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TS 19: Weltraumpest

TS 19: Weltraumpest

Titel: TS 19: Weltraumpest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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ihn.
    „Nicht ich, sondern sie nahmen Verbindung mit mir auf“, antwortete er, wobei er sich an seiner infizierten Zehe kratzte.
    „Wie denn?“
    „Ich schlief gerade fest. Da klopfte es draußen. Schlaftrunken kroch ich aus meinem Bett und öffnete die Wohnungstür. Es war drei Uhr morgens. Ein Mann stand vor mir und sagte: ,Ich habe eine Botschaft für Sie!’ ,Hat das nicht bis morgen Zeit?’ brummte ich. ,Nein’, gab er zurück, ,es ist wichtig!’ So ließ ich ihn eintreten. Er verschwendete nicht viel Zeit. Sofort zeigte er auf eine schmiedeeiserne Stehlampe in der Ecke meines Zimmers und fragte mich nach dem Preis der Lampe. Ich nannte ihm die Summe. Da legte er den doppelten Betrag auf den Tisch, ging zur Lampe, nahm sie hoch und band aus dem Ständer ein niedliches Schleifchen! Es machte ihm absolut keine Mühe. ,Mr. Mullaney’, fragte er mich anschließend, ,möchten Sie auch so stark sein?’ Ohne darüber nachzudenken sagte ich ,ja.’ Dann veranstaltete er mit mir einen komplizierten Wortassoziationstest, um meine politische Einstellung zu prüfen. Ich bestand diesen Test. Um sechs Uhr hatte ich gepackt, und nun bin ich hier mit meiner Mekstromschen Krankheit.“
    „Und was geschieht jetzt?“ fragte ich.
    „Nun, morgen werde ich in Behandlung genommen“, sagte er ruhig. „Die Behandlung muß vorgenommen werden, ehe die Infektion das erste Gelenk erreicht hat, sonst verliert man das Glied.“ Er betrachtete mich. „Sie haben noch einen Tag mehr Zeit als ich, weil Ihr Ringfinger länger ist als meine Zehe.“
    „Wie geht die Behandlung vor sich?“ fragte ich.
    „Das weiß ich nicht. Ich habe versucht, die Behandlungsweise zu espern, aber das Laboratorium liegt zu weit weg von hier.“
    Am nächsten Morgen war Mr. Mullaney verschwunden. Ich sah ihn nie wieder.
    Gagen Mittag war die Spitze des Ringfingers an meiner linken Hand so hart wie Stein. Das Jucken hatte jetzt einem tiefen, brennenden Schmerz Platz gemacht.
    Um drei Uhr dreißig öffnete sich die Tür. Scholar Phelps trat ein. Er lächelte wohlgefällig.
    „Nun“, begrüßte er mich überfreundlich, „treffen wir uns also wieder, Mr. Cornell!“
    „Aber unter unerfreulichen Umständen“, sagte ich.
    Er nickte. „Leider, jedoch können wir nicht alle glücklich sein.“
    „Ich mag nicht sterben.“
    „Das mag keiner. Doch vom philosophischen Standpunkt aus gesehen haben Sie nicht mehr Recht, auf Kosten anderer zu leben, als irgendein anderer ein Recht hat, auf Ihre Kosten zu leben. Außerdem, wenn jedem Unsterblichkeit gewährt würde, wäre die Welt überfüllt!“
    Ich mußte ihm recht geben, aber ich konnte trotzdem seine Haltung nicht akzeptieren. Er folgte – obwohl er Esper war – meinem Gedankengang. Das war in diesem Falle nicht schwer.
    „Nun, ich gebe zu, daß dies nicht gerade der richtige Zeitpunkt ist, um Philosophie oder Metaphysik zu diskutieren. Woran wir interessiert sind, das sind Sie, Mr. Cornell!“
    „Wie recht Sie doch haben!“ spöttelte ich.
    „Sie wissen natürlich, daß Sie ein Träger sind?“
    „Ich bin zu der Überzeugung gekommen. Schließlich ist jeder, mit dem ich in Berührung kam, entweder verschwunden oder wurde Mekstrom – oder beides.“
    Scholar Phelps nickte.
    „Mr. Cornell, als Träger sind Sie für uns der Grundfaktor, nach dem wir schon seit zwanzig Jahren und länger suchen. Sie sind das letzte Steinchen in unserem Gebäude, die letzte Antwort. Oder besser gesagt – waren es.“
    „Waren?“
    „Wir wissen immer noch sehr wenig über die Raumpest“, sagte er weiter. „Bei gewissen Krankheiten ist der Träger selbst immun. Bei anderen wiederum läßt sich beobachten, daß der Mensch – durch eine unvollkommene Infektion zum Träger gemacht – immun wird, ohne daß dabei die Erreger getötet werden. Wiederum bei anderen Krankheiten haben wir gesehen, daß der Träger seine Übertragungsfähigkeit verlor, nachdem er schließlich selbst von der Krankheit infiziert wurde. Was wir jetzt wissen müssen, ist folgendes: ist Steve Cornell, der Mekstrom-Träger, jetzt kein Träger mehr, weil er sich die Krankheit selbst zugezogen hat?“
    „Wie wollen Sie das herausfinden?“ fragte ich.
    „Das ist ein Problem“, antwortete er nachdenklich. „Einige von uns meinen, daß wir Sie nicht behandeln sollten, da die Behandlung den unbekannten Faktor, der Sie zum Träger macht, zerstören könnte. Die zweite Gruppe vertritt den Standpunkt, daß, wenn wir Sie nicht behandelten, Sie wohl

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