TS 20: Legion der Zeitlosen
gutes war.
Sie nahmen ein Taxi und fuhren zum Hotel zurück.
„Dein Führer spricht mit großer Überzeugungskraft, Jahr“, sagte Chaan. „Er ist ein großer Mann“, antwortete Jahr. „Manche Leute auf Volksweld halten ihn sogar noch für größer als seinen Vater.“
„Du aber nicht?“
Auf Jahrs Gesicht erschien ein sonderbares Lächeln.
„Ich kannte Adarl“, erwiderte er.
Im Hotel hatte Oler eine Nachricht für Chaan.
„Hildi Gretten hat Sie gebeten, sofort zu ihr zu kommen, Captain“, sagte er mißgelaunt.
Chaan versuchte, sie anzurufen, erhielt jedoch keine Antwort. Von Besorgnis erfüllt, schnallte er seine Strahlpistole um und nahm ein Taxi zu ihrem Haus in der Vorstadt. Konnte sie sich in Bedrängnis befinden?
Von außen erschien das Haus dunkel. Schnell ging Chaan durch den Vorgarten und drückte auf den Knopf an der Tür. Er wartete. Als sich nichts rührte, drückte er erneut auf den Knopf. Noch immer blieb alles ruhig.
Vorsichtig drückte er auf die Klinke. Die Tür war nicht abgeschlossen. Chaan stieß sie auf und trat vorsichtig ein.
Die Vorhalle lag dunkel vor ihm, und nirgends im Haus war ein Laut zu hören. Chaan tastete die Wand ab und fand schließlich den Lichtschalter.
Das Licht flammte auf, und gleichzeitig war ein kaum wahrnehmbares Summen zu hören. Das Licht pulsierte schwach.
Eine Hypnofalle! In Hildis Haus!
Chaan wurde von einem schmerzlichen Gefühl überwältigt. Hildi war also eine Spionin gewesen, die man zu seiner Überwachung eingesetzt hatte. Dann waren also all ihre Liebesbeteuerungen nur ein Betrug, ein Lügengebilde gewesen, um ihn hierherzulocken. Chaan fühlte sich leer, so wie wenn er einen großen Verlust erlitten hätte.
Seine Hand lag auf dem Lichtschalter, um das Licht und damit den Summton abzuschalten. Dann aber zögerte er.
Das hatte Marl ausgeheckt, aber was sollte Marl die Hypnofalle nützen? Chaan war nur Träger weniger wichtiger Geheimnisse, und diese konnte man ihm selbst in der Hypnose nur dann entreißen, wenn er auch in wachem Zustand bereit war, sie preiszugeben. Vielleicht konnte er jedoch in der Hypnose erfahren, was die Volksweldler mit ihm vorhatten, falls er eine Zusammenarbeit mit Marl verweigerte.
Absichtlich ließ er die Hypnofalle auf sich einwirken und sich von ihr gefangennehmen.
Langsam nahm der Summton normale Lautstärke an, während das Licht intensiv flackerte. Undeutlich nahm Chaan jetzt wahr, daß ihn vom Tonband eine Stimme anredete.
„Du bist müde – sehr müde … du fühlst dich ganz leicht. sehr glücklich … deine Augen sind schwer … schwerer und immer schwerer …“
Er hatte das angenehme Gefühl, in einem Meer von Licht zu schweben. Stimmen sprachen zu ihm, und Gesichter zogen an seinen Augen vorbei.
Er sagte etwas und tat etwas, das ihm befohlen wurde. Manchmal ließ irgend etwas – eine Stimme, eine Frage, ein Befehl – Furchen auf seiner Stirn erscheinen, und in seinem Hirn zuckte ein Alarm auf. Beinahe jedesmal kam ihm das Bewußtsein wieder, aber dann erklangen Stimmen, die ihn besänftigten und einlullten, und er trieb wieder in diesen angenehmen Zustand der Schwerelosigkeit zurück.
Jedes Zeitgefühl hatte ihn verlassen. Er wußte nicht, ob irgendein Ereignis, das er in seinem traumhaften Zustand in sich aufnahm, Sekunden oder Tage dauerte. Manchmal schien es ihm, als ob er den Wechsel von Tagen und Nächten merke, aber er war dessen nicht sicher.
Einmal kehrte sein klares Bewußtsein zurück.
„Nein!“ schrie er heftig.
Seine Umgebung war ihm völlig fremd. Er saß in einem behaglichen Sessel in einem hellerleuchteten, gut eingerichteten Zimmer. Vor ihm standen zwei Männer: Jahr in der Uniform eines Volksweldoffiziers und ein älterer Mann mit blondem Bart, der mit den engen Hosen und dem Cape der Zivilisten bekleidet war.
„Ich hoffe, meine Herren, daß Sie ebensoviel Vergnügen an dieser Sache haben wie ich“, sagte Chaan mit einem benommenen Lächeln.
„Schon gut, Chaan“, entgegnete Jahr. „Es wird dir nichts geschehen.“
Dann wandte er sich mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln dem andern zu.
„Ich sagte Ihnen doch, daß er jene Frage nicht beantworten würde, Ramitz.“
„Wer ist hier der Psychologe?“ knurrte Ramitz barsch. Dann richtete er seine hellen Augen auf Chaan. „Sie brauchen jetzt diese Frage nicht zu beantworten. Sie können wieder schlafen.“
Chaan trieb wieder in jenen traumhaften Zustand des Halbbewußtseins zurück. Verzweifelt kämpfte er
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