TS 17: Geheime Order für Andromeda
leben.“
„Er ist tot“, eröffnete Lar seinem Vetter. „Er starb gestern.“
„Gestern? Wußte nicht nur er von Xar V/2? Niemand sonst …“
„Er war so freundlich, es mir zu erzählen“, klärte Lar seinen Vetter auf. „Natürlich kostete es einige Mühe, aber dann bequemte er sich, das Geheimnis preiszugeben.“
„Du hast ihn getötet?“
„Genauso, wie ich dich töten werde“, bestätigte Lar. „Im Grunde genommen wollen wir beide das gleiche, Tora: den Wissenschaftlern ihren jetzigen Vorteil abjagen. Wenn ich diesen Hebel hier umlege, ist Xar III und das Reich ohne Energie – bis auf die lächerlichen Energiespeicher, die sehr bald erschöpft sein werden. Was glaubst du, was dann geschieht?“
„Ich weiß es, denn ich bin aus dem gleichen Grund hier.“
„Soweit also wären wir uns einig. Warum können wir es nicht auch weiterhin sein? Ich hasse den Gedanken, dich töten zu müssen, aber mir bleibt keine andere Wahl. Es sei denn, ich finde hier ein sicheres Gefängnis. Da würde ich dich unterbringen, dich mit genügend Lebensmittelkonzentraten versorgen und dann erst wieder freilassen, wenn ich oberster Bem bin. Nun, ist das ein Vorschlag?“
Tora wollte starrsinnig ablehnen, als ihm ein Gedanke kam.
Was würde sein Tod nützen? Besaß er nicht lebend, auch wenn er im Kerker weilte, eine Chance? Vielleicht gelang ihm ein zweites Mal die Flucht.
„Niemand stirbt gerne“, gab er zu. „Ich würde das Dasein im Kerker dem Tod vorziehen.“ Lar lächelte immer noch.
„Ich wußte, daß du vernünftig sein würdest, genauso wie ich wußte, daß du kommst. Als die Nachricht von deiner Flucht verbreitet wurde, beeilte ich mich, vor dir diesen Ort zu erreichen. Dein künftiges Heim ist vorbereitet. Die Automatik der Zentrale arbeitet noch Jahrzehnte mit den Speichern, es besteht also keine Gefahr, daß die Klimaanlage versagt. Und jetzt werde ich den Hebel umlegen. Die Wissenschaftler sollen eine Überraschung erleben, die sie nicht so leicht vergessen.“
Mit der Linken hielt er die Waffe weiterhin auf Tora gerichtet, der seinen Vetter gespannt beobachtete. Sie befanden sich etwa fünf Meter voneinander entfernt, für einen geschickten Mann ein einziger, blitzschneller Satz.
Aber die Strahlwaffe würde schneller sein. Und auf jeden Fall tödlich!
Lar umklammerte den roten Hebel und zog an ihm. Tora bemerkte, wie sich die Muskeln seines Vetters spannten, aber der Hebel rührte sich um keinen Millimeter.
Eisiger Schreck durchfuhr ihn.
Sollte er durch die lange Ruhe unbeweglich geworden sein? Vielleicht verklemmt oder gar oxydiert?
Lar versuchte es noch einmal, diesmal kräftiger. Aber der Hebel rührte sich nicht. Etwas ratlos ließ er die Rechte sinken.
„Was ist das, Tora?“ fragte er erschrocken. „Warum läßt sich der Hebel nicht bewegen?“
„Ich weiß es nicht“, gab Tora wahrheitsgemäß Auskunft. „Vielleicht eine Sicherheitssperre. Warte – ich entsinne mich. Mein Vater sagte mir damals, auch am Hebel befände sich einSperrstrahl, der nur durch einen Bem abgestellt werden könne. Aber wie ….“
„Entsinne dich, Tora, wenn dir dein Leben lieb ist!“
„Ich weiß es nicht. Er erklärte es mir nicht näher, so daß ich annahm, es handele sich um eine genauso automatische Sperre wie alle anderen auch. Sie muß allein durch dein Stehen vor dem Hebel aufgehoben sein.“
Lar gab keine Antwort. Erneut hob er den rechten Arm und versuchte es noch einmal. Diesmal ließ sich der Hebel nach einigen Versuchen wenigstens um Bruchteile von Millimetern rütteln. Die Sperre löste sich also nur allmählich.
„Tritt ein wenig zurück“, forderte Lar seinen Vetter auf. „Ich möchte den Abstand zwischen dir und mir vergrößert wissen, ehe ich es richtig versuche. Geh dort hinüber zum Generator. Ja, dort bleib stehen. Und komm nicht näher – sonst wird es nichts mit dem Gefängnis. Ein Grab wäre unangenehmer.“
Tora stand neben dem ungefügen Gehäuse eines summenden Generators, dessen blitzendes Metall so neu schien, als sei es erst gestern aus dem Werk gekommen.
Scharf und aufmerksam beobachtete er Lars Bewegungen.
Der wartete einige Sekunden, ehe er sich bückte und die Strahlpistole auf den Boden legte. Hastig richtete er sich dann wieder auf und umklammerte mit beiden Fäusten den verhängnisvollen Hebel. Mit seinem ganzen Gewicht hängte er sich daran – und der Hebel kam herunter. Schwer und widerwillig bewegte er sich, bis er in die Nullstellung
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