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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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dann ließ er sie fallen.
    Einer schritt zum Block und nahm die Axt. Er stand da wie ein Holzfäller, der einen Baum umlegen will. Der andere versuchte, den Gefangenen vorwärtszuziehen, aber der Mann bäumte sich auf, und ein Wächter eilte herzu, um zu helfen. Sie zogen und stießen das Opfer vor sich her und warfen den Mann auf die Knie, so daß sein Kopf auf den richtigen Platz zu liegen kam. Ich sah, wie die Axt erhoben wurde. Der Henker schlug mit großer Anstrengung zu, und es folgte ein dumpfes Geräusch. Der Kopf rollte zur Seite, und überall schien Blut zu sein. Ein heiseres Stöhnen rauschte durch die Menge.
    Danach wurde ich zur Hütte zurückgeführt. Der Platz war sauber gefegt, und das Essen stand für uns auf dem Tisch. Ich saß da und mußte mich übergeben. Meine Begleiter schauten mich furchtsam und verwundert an. Ich fühlte mich völlig erschöpft. Ganz plötzlich und überraschend kam Schlaf wie eine Ohnmacht über mich.
    Es war ungefähr Mittag, als ich vor den Ältestenrat geführt wurde.
    Als ich eingetreten war, gab man mir einen Schemel, und ich setzte mich. Sie hatten über meinen Fall debattiert, ich konnte das sofort an den verschiedenen Gesichtsausdrücken dieser Männer, denen ich mich gegenübersah, erkennen. Sie saßen um einen langen Tisch, Hugh am Kopfende, Harold zu seiner Rechten. All ihre Gesichter wandten sich mir zu, als ich hereingebracht wurde. Kein Wort wurde gesprochen, bis ich saß. Dann stand Hugh auf.
    „Wir haben deine Botschaft beraten“, sagte er. „Ihr kommt in Frieden, und wir empfangen euch in Frieden. Wir wünschen, daß du deinem Volk eine friedvolle Botschaft zurückbringst, denn der Norden beherbergt nur Wilde, und mit gutem Willen zwischen deinem und meinem Volk werden wir imstande sein, die gegenseitige Sicherheit zu verstärken. Aber dein Volk soll auf seinem eigenen Gebiet bleiben und das unsere respektieren. Denn wenn wir in Fehde miteinander liegen, werden die Barbaren uns beide überwältigen.“
    „Und wo ist das Gebiet? Das unserige und das eure?“
    „Das werden wir dir zeigen. Ihr werdet nur das nehmen, was wir euch geben. Es ist gutes Land.“
    „Und versucht nicht, euch mehr anzueignen“, warf Harold ein. Einige der Anwesenden nickten zustimmend.
    Unsere Blicke trafen sich. „Ich habe für mein Volk nach bestem Wissen und Gewissen gesprochen“, sagte ich. „Könnt ihr mir versprechen, daß euer Volk uns ebenfalls in Frieden lassen wird?“
    Eine raunende Unterhaltung rings um den Tisch setzte ein. Hugh sprang auf und schlug mit der Faust energisch auf den Tisch, was ich ihm kaum zugetraut hatte. „Der Beschluß ist gefaßt“, donnerte er, „und der Rat ist geschlossen. Wir wollen jetzt unserem Gast Höflichkeit erweisen.“ Er hatte, wie ich später erfuhr, eine ungewöhnliche Macht über seine Leute. Er war ein strenger aber gerechter Herrscher.
    Der Rat stand auf, und Diener brachten Essen und ein alkoholisches Getränk, das mir neu war. Wir aßen und tranken, und ich erinnere mich heute an nichts mehr, außer an bärtige Gesichter und Gelächter und an unzählige Fragen über die Kolonisten, die ich, so gut ich konnte, beantwortete. Das Getränk war stark, und diese Männer tranken sehr viel, und ich mit ihnen. Und es wurde gesungen, wie ich es nie in unserem Staat gehört hatte. Die Frauen kamen und brachten uns neue Getränke, und das Fest dauerte bis in die Nacht hinein und breitete sich auf den Straßen des Dorfes aus. Die Leute tanzten, und ich fühlte Annes Augen auf mich gerichtet. In jener Nacht wurden meine Begleiter aus dem Gefängnis geführt, und man gab ihnen ein bequemes Quartier. Ich selbst bekam ein Zimmer und ein Bett in Hughs Haus. Und als ich erwachte, mit einem gehörigen Kater vom vielen Trinken, wollte ich zu Hugh gehen und ihm alles, was ich über die Kolonisten wußte, erzählen. Aber ich schämte mich. Ich hätte ihnen von Anfang an alles erzählen müssen, was ich befürchtete.
    Ich blieb bei meinen neuen Freunden fast bis zu dem Zeitpunkt, da die Kolonisten eintreffen mußten, und ich wünschte, ich hätte die Kolonisten vergessen können, um immer bei den Insulanern zu bleiben, trotz der Gewalttätigkeit, die ein Teil ihres Lebens war.
    Bis ich zum Lager zurückkehrte, lebte ich in Hughs Haus. Ich arbeitete mit den Leuten auf den Feldern, ritt mit Hugh und Harold durch das Land und lernte es lieben. Ich war glücklicher, als ich jemals gewesen bin, außer vielleicht zu der kurzen Zeit, die ich mit Jenny

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