hindurchziehen kannst?“
Lackland überlegte einen Augenblick. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht“, gab er schließlich zu. „Leider kann ich sie vorher nicht ausmessen. Das beste wird sein,wir fahren zunächst allein mit dem Schlepper hinunter. Du und wer sonst noch Lust hat kann mich auf dem Dach begleiten. Auf diese Art machen wir auch einen friedlicheren Eindruck; sie werden die Waffen, die deine Leute tragen, bereits gesehen haben, und wenn ihr die Speere zurücklaßt …“
„Sie können die Waffen noch gar nicht bemerkt haben; es sei denn, ihre Augen sind wesentlich schärfer als die unsrigen. Dennoch stimme ich dir zu, daß es besser ist, wenn wir zunächst allein mit dem Tank hinunterfahren und nachmessen – oder besser noch, wenn wir das Schiff zunächst um das Tal herumziehen und von dort einen Abstecher in die Stadt machen. Dann vermeiden wir die Gefahr, daß die Kanäle vielleicht zu schmal sind.“
„Ja, das wäre wohl die beste Lösung. Willst du deiner Besatzung sagen, was wir beschlossen haben, und fragen, ob jemand mitkommen will?“
Barlennan kroch zur Bree zurück und berichtete seinen Leuten, was er mit dem Flieger vereinbart hatte. Die Mannschaft stimmte dem Vorschlag einstimmig zu, das Schiff um das Tal herumzuziehen. Bezüglich des weiteren ergaben sich jedoch Schwierigkeiten. Alle wollten zwar die Stadt sehen, aber keiner dachte auch nur im entferntesten daran, auf dem Tank mitzufahren, obwohl sie durch das Beispiel ihres Kapitäns wußten, daß es völlig ungefährlich war. Als die Verhandlungen an einem toten Punkt angelangt waren, machte Dondragmer den Vorschlag, daß alle bis auf die bei der Bree zurückbleibende Wache dem Tank folgen sollten. Wenn er nicht allzu schnell fuhr, konnten sie in diesem Gelände ohne weiteres mit ihm Schritt halten.
Nach den wenigen Minuten, die diese Verhandlung dauerte, stieg die Sonne bereits wieder über den Horizont. Auf Barlennans Zeichen schwenkte Lackland den Schlepper um neunzig Grad herum und fuhr dicht unterhalb der Steinkugeln auf dem Rand entlang. Als sich der Tank mit seinem Anhänger zu bewegen begann, erschienen in den Erdwallöffnungen erneut die Köpfe der Bewohner, diesmal sogar noch mehr. Lackland brauchte mehrere Tage, bis er mit dem Schlitten die andere Seite der die Stadt umgebenden Hügel erreichte. Dann wurde das Zugseil ausgehängt und der Flieger lenkte den Schlepper taleinwärts.
Das Fahrzeug folgte dem ersten der Kanäle, den es traf, in Richtung auf die freie Stelle der Talsohle, die Lackland ohne jede Berechtigung für den Marktplatz hielt. Ihm folgte ungefähr die Hälfte der Mannschaft der Bree; der Rest blieb unter Führung des zweiten Maates als Wache beim Schiff zurück. Barlennan fuhr wie üblich auf dem Dach des Schleppers mit und hatte neben sich den kleinen Vorrat an Tauschwaren aufgestapelt.
Als sie sich von dieser Seite dem Tal näherten, stand die aufgehende Sonne direkt hinter ihnen, so daß sie eine ausgezeichnete Sicht hatten. Und es gab jetzt allerhand zu sehen. Als die Fremden näher kamen, wagten sich einige der Bewohner der Stadt vollends aus ihren Erdwällen heraus, jedoch nur die, die ihre Wohnhöhlen auf der anderen Seite des Tales hatten, was Lackland und Barlennan eigentlich hätte stutzig machen müssen.
Eines wurde beim Näherkommen
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