TS 32: Stunde der Roboter
seine Hand gleiten. Er richtete die Spitze auf die draußen Wartenden, und als der erste Anstalten traf, in den Wagen zu steigen, feuerte er. Die ungeheure Wucht der Explosion riß die Männer zerfetzt zu Boden. Dave wandte sich dem Fahrer zu, aber er war um den Bruchteil einer Sekunde zu langsam. Als eine harte Faust schmetternd gegen sein Kinn krachte, erkannte Dave, daß er es mit einem Roboter zu tun hatte.
Undeutlich vernahm er die aufgeregten Stimmen der sich ansammelnden Menge, ihre Rufe nach der Polizei, das Anlassen des Motors und die Abfahrt des Wagens. Sekunden später hörte er die Sirene eines Polizeiwagens und glaubte sich gerettet, während er gegen die Bewußtlosigkeit, die ihn zu umfangen drohte, ankämpfte. An der nächsten Kreuzung zwang das Polizeiauto den Wagen zum Halten, und zwischen dem Fahrer und dem Polizisten entspann sich eine lange Unterhaltung, von der Talbert nichts verstand.
„Hier ist die Waffe, mit der er die drei umbrachte“, sagte der Fahrer schließlich und händigte einem der Polizisten den Kugelschreiber aus. „Nehmen Sie sich in acht, verdammt gefährliches Ding.“
„Fassen Sie an, wir wollen ihn in unseren Wagen bringen“, sagte der Polizist.
Dave fühlte sich emporgehoben, getragen und unsanft auf den Boden des Polizeiautos geworfen. Erst jetzt erkannte er, daß es sich auch bei den Polizisten um Roboter handelte. Er schloß die Augen und öffnete sie wieder, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.
Er packte den Türgriff auf der abgewandten Seite, zog sich mühsam näher. Ein schwerer Wagen hielt mit kreischenden Bremsen neben dem Polizeiauto. Das Fenster wurde herabgekurbelt, ein hübsches blondes Mädchen steckte den Kopf heraus.
„Ich habe gesehen, wie es passiert ist“, sagte sie aufgeregt. „Es war vorsätzlicher Mord. Ich stelle mich als Zeugin zur Verfügung.“
„Fahren Sie an den Straßenrand, steigen Sie aus und kommen Sie mit!“ befahl einer der Roboterpolizisten. „Eine kurze Vernehmung, dann können Sie wieder gehen.“
Dave drückte den Griff herab und stieß die Tür auf. Jetzt oder nie, dachte er und ließ sich hinausfallen. Einer der Polizisten stieß einen Warnruf aus. Dave kam auf die Beine, jagte mit Riesenschritten davon und umrundete die Ecke. Noch immer benommen von der Gewalt des Hiebes, stürmte er in die Straße hinein, mit heulender Sirene folgte der Polizeiwagen. Dave sah eine halbgeöffnete Tür und zwängte sich hindurch. Verschwommen erkannte er ein überfülltes Restaurant, dessen Geschäftsführer mit bedauernd gespreizten Händen auf ihn zukam.
„Tut mir leid, Sir, alle Tische unten sind besetzt.“
„Macht nichts, ich gehe nach oben“, sagte Dave und drängte sich an dem Mann vorbei. Seine Gedanken arbeiteten wieder normal. Jedes Lokal hatte einen Hinterausgang, den es zu finden galt. Wieder drängte er sich durch schwatzende und essende Menschen, stand vor einer Tür mit der Aufschrift „Nur für Personal“. Eine Kellnerin vertrat ihm den Weg.
„Was soll’s sein, Sir? Der Ausgang ist unten.“
Dave schob sie unsanft beiseite. „Mir ist schlecht, ich muß raus!“ Er stieß die Tür auf, jagte die Treppe hinab. Wenn seine Nase ihn nicht betrog, befand sich hier die Küche. Er langte zu ebener Erde an, sah den verlassenen Lieferanteneingang vor sich. Er winkelte die Arme an, setzte sich in Trab und öffnete die Tür am Ende des Ganges. Ein Roboterpolizist grinste ihn an und griff nach dem kurzen Knüppel an seiner Hüfte.
„Schlau, aber nicht schlauer als die Polizei!“ sagte er und hob den Arm. Talbert schlüpfte unter dem metallenen Arm durch und hetzte die Straße hinab. Zu spät erkannte er, daß er in eine Sackgasse geraten war. Er stellte sich mit dem Rücken gegen die Mauer und bereitete sich auf den Kampf vor. Der Roboter war nur fünf Fuß groß, aber kräftiger als ein ausgewachsener Mann. Auf den kurzen metallenen Armen und Beinen spiegelte sich die Sonne. Sein breites, flaches Gesicht wirkte völlig unbeteiligt. Er hatte Augen, aber weder Nase noch Mund. Die Stimme, die aus dem metallenen Rumpf kam, klang unmoduliert und blechern, als sie sagte: „Ergeben Sie sich! Es hat keinen Sinn, Widerstand zu leisten. In zwei Sekunden sind die anderen hier!“
Daves tastende Hand berührte einen losen Zementbrocken in der Wand. Er packte ihn fester und hob den Arm. So erwartete er den Angriff. Er wußte, an welcher Stelle Roboter verletzbar waren. Wenn er Glück hatte, wenn sein erster Schlag die
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