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TS 12: Unternehmen Schwerkraft

TS 12: Unternehmen Schwerkraft

Titel: TS 12: Unternehmen Schwerkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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riskiert nicht sein Leben, wie Barlennan da unten, und ist auch nicht – wie wir übrigen – daran interessiert, das Kulturleben einer unbekannten Rasse zu erforschen. Ich sage dir, gib es weg; auch Barlennan möchte das; und ich glaube, er hat in diesem Falle das letzte Wort zu sagen.“
    Der Kapitän, der die Unterhaltung mitgehört hatte, schaltete sich ein.
    „Du vergißt, Freund von Charles, daß die Radios nicht mein Eigentum sind. Charles überließ sie mir auf meinen Vorschlag, damit wenigstens eines sein Ziel erreicht, wenn ich der anderen beraubt werden sollte; er und nicht ich hat also das letzte Wort in dieser Sache.“
    „Handele ganz nach deinem Ermessen, Bari“, entgegnete Lackland sofort.
    „Danke, Charles.“ In dem Augenblick, da der Flieger gesprochen hatte, wußte Barlennan, was er tun würde. Er rief einige seiner Leute herbei und erteilte knappe Befehle.
    Mit aller Vorsicht und ohne jemals eines der Radios zu berühren, bereiteten die Matrosen Seilschlingen vor. Dann hoben sie das Gerät mit Spieren aus „sicherer“ Entfernung an und schoben und rückten so lange, bis die Schlingen darüber und herum gelegt waren. Nachdem dies geschehen war, wurde eine der Schlingen in ehrerbietiger Form Barlennan überreicht. Der winkte seinerseits den Häuptling heran und übergab ihm das Seil mit feierlicher Miene und so, als ob es sich um etwas äußerst Kostbares und Zerbrechliches handele. Dann gestikulierte er mit seinen Klauen, daß die Ratgeber des Häuptlings die übrigen Seile übernehmen sollten. Sie alle stürzten vor, doch nur drei von ihnen wurden von ihrem Häuptling für die Ehre auserwählt, und die anderen traten zurück.
    Ganz langsam und vorsichtig zogen der Häuptling und seine drei Ratgeber das Radio auf den Rand des Außenfloßes der Bree. Das Häuptlingskanu glitt heran, ein langes, schmales Boot, das aus einem der Bäume des Waldes bis zu papierdünner Stärke der Wandung ausgehöhlt worden war. Mißtrauisch sah Barlennan es an. Er war in seinem Leben niemals anders als auf einem Floß gefahren; hohle Schiffe jeder Art waren ihm fremd. Er war sicher, daß das Kanu zu klein sein würde, um das Gewicht des Radios zu tragen, und wollte seinen Augen nicht trauen, daß das Boot bei Übernahme der neuen Last nur unmerklich tiefer in den Fluß tauchte. Einige Sekunden lang erwartete er, Kanu und Radio jeden Augenblick unter der Oberfläche verschwinden zu sehen. Aber nichts dergleichen geschah.
    Barlennan war ein Opportunist, der jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen wußte. Das hatte er bereits vor Monaten bewiesen, als er sich ohne zu zögern entschlossen hatte, die Freundschaft des Fliegers zu gewinnen und dessen Sprache zu erlernen. Dieses hier war für ihn wieder etwas Neues und offensichtlich wert, genauer erforscht zu werden; wenn Schiffe gebaut werden konnten, die für ihre Größe soviel mehr Gewicht tragen konnten, waren die Kenntnisse darüber für ein seefahrendes Volk von umwälzender Bedeutung. Das Naheliegendste war, eines von den Kanus zu erwerben.
    Barlennans Volk hatte ein Sprichwort, das dem irdischen „Frisch gewagt, ist halb gewonnen“ entsprach, und danach handelte der Kapitän. Ganz vorsichtig und ehrerbietig lehnte er sich über den Rand des Häuptlingskanus und berührte das Radio. Dann sagte er:
    „Charles, ich werde mir dieses kleine Schiff holen, und wenn ich zurückkommen und es stehlen muß. Sobald ich zu Ende gesprochen habe, gib bitte Antwort. Es ist ganz gleich, was du sagst. Ich will diese Leute glauben machen, daß das Boot, in dem das Radio gelegen hat, für andere Zwecke nicht mehr zu verwenden ist und auf meinem Deck den Platz einnehmen muß, an dem vorher der Kasten gelegen hat. Nun antworte bitte!“
    „Das, was du vorhast, grenzt zwar an Erpressung – ich werde dir das Wort bei Gelegenheit einmal übersetzen – aber ich bewundere deine Gemütsruhe. Sieh zu, ob du damit wegkommst, Bari, aber stecke den Hals, den du nicht besitzt, bitte nicht zu weit in die Schlinge.“ Er verstummte und beobachtete, ob der Mesklinite seinen Rat befolgen würde.
    Wie zuvor verwandte Barlennan beinahe kein gesprochenes Wort, aber seine Handlungen waren selbst den fernen menschlichen Wesen verständlich, die ihn auf ihren Fernsehschirmen gespannt beobachteten, und um so eher noch dem Häuptling und seinen Paddlern. Zunächst untersuchte er das Häuptlingskanu, betastete die Bordwände und deutete an, daß er es für geeignet befand. Ein anderes Boot, das

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