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TS 12: Unternehmen Schwerkraft

TS 12: Unternehmen Schwerkraft

Titel: TS 12: Unternehmen Schwerkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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herantrieb, winkte er zurück. Dann nahm er einen Speer auf, den einer der Ratgeber beiseite gelegt hatte, und machte den herumstehenden Paddlern klar, daß niemand näher als in Speerlänge an das Boot herantreten dürfte.
    Alsdann maß er das Kanu in Speerlänge aus, trug die Waffe dorthin, wo das Radio gestanden hatte, und ließ einen Platz freimachen, der offensichtlich der Größe des Kanus entsprach. Dies wiederholte er mehrmals, so daß der Häuptling nicht mehr im Zweifel sein konnte, was der Kapitän forderte. Nur die Kürze des Tages hinderte Barlennan daran, die Szene noch weiter auszugestalten. Er gab dem Häuptlingskanu einen Stoß und deutete damit an, daß das Radio an Land geschafft werden sollte.
    Viel Volk hatte sich inzwischen am Flußufer versammelt. Scheu wichen die Dorfbewohner zurück, als das Kanu anlegte und das Radio mit allen Zeichen der Verehrung ausgeladen wurde. Und dann geschah, was selbst Barlennan kaum noch zu hoffen wagte. Der Häuptling bestieg allein sein Kanu und ruderte es zur Bree zurück. Ein zweites folgte in respektvollem Abstand. Alles verlief genau nach Barlennans Plan.
    Der Häuptling legte an dem Außenfloß an, von dem das Radio verladen worden war und stieg sofort auf die Bree über. Barlennan hatte die erforderlichen Befehle bereits gegeben, als das Kanu das Ufer verlassen hatte, und das kleine Schiff wurde an Bord gezogen und an den für es reservierten Platz geschafft, immer noch mit allen Zeichen der Verehrung. Der Häuptling wartete das Ende dieses Vorgangs nicht mehr ab; er stieg auf das zweite Boot über und ließ sich ans Ufer zurückrudern. Als er es erreichte, sank bereits die Nacht hernieder.
    „Du hast gewonnen, Bari“, kam Lacklands Stimme anerkennend aus dem Lautsprecher eines der drei auf der Bree verbliebenen Radios. „Bleibst du dort über Nacht, um dir morgen vielleicht noch mehr zu holen?“
    „Wir fahren jetzt!“ erwiderte der Kapitän, ohne zu zögern.

 
11. Kapitel
     
    Niemand konnte genau sagen, wann die Bree in den östlichen Ozean hineinglitt, denn der Übergang vom Fluß zum Meer vollzog sich nicht von einem Tag auf den anderen. Mit jeder Meile wichen die Uferbänke weiter zurück, bis sie schließlich von Deck aus nicht mehr zu erkennen waren, und der Wind frischte auf, bis das Schiff endlich wieder unter Segel gesetzt werden konnte.
    Der Kurs lag weiterhin auf Ost, denn eine langgestreckte Halbinsel versperrte Barlennan und seinen Leuten den Weg nach Süden. Das Wetter war gut, und falls es umschlagen sollte, würden sie von den seltsamen Wesen, die sie von Toorey aus so sorgfältig überwachten, rechtzeitig gewarnt werden. Sie hatten genügend Proviant an Bord. Er würde reichen, bis sie in die fruchtbaren Zonen des Südens gelangten. Und die Stimmung der Mannschaft war ausgezeichnet.
    Ebenfalls zufrieden war ihr Kapitän. Aus Lacklands gelegentlichen Erklärungen und durch eigene Experimente hatte er gelernt, warum ein hohles Boot wie das Kanu für seine Größe soviel mehr Gewicht tragen konnte als ein Floß. Er steckte bereits tief in Plänen für den Bau eines solchen Schiffes – größer sogar noch als die Bree –, das nach diesem Prinzip konstruiert war. Dondragmers Pessimismus konnte seine rosigen Träume nicht zerstören. Der Maat meinte, es müßte einen Grund geben, warum solche Schiffe von ihrem Volk bisher nicht verwendet wurden, doch konnte er nicht sagen, welches dieser Grund sein mochte.
    „Es ist zu naheliegend“, wies er immer wieder darauf hin. „Wenn weiter nichts daran ist, müßte schon lange vor uns jemand auf den Gedanken gekommen sein.“ Barlennan pflegte bei solchen Reden nur nach dem Heck zu zeigen, wo das Kanu an einem Seil mit der Hälfte ihrer Vorräte munter hinterherschwamm. Hätte der Maat einen Hals besessen, er würde wahrscheinlich den Kopf geschüttelt haben wie ein alterKutscher, der einen pferdelosen Wagen sah.
    Als sie endlich auf Kurs Süd gingen, brachte ihn das auf einen neuen Gedanken.
    „Warte ab, wie es sinkt, wenn wir in das Gebiet angemessener Schwere kommen!“ rief er aus. „Es mag für die Leute am Rande der Welt ganz brauchbar sein. Dort jedoch, wo die Verhältnisse normal sind, braucht man ein solides Floß.“
    „Die Flieger sagt ,Nein’“, erwiderte Barlennan. „Du weißt genausogut wie ich, daß die Bree hier am Rand nicht höher im Wasser liegt als bei uns zu Hause. Der Flieger sagt, es käme daher, weil hier auch das Methan weniger wiegt, was mir durchaus

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