TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes
dann einige Schritte zurück.
„Ist er verrückt geworden?“ rief der sonst so ruhige Pendrake im Hintergrund. „Das sind doch mindestens zehn Meter!“
Matchett sagte nichts. Er wußte, daß Kane noch genügend Reserven besaß.
Der blonde Mann trat an, schoß über den steinigen Boden und schnellte sich in die Luft hinaus. Die Gewalt seines Absprungs schleuderte ihn in einem weiten Bogan über den Abgrund, aber es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis die gegenüberliegende Kante heranrückte. Die Zuschauer hielten den Atem an. Die vorgestreckten Fußspitzen des Springers berührten festen Boden … er warf den Körper mit einer letzten Anstrengung vor … und dann befand er sich in Sicherheit. Fast sofort erhob er sich geschmeidig, wandte sich um und blickte dem Robot entgegen, der auf der anderen Seite der Spalte zum Halten gekommen war.
Sein Gesicht war noch immer ausdruckslos, als er sich jetzt bückte und einen Gesteinsbrocken hochhob, der nahezu doppelt so groß war wie der vorherige.
In diesem Augenblick nahm der achtfüßige Robot einen Anlauf und sprang über die Spalte. Aber Wilson Asher Kane war noch schneller. Der riesige Stein verließ seine Hände mit sausender Gewalt, beschrieb einen Bogen in der Luft und …
… prallte auf halbem Weg über dem Abgrund mit dem springenden Robot zusammen.
Der metallische Krach war ohrenbetäubend. Der Robot wog achthundert Kilo, aber der Stein war nicht minder schwer. Er bremste den Robot jäh ab, und Sekundenbruchteile später stürzten beide in die Spalte hinunter. Freudige Rufe erschallten im Auditorium, aber dann senkte sich bestürzte Stille über die Männer, als sie erkannten, daß sie sich zu früh gefreut hatten.
Der Robot hatte noch während des Absturzes mit zweien seiner Arme die Felskante zu packen bekommen und klammerte sich jetzt mit der ganzen Kraft seines Maschinenkörpers daran fest. Augenblicke später hatte er sich emporgezogen und in Sicherheit gebracht. Sein Kugelkörper wies eine beträchtliche Beule auf, wie die Wissenschaftler deutlich erkennen konnten, aber dies schien seine Funktion nicht im geringsten zu behindern. Mit einem riesigen Satz schnellte er auf Kane zu, der wenige Meter von ihm entfernt stand.
Im nächsten Moment verwandelte sich der blonde Mann in einen Komplex rasender Bewegungen. Seine Beine arbeiteten wie die Kolben einer Maschine, als er auf die Felsklippen zujagte, aber sie verschwammen wie die Radspeichen eines schnell fahrenden Wagens zu einem schattenhaften Wirbel.
Als Wilson Asher Kane die hochaufragenden Felsklippen erreichte, blieb er stehen. Der rasende Lauf schien seinen schlanken Körper nicht sonderlich strapaziert zu haben. Sein Atem ging ruhig, und seine Augen blieben klar und gelassen. Suchend blickte er sich um und betrachtete nachdenklich das Panorama der Felsklippen. Der Robot befand sich noch ein weites Stück entfernt.
In der Nähe erhob sich ein kilometerbreites Felsmassiv, in das durch irgendeine Laune der Natur eine enge, schmale Schlucht geschlagen worden war, als ob das Beil eines Riesen den Felsen geteilt hätte. Kanes Blick blieb auf dem Einschnitt haften, und er schien einen Moment lang zu überlegen. Dann setzte er sich in Bewegung und eilte auf die Schlucht zu.
„Nanu!“ murmelte Parkinson. „Wenn das nur keine Sackgasse ist. Vorsicht, Freundchen!“
Kane betrat die Schlucht. Sie verengte sich nach innen zu noch weiter, und er erreichte schließlich eine Stelle, die so schmal war, daß sie ihm zwar mühelos den Durchgang freigab, jedoch den näherkommenden Robot nicht ohne einiges Drängen und Schieben durchlassen würde.
Dahinter verbreiterte sich die Schlucht wieder. Zu beiden Seiten stiegen die Felswände nahezu senkrecht empor, und der Boden der Schlucht war mit einer Unmenge von riesigen Felsbrocken besät. Kane trat durch die Verengung, wandte sich um und hob einen großen Stein auf. Rasch begann er die Felslücke mit mächtigen Felsbrocken zuzumauern.
Die Steine, die er herantrug oder heranrollte, waren von gigantischer Größe, und wieder befiel ungläubiges Staunen die Zuschauer. Wie konnte ein Mensch so etwas fertig bringen?
Als er endlich fertig war, erhob sich zwischen ihm und dem Robot ein übermannshoher, doppelter Wall aus schweren Gesteinsbrocken, der selbst einem anrennenden Sechzig-Tonnen-Tank einige Mühe verursacht hätte. Für den nur achthundert Kilo schweren Robot stellte er jedoch ein ernstliches Hindernis dar.
Aber der Robot hatte die Geduld und
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