TS 32: Stunde der Roboter
wirklich.“
„Tatsache? Keine Propaganda?“
„Wie kann man einen Angriff mit Propaganda parieren?“
„Schon gut“, nickte der Dicke. „Sprechen wir weiter über den Penetrator. Er wurde von Dr. Raybitz erfunden, ist aber über das Versuchsstadium noch nicht hinausgelangt, nicht wahr? Irgend etwas, das euch alle durcheinanderbrachte, ist doch geschehen. Ist etwas schiefgegangen? Besteht Gefahr für uns, wenn wir unseren Schlag hinauszögern?“
„Erst die Antwort auf meine Frage“, sagte Dave störrisch. „Wie haben Sie es fertiggebracht, sich die Roboter gefügig zu machen? Wie weit sind Armee, Polizei und städtische Einrichtungen von Ihren Leuten durchsetzt?“
„Harry Lietz könnte Ihnen die Antwort geben. Habgier und Gewinnsucht sind seine Triebfedern. Was den zweiten Teil Ihrer Frage betrifft, so möchte ich sagen, daß wir in allen maßgebenden Institutionen einen gewissen Einfluß haben, der, wenn wir geschickt vorgehen, den Erfolg garantiert. Wir werden es bei heute Nacht belassen. Sobald die Stadt uns gehört, sobald wir Gewalt über die Schutzglocken haben, ist jeder Kampf gegen uns sinnlos.“
„Ich verstehe“, nickte Talbert. „Ihre Rechnung scheint zu stimmen. Aber sie enthält einen fatalen Fehler. Der Penetrator hat das Versuchsstadium längst hinter sich. Unsere Aufregung beruht gerade auf dem Gelingen der praktischen Vorführung. Niemand kann ruhig bleiben, wenn er eine neue, so fürchterliche Waffe in seine Hand gegeben sieht.“
Der dicke Mann wand sich mit wutverzerrtem Gesicht in seinem Sessel. „Sie lügen!“ stieß er geifernd hervor. „Sie wollen mich bluffen! Wir werden Ihnen schon die Zunge lösen!“ Er gab einem der im Hintergrund wartenden Roboter einen herrischen Wink. „Los, schafft den Psycho-Stuhl her!“
„Geben Sie sich keine Mühe“, sagte Dave hart. „Ich werde keine Frage mehr beantworten.“
„Sie werden es sich überlegen“, knurrte der Dicke drohend. „Haben Sie schon einmal erlebt, was eine gewisse Art von Energieschirmen aus einem Menschen machen kann?“
Talbert hatte davon gehört, daß die Asiaten bei ihren Vernehmungen spezielle Schutzglocken zur Anwendung brachten, um die Widerstandskraft der Verhörten zu brechen, aber er wußte nichts Genaueres über diese Methode. Seine Kenntnis der Grausamkeit asiatischer Völker genügte, den kommenden Minuten mit gemischten Gefühlen entgegenzusehen. Äußerlich ruhig, blieb er aufrecht sitzen und beobachtete den fetten Mann, der zwanzig Fuß weiter hinter seinem Schreibtisch hockte. Von draußen erklangen Stimmen, die Tür öffnete sich. Die blonde Frau, die sich bereit erklärt hatte, als Zeugin aufzutreten, wurde in den Raum gestoßen. Angst und Empörung sprachen aus ihren geweiteten Augen.
„Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß die Polizei sich derart brutaler Methoden bedient“, stammelte sie fassungslos. Dann fiel ihr Blick auf Talbert, und ihre Hand hob sich anklagend. „Das ist der Mann! Ich bin bereit, gegen ihn als Zeugin aufzutreten, denn ich sah, wie er die drei Männer tötete. Ich selbst habe nichts verbrochen, warum behandelt man mich so?“
Der dicke Mann musterte Dave gleichgültig. „Sie können sie retten, es liegt nur an Ihnen.“
Talbert antwortete nicht. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie ein Psycho-Stuhl hereingetragen wurde. Ein anderer Roboter brachte ein kleines Kommandogerät, mit dem gewisse Arten von Energieschirmen gesteuert wurden. Dave fühlte es kalt über seinen Rücken laufen. Diese Psycho-Stühle waren eine satanische Erfindung. Wer darauf festgeschnallt wurde, gestand die Wahrheit, ob er wollte oder nicht. Bei dem einen dauerte es länger, beim anderen setzte die Wirkung schon nach wenigen Minuten ein – alle aber zerbrachen bei dieser Vernehmung. Für Talbert stand fest, daß seine Peiniger Stunden warten müßten, bevor sein Widerstand erlahmte.
Die blonde Frau stand verloren im Zimmer, ihre Augen irrten umher, sie versuchte, das Drama zu verstehen, in das sie geraten war. Sie ging auf den Dicken zu, streckte die Arme aus, als wollte sie an die Autorität appellieren, die er in ihren Augen darstellte. „Hören Sie“, begann sie mit bebender Stimme, dann prallte sie gegen die unsichtbare Schutzmauer, die der Mann um sich errichtet hatte. Ihre Arme sanken herab, völlige Hoffnungslosigkeit zeichnete sich in ihrer Miene. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, als sie weitersprach.
„Ich habe nichts getan! Ich wollte der Polizei
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