TS 12: Unternehmen Schwerkraft
Bildfunkgeräte auf den Himmel gerichtet hatten, und ließ sich ohne Fragen zu stellen in einen der Sessel fallen.
Wiederum kam Barlennans Stimme aus dem Lautsprecher. „Es fliegt über dem Schiff hin und her, manchmal in gerade Richtung, manchmal im Kreis. Es scheint an der Stelle, an der die beiden Stöcke übereinanderliegen, einen kleinen Körper zu haben …“ Er fuhr in seiner Beschreibung fort, doch war der Gegenstand offensichtlich so weit außerhalb seines normalen Erfahrungsbereichs, daß es ihm schwerfiel, in einer ihm fremden Sprache die entsprechenden Ausdrücke zu finden.
„Paßt auf; wenn das Ding erscheint, werdet ihr blinzeln“, kam die Stimme eines der Techniker dazwischen. „Ich habe eine hochtourige Filmkamera auf den Bildschirm gerichtet und muß ihn auf schärfste Kontraste einstellen, um brauchbare Aufnahmen zu bekommen.“
„… über den längeren Stock ist ein kurzer gelegt, und dazwischen ist etwas gespannt, was wie ein Segel aussieht. Es dreht wieder auf uns zu, diesmal ganz tief – vielleicht bekommt ihr es gleich vor euer Auge …“
Starr saßen die Beobachter da, und der Kameramann betätigte den Schalter, der seinen Filmapparat anlaufen und den Bildschirm grell aufleuchten ließ. Ehe er jedoch dazu kam, gelang es allen im Raum Anwesenden, einen guten Blick einzufangen. Und alle sahen genug.
Niemand sprach, während der Kameramann den Film herausnahm, in den Entwicklungsgenerator spulte und in den Projektionsapparat einlegte. Jeder hatte genug zu denken, um für die dreißig Sekunden, die dies in Anspruch nahm, beschäftigt zu sein.
Der Projektor setzte die Bildgeschwindigkeit auf die Hälfte herab und wiederholte den Streifen in endloser Folge. Jeder konnte schauen, solange er wollte. Keiner wunderte sich, daß Barlennan nicht imstande gewesen war, eine Beschreibung zu geben. Er hatte niemals an Fliegen gedacht, bevor er vor Monaten Lackland und seine Rakete kennengelernt hatte; unter den wenigen Wörtern, die er davon wußte, befanden sich nicht die Ausdrücke „Rumpf“, „Flügel“ und „Leitwerk“.
Der Gegenstand war kein Tier. Doch hatte es einen Körper – die Männer hielten es für einen Flugzeugrumpf – von mehr als einem Meter Länge. Die Spannweite der Flügel betrug volle sechs Meter, und ihre Konstruktion aus einem einzigen Holm und zahlreichen Rippen war durch die durchsichtige Bespannung deutlich zu erkennen.
„Wie wird es angetrieben?“ fragte einer der Zuschauenden. „Es hat keinen Propeller und kein Strahltriebwerk, und Barlennan sagte, es mache kein Geräusch.“
„Es ist ein Segelflugzeug“, antwortete einer aus dem Stab der Meteorologen. „Ein Gleiter, der von jemand gelenkt wird, der die Geschicklichkeit einer irdischen Seemöwe hat, die Aufwinde vor den Wellenbergen auszunützen. Das Ding kann leicht mehrere von Barlennans Größe aufnehmen und solange in der Atmosphäre bleiben, bis die Insassen herunterkommen müssen, um Nahrung zu sich zu nehmen oder zu schlafen.“
Die Besatzung der Bree war ein wenig nervös geworden. Der Gleiter machte zwar keine feindselige Bewegung, aber die Erfahrungen des letzten Angriffs aus der Luft waren bei der Mannschaft noch in allzu guter Erinnerung. Einige ergriffen herumliegende Gegenstände und wollten sich in der neu erlernten Kunst des Werfens versuchen; aber Barlennan untersagte es strengstens. So segelten sie auf ihrem alten Kurs weiter, bis die Nacht hereinbrach, und am darauffolgenden Morgen war der Gleiter verschwunden.
Die Tage vergingen, ohne daß er sich erneut zeigte. Der Dunst hatte sich verdichtet und bildete Wolken, die kaum zwanzig Meter über der See hingen. Die Erdenmenschen belehrten Barlennan, dieses sei kein gutes Flugwetter, und er zog daraufhin die Ausguckposten zurück.
Von der ersten Insel, die in Sicht kam, fielen die hohen Felsen steil ab ins Meer, und Barlennan entschloß sich weiterzusegeln. Wie er erwartet hatte, tauchte eine weitere auf, noch ehe die erste Insel im Dunst den Blicken entschwunden war. Auch hier ragten die Berge bis zu den Wolken auf, doch zeigten sich dazwischen tief eingeschnittene Fjorde, und Dondragmer schlug seinem Kapitän vor, in ihnen Unterschlupf zu suchen, ehe sie der Zyklon überraschte.
Barlennan fürchtete, dort keinen Sandstreifen zu finden, auf den die Bree gezogen werden konnte. Nur um seinem Maat zu beweisen, daß er unrecht hatte, ließ er in die schmale Fahrrinne zwischen den hochaufragenden Felswänden einfahren – und mußte
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