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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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Augenblick in der Weltgeschichte –“
    Hero fiel ihm ins Wort. „Waterville, warum haben Sie Ihren Arbeitern befohlen, an Bord zu gehen? Ich – oder Mr. Schultz – hätten vielleicht eine Rede vor ihnen halten wollen.“
    „Weil ich Arbeiter haben will, wenn wir drüben ankommen, und keine Kranken mit Lungenentzündung!“
    „Dies ist ein großer Augenblick“, fuhr Jacobson fort.
    „Der große Augenblick“, sagte Hero, „bleibt uns. Wenn die Kolonisten starten – das ist der Augenblick, mit dem wir ein neues Kapitel in der Weltgeschichte beginnen.“
    „Inzwischen“, sagte ich zu Schultz, „ist es an der Zeit für uns, zu gehen. Habe ich Ihre Erlaubnis?“
    Er lächelte. „Ja. Und viel Glück! Dienen Sie dem Menschengeist, Waterville, und dem Staat!“
    „Ihr Lager wird in zwei Monaten fertig sein“, sagte ich zu ihm. „Auf Wiedersehen, Sir.“ Ich drehte mich zu Jacobson: „Gehen wir jetzt!“
    Er hantierte mit seinem Gepäck, ich nahm es auf und trug es für ihn – ich wollte wegkommen. Die rekonditionierten Piloten standen an ihren Maschinen. Ich bedeutete ihnen, einzusteigen. Ich selbst stieg in den ersten Hubschrauber und setzte mich neben den Piloten. „Los!“
    Natürlich mußten erst ihre Motoren warmlaufen. Ich hatte vergessen, es ihnen zu sagen, und keiner von ihnen hatte daran gedacht.
    Endlich hoben wir uns vom Boden, die anderen Maschinen folgten. Ich konnte die kleine Gruppe von Leuten unter uns sehen, und das Lager, und den zertrampelten Schnee, wo wir gearbeitet hatten. Wir flogen – immer nach Osten – der Sonne entgegen.

 
XII
     
    Wir flogen hoch über einer geschlossenen Wolkendecke, und die Schatten unserer Hubschrauber jagten sich gegenseitig durch Wolkengebirge und -täler. Als wir die Wolkendecke nach unten durchstießen, regnete es, und wir hingen über der grausilbernen Seelandschaft. Der Pilot saß fast bewegungslos neben mir und starrte nach vorn, die Lippen ein wenig geöffnet. Es stand keine Erwartung in seinem Blick, er war lediglich bemüht, den Kurs, den ich bestimmt hatte, einzuhalten. Er war natürlich rekonditioniert. Ich war der einzige qualifizierte Pilot im Staat, der nicht zu den Rekonditionierten zählte. Als der Staat sich entschloß, all seine Bürger innerhalb seiner eigenen Grenzen festzuhalten, sorgte die Regierung dafür, daß keiner entkommen konnte. Es sind trotzdem Versuche gemacht worden. Ich konnte mich an einen Fall erinnern, wo ein Bürger versucht hatte, ein kleines Boot zu konstruieren, um damit zu fliehen. Er ist rekonditioniert worden. Dieser gut aussehende junge Mann neben mir hätte ohne weiteres dieser Mann sein können. Der Pilot wußte nicht, daß er uns in eine neue Welt – oder eine vergessene – führte. Es würde für ihn das gleiche bedeutet haben, wenn er einen gewöhnlichen Transport innerhalb der Staatsgrenzen geflogen hätte. Er würde gemäß den Befehlen landen und würde wieder in den Staat zurückfliegen, wenn ich ihm den Befehl dazu erteilte. Er würde in zwei Monaten die Kolonisten zur Insel bringen, aber in der Zwischenzeit käme ihm niemals der Gedanke, daß er jemals den Staat verlassen hatte.
    Ich erhob mich von meinem Sitz und ging auf dem Mittelgang nach hinten. Die Rekonditionierten saßen dort ganz ruhig, und kaum einer von ihnen schaute aus den Fenstern. Bessy saß bei ihnen.
    Ich versuchte, Jenny nicht anzuschauen, die eingezwängt neben Bessy saß. Aber dann blickte ich doch zu ihr hin und sah, wie sie aus dem Fenster starrte. Ich glaubte, getrocknete Tränen auf ihrem leeren Gesicht zu sehen.
    Ich berührte Bessys Schulter, und sie schaute auf. „Alles in Ordnung?“ fragte ich.
    „Alles in Ordnung.“
    „Wie geht es Jenny? Sie sieht traurig aus.“
    Sie streichelte Jennys Knie. „Machen Sie sich keine Gedanken darüber, sie haben alle hin und wieder diese Stimmung, besonders dann, wenn sie nicht arbeiten. Sie scheinen zu fühlen, daß sie irgend etwas vergessen haben. Das besagt nichts. Am besten ist, man läßt sie allein.“
    „Jenny“, sagte ich.
    Sie drehte ihren Kopf langsam zu mir und blickte mich an. Sie runzelte leicht die Stirn, als versuchte sie, etwas in sich zurückzurufen. Dann wurde ihr Gesicht wieder leer, und sie schaute erneut aus dem Fenster.
    „Quälen Sie sich nicht“, sagte Bessy. „Denken Sie, daß sie nichts wissen.“ Sie zeigte den Gang hinunter. „Dieser junge Bursche dort, der Große. Sie müßten ihn sehen, wenn er arbeitet. Stark ist er – Sie würden es nicht

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