TS 36: Die Waffenschmiede von Isher
aus dem gleichen Metall. Sein geübter Blick erkannte das Metall als Furschingstahl, ein Material, das ausschließlich für den Bau von Raumschiffzellen verwendet wurde.
Das seltsame Gebäude war ein Raumschiffhangar, und das Raumschiff befand sich drinnen.
„Was ist los?“ dröhnte die mürrische Stimme aus dem Lautsprecher. „Worauf warten Sie denn? Die Tür ist offen.“
Der Mann hatte also schon Verdacht geschöpft. Aber aus seinem Ton klang gleichzeitig auch die Angst. Dieser Mann – wer auch immer er war – legte offenbar sehr großen Wert darauf, einen Atomingenieur an Bord zu bekommen. Und das gab ihn in Hedrocks Hand. So konnte er voll Überzeugung sagen: „Ich habe gerade festgestellt, daß das ein Raumschiff ist. Ich will die Erde nicht verlassen.“
„Oh!“ Wieder kurzes Schweigen, dann fuhr die Stimme drängend fort: „Nur einen Augenblick, ich komme gleich heraus. Ich werde Ihnen beweisen, daß alles in bester Ordnung ist. Das Schiff kann gar nicht fliegen, solange die Motoren nicht überholt sind.“
Hedrock wartete. Wahrscheinlich würde der Beweis in einer Waffe bestehen. Aber das war eigentlich gleichgültig, denn er hatte ja auf alle Fälle die Absicht, hineinzugehen, und später würden seine Ringpistolen ihm schon eine Chance geben, sich wieder zu befreien.
Und er hatte sich nicht getäuscht. Die innere Tür öffnete sich langsam, und eine fahrbare Energiekanone, die auf Antigravitations-platten leicht durch die Luft glitt, richtete ihre Mündung auf ihn. Gleichzeitig sagte die Stimme:
„Sie haben wahrscheinlich eine Pistole der Waffenhändler bei sich, aber Sie sind sich hoffentlich auch darüber im klaren, daß eine solche Pistole gegen das Ding hier nicht viel ausrichtet. Also los, werfen Sie das Ding weg.“
Hedrock, der keine gewöhnlichen Pistolen trug, sagte: „Ich bin unbewaffnet.“
„Machen Sie Ihre Jacke auf.“
Hedrock gehorchte. Dann war wieder Schweigen, bis der Unbekannte sich davon überzeugt hatte, daß Hedrock nicht gelogen hatte. „Schön, dann kommen Sie herein.“
Hedrock trat wortlos durch die beiden inneren Türen, die sich unverzüglich mit einem dumpfen Geräusch hinter ihm schlossen.
*
Als Hedrock nähertrat, schwenkte die Waffe zur Seite, und er hatte eine Folge schneller Sinneseindrücke. Er sah, daß er sich in der Steuerzentrale eines Raumschiffes befand, und diese Tatsache war bemerkenswert. Die Steuerzentrale befand sich in der Regel in der Mitte des Schiffes, und das bedeutete, daß der Hangar sich etwa hundertfünfzig Meter nach unten erstreckte, ebenso wie er hundertfünfzig Meter in die Luft ragte. Das Raumschiff mußte also dreihundert Meter lang sein – ein wahres Ungetüm.
„Nun“, zerriß die knarrende Stimme des Fremden seine Gedanken, „was halten Sie davon?“
Langsam wandte Hedrock sich um, und jetzt sah er den Mann zum erstenmal von Angesicht zu Angesicht. Er war hochgewachsen, schlank und etwa fünfunddreißig Jahre alt. Seine braunen Augen sahen Hedrock argwöhnisch an und warteten auf eine Antwort.
„Nun, ich sehe, daß hier etwas verdammt Komisches vorgeht“, tat ihm dieser den Gefallen. „Aber ich brauche schnell Geld, und so nehme ich den Job an.“
Er hatte genau den richtigen Ton angeschlagen. Der Mann atmete hörbar auf. „Dann ist es recht. Ich dachte schon, Sie würden unter der Tür wieder kehrtmachen.“
„Ich habe mich darüber gewundert, mitten in der Stadt ein Raumschiff zu finden, aber jetzt denke ich schon, daß wir miteinander auskommen wenden. Es bleibt doch bei den achthundert Krediten die Woche, nicht?“
„Ja, aber Sie müssen sich darüber klar sein, daß Sie dieses Haus nicht verlassen dürfen, ehe Sie mit Ihrer Arbeit ganz fertig sind.“
Das überraschte Hedrock nicht, aber er legte doch aus Prinzip Protest ein. „Ich will Ihnen etwas sagen: Es macht mir nichts aus, hierzubleiben, aber Sie machen die Sache wirklich sehr spannend, finden Sie nicht auch? Was wird hier überhaupt gespielt? Und wie heißen Sie denn eigentlich?“
Der andere runzelte die Stirn, zuckte aber schließlich die Achseln.
„Nun, meinen Namen kann ich Ihnen ja sagen.“ Er grinste. „Schließlich kennt sie ihn ja auch. Ich heiße Rel Greer.“
Das sagte Hedrock gar nichts, mit der einen Ausnahme, daß er jetzt bestimmt wußte, daß es nicht Kershaw war. Und wen er mit sie meinte, brauchte er Hedrock gar nicht erst zu sagen. Ehe er weiterfragen konnte, sagte Greer kurz: „So, kommen Sie jetzt mit.
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