TS 31: Ringplanet im NGC 3031
regungslos verharrenden fremden Schiff.
Das Beiboot lag ruhig zehn Meter neben dem Ofenrohr. Die Männer standen zögernd in der Luftschleuse und schauten zu dem Unbekannten hinüber.
„Sehen Sie eine Luke?“ fragte Knowland leise.
„Nein – wir müssen hinüber! Los!“
Die Fragen und Kommandos kamen beinahe geflüstert. Die Spannung wurde unerträglich.
Sie stießen sich gleichzeitig ab und segelten – groteske Figuren in allen möglichen Verrenkungen – sanft zu dem Ofenrohr hinüber. Auf der silbrig schimmernden Außenhaut des fremden Schiffes hingen sie wie schmutzige Flecken.
Bannister fuhr mit dem Handschuh über das, worauf er stand. Durch den dicken Stoff hindurch waren Unebenheiten zu spüren. Was ihm schon beim ersten Anblick des fremden Schiffes aufgefallen war, wurde ihm nun zur Gewißheit: wer auch immer dieses Objekt gebaut haben mochte, hatte entweder keine Fähigkeit oder keine Notwendigkeit gehabt, auf aerodynamisch günstige Formen Wert zu legen.
Sie klammerten ihre Hände an das Seil, das sie mitgenommen hatten. Die Schwerkraft des Schiffskörpers unter ihnen war so gering, daß ein einzelner davonfliegen konnte, wenn er nur heftig genug hustete.
Vorsichtig tasteten sie sich zu dem einen Ende des Ofenrohres vor. Bannisters starker Handstrahler leuchtete in eine etwa zwei Meter lange Höhlung, die von einer mit mehreren Löchern versehenen Platte abgeschlossen wurde.
„Natürlich kenne ich den Antriebsmechanismus dieses Dinges nicht“, sagte er zu den Männern, die um ihn herum am Rand des Rohres hingen, „aber ich würde sagen, dies hier seien Düsen. Und wehe uns, wenn die Kerle auf die Idee kommen, ihren Apparat jetzt anzustellen.“
Sie zogen sich zurück und versuchten ihr Glück am anderen Ende. Unterwegs überzeugten sie sich durch mehrfache Umrandung des Ofenrohres, daß auf der Außenhaut keine Einstiegöffnung vorhanden war.
Auch dieses Ende des Schiffes war hohl – nur, daß hier die Höhlung von einer massiven Platte abgeschlossen wurde. Erst Bannister, der sich etwas weiter vorgewagt hatte als die anderen, entdeckte die kreisförmige Rille, die sich in der Mitte dieser Platte abzeichnete. Er lehnte sich dagegen und verspürte einen schockartigen Schreck, als unter dem Druck seines Körpers plötzlich etwas nachgab und er aufgrund der fehlenden Gravitation völlig haltlos in einen stockfinsteren Raum hineinpurzelte. Erst das Seil, durch das er mit den anderen verbunden war, bremste seinen Flug.
„Was ist passiert?“ kam Knowlands Stimme besorgt.
„Nichts!“ knurrte Bannister erbost. „Ich bin drin!“
Er leuchtete mit seinem Strahler herum, konnte jedoch nichts als glatte Wände erkennen.
„Kommen Sie nach, Knowland!“ befahl er. „Lassen Sie aber draußen zwei Mann als Wache zurück!“
Bannister spürte am Zittern der Schiffswandung, wie ihm Knowland mit seinen Leuten folgte. Die seltsame kreisförmige Öffnung hatte sich hinter ihm offenbar automatisch wieder geschlossen. Knowlands Leute lehnten sich ebenso wie er dagegen und kamen einzeln hereingeschossen. Bannister leuchtete ihnen mit seinem Strahler, um ihnen zu zeigen, wo es weiterging.
Mittlerweile hatte er nämlich an der Abschlußwand dieses völlig kahlen, zylinderförmigen Raumes dieselbe kreisförmige Rille entdeckt wie an der Außenwand.
„Hier herein!“ befahl Bannister und lehnte sich gegen die Wand.
Das Phänomen war das gleiche – nur landeten sie diesmal Hals über Kopf in einem hellerleuchteten Raum. Die Wände waren kreisförmig – so, wie die Außenhaut des Schiffes. Man hatte sich keine Mühe gemacht, in der Raumgestaltung oben und unten zu unterscheiden. Die Wand selbst allerdings war kaum an einer Stelle direkt zu sehen. Sie war bedeckt mit Dingen, über deren Verwendungszweck Vermutungen anzustellen von vornherein sinnlos schien.
Sie standen da und schauten um sich. Sie kamen sich vor wie mitten in ein plastisches surrealistisches Gemälde hineingestellt. Dies alles um sie herum war fremder als irgendetwas, was sie jemals in ihrem Leben gesehen hatten.
Das einzig Verständliche in diesem ganzen drei Meter langen Raum war ein grauer, unregelmäßig geformter Stein, der an der Wand klebte und trotz seiner vertrauten Form hier noch sinnloser wirkte als all das scheinbar Sinnlose um ihn herum.
Sie standen wohl eine Viertelstunde und sagten kein Wort. Plötzlich schüttelte Bannister den Kopf.
„Brrr!“ machte er und schob sich auf die nächste Wand zu, auf der eine
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