TS 24: Der galaktische General
wäre, wäre er auch nicht der
erste Vizekönig gewesen, dem es gelang.
Aber es ist ihm nicht gelungen. Denn als der Admiral des
Kaisers sich an der Spitze seiner Flotte der Provinz
näherte, erhob sich Siwenna selbst gegen den Usurpator. Und
das paßte dem Admiral nicht. Er wollte nicht auf den Ruhm
verzichten, eine Provinz zurückerobert zu haben, die sich
gegen den Kaiser aufgelehnt hatte, und außerdem wollten
seine Männer die Beute nicht aufgeben, die eine solche
Eroberung für sie bedeutete. Und so besetzte er alle
militärischen Stützpunkte, während das Volk sich
noch in den Städten sammelte, um den Kaiser und seinen
Admiral zu lobpreisen. Und dann ließ er die
Bevölkerung dezimieren.“
„Mit welcher Begründung?“
„Mit der Begründung, daß die Bevölkerung
gegen ihren Vizekönig rebelliert habe. Und dann wurde der
Admiral kraft seines Sieges und nach einem Monat des Mordens, des
Raubens und des Schreckens unser neuer Vizekönig. Ich hatte
sechs Söhne. Fünf davon sind gestorben – auf
mannigfache Art. Ich hatte auch eine Tochter – ich
h offe, daß sie schließlich auch gestorben ist.
Ich selbst blieb am Leben, weil ich zu alt war. Und dann
flüchtete ich mich hierher. Sie haben mir nichts gelassen,
weil ich mitgeholfen hatte, einen ungetreuen Gouverneur zu
vertreiben, und weil ich einem Admiral seinen Ruhm gestohlen
habe.“
Mallow wartete schweigend, daß der alte Mann
fortführe. Schließlich, als ihm das Schweigen zu lange
dauerte, sagte er: „Und was ist mit Ihrem sechsten Sohn
geschehen?“
„Mein sechster Sohn? Nun, der ist in Sicherheit; denn er
hat sich unter falschem Namen und als einfacher Soldat den
Truppen des Admirals angeschlossen. Jetzt ist er Kanonier in der
Flotte des Vizekönigs. Nein, nicht das, was Sie denken, er
ist mir trotzdem treu und ergeben geblieben. Hin und wieder
besucht er mich auch und gibt mir, was er übrig hat. Und
eines Tages wird unser großer und ruhmreicher
Vizekönig den Tod finden, und mein Sohn wird es sein, der
ihm den Todesstoß versetzt.“
„Und das erzählen Sie einem Fremden? Sie bringen
Ihren Sohn in Gefahr.“
„Nein, ich helfe ihm, indem ich dem Vizekönig einen
neuen Gegner schaffe. Aber wenn ich der Freund des
Vizekönigs wäre, würde ich ihm raten, den Raum bis
hinaus zum Rand der Galaxis mit Schiffen zu
übersäen.“
„Sind dort keine Schiffe?“
„Haben Sie welche gesehen? Sind Sie von Raumpatrouillen
aufgehalten worden, als Sie hier landen wollten? Es gibt viel zu
wenig Schiffe hier, um auch noch die barbarischen
äußeren Sonnen zu überwachen. Uns hat noch nie
vom Rand der Galaxis eine Gefahr gedroht – bis Sie
kamen.“
„Ich? Ich bin keine Gefahr.“
„Aber nach Ihnen werden noch mehr kommen.“
Mallow schüttelte den Kopf. „Ich verstehe Sie nicht
ganz.“
„Ich will es Ihnen sagen.“ Die Stimme des alten
Mannes klang plötzlich erregt. „Ich habe Sie schon
erkannt, als Sie eintraten. Sie tragen ein Kraftfeld, oder Sie
trugen zumindest eines, als Sie eintraten.“
Nach kurzem Überlegen gab Mallow zu. „Ja –
das stimmt.“
„Gut. Das war ein Fehler, aber das wußten Sie
nicht. Einiges weiß ich doch. Heutzutage ist es nicht mehr
modern, Gelehrter zu sein, und Leute, die dem Strom der Zeit
nicht mit dem Strahler in der Hand entgegentreten können,
werden von ihm mitgerissen, so wie es mir passiert ist. Aber ich
war einmal Gelehrter, und ich weiß, daß in der ganzen
Geschichte der Atomkraft nie ein tragbares Kraftfeld entwickelt
wurde. Wir haben Kraftfelder, aber die erfordern
riesigeKraftwerke und schützen dann eine ganze Stadt, aber
nicht einen einzigen Mann.“
„Ah so?“ Mallow schob die Unterlippe vor.
„Und was schließen Sie daraus?“
„Nun, es gibt Gerüchte, die durch den weiten
Weltraum ziehen. Sie reisen von Stern zu Stern, und nach jedem
Parsec klingen sie geheimnisvoller. Als ich noch ein junger Mann
war, landete hier einmal ein Schiff mit Fremden, und die
erzählten von den Zauberern am Rande der Milchstraße,
Zauberern, die im Dunkeln glühen, und die ohne mechanische
Hilfsmittel durch die Luft flogen, und die keine Waffe verwunden
kann.
Wir lachten darüber, auch ich selbst, und ich habe das
alles fast vergessen. Aber Sie glühen im Dunkeln, und ich
glaube nicht, daß ein Schuß aus einem Strahler Sie
verletzen könnte, wenn ich einen hätte. Sagen Sie mir,
können Sie auch durch die Luft fliegen?“
Mallow
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