TS 36: Die Waffenschmiede von Isher
Ich möchte, daß Sie sich umziehen. Dort drüben.“
Hedrock trat zu der Arbeitskleidung, die er anziehen sollte. Er überlegte dabei, ob er seine Ringe anbehalten oder ablegen sollte.
Er blickte auf und sagte: „Ich möchte gerne den Isolieranzug überprüfen, bevor ich ihn anziehe.“
„Nur zu, es ist ja schließlich Ihr Begräbnis, wenn etwas daran nicht funktioniert.“
„Ganz richtig“, stimmte Hedrock ihm zu.
Jetzt wußte er, daß der andere nichts von Atomtechnik verstand, denn die Anzüge glänzten noch, und das war für jeden Fachmann ein sicheres Zeichen, daß die Isolierung noch intakt war. Seine Ringe steckte er in die Tasche des Isolieranzuges, weil er sich erinnerte, daß Greer gesagt hatte, die Motoren seien zerlegt worden. Das bedeutete harte Strahlung im Maschinenraum, und ein Isolieranzug ließ nicht zu, daß man unter ihm Metall am Körper trug. Die Ringe würden ihn also nur gefährden und waren andererseits ja in den Taschen jederzeit griffbereit.
Das Umziehen dauerte nur ein paar Minuten, dann gingen sie zusammen zum Heck des Schiffes hinunter. Hedrock ging voraus.
Sie kamen in eine Welt der Maschinen. Riesige Antriebsaggregate, die den Raum vom Boden bis zur Decke füllten, beherrschten das Bild. Hedrock zählte siebzehn Stück, und er wußte, daß Greer jetzt von ihm erwartete, daß er staunte. „Aber das sind ja Dreißig-Millionen-Volt-Maschinen“, sagte er, und seine Verblüffung war nicht nur gespielt. „Seit wann hat denn ein Schiff von weniger als fünfhundert Meter Länge mehr als zwei solcher Dinger?“
Er sah, daß Greer an seinem Erstaunen seine wahre Freude hatte. „Das hier ist eine neue Erfindung“, prahlte er. „Ich will sie verkaufen und verhandle schon seit einigen Wochen mit der Kaiserin selbst darüber. Ich hatte vorher schon die Absicht, Ihnen das zu sagen, wenn es Sie auch nichts angeht, aber Sie sollen wissen, wo Sie stehen. Übrigens ist die Sache mit der Geheimhaltung eine Idee der Kaiserin, und mir tut jeder leid, der gegen ihren Befehl handelt. Die Erde und das ganze Sonnensystem wären für einen solchen Narren nicht groß genug, sie würde ihn dennoch finden, und dann wehe ihm.“
Jetzt war für Hedrock alles viel klarer, als Greer annehmen konnte. Der große Wissenschaftler Kershaw hatte Gil Neelan und Greer und noch ein paar andere Leute, deren Namen bisher noch nicht erwähnt worden waren, angestellt, damit sie ihm bei der Erprobung seiner Erfindung und deren Vervollkommnung halfen. Und dann war es Greer auf irgendeine Weise gelungen, alle anderen zu beseitigen und sich in den Besitz des Schiffes zu setzen.
Hedrock kletterte aus dem Maschinenraum empor und machte sich in der Reparaturwerkstätte, die sich ein Deck höher befand, zu schaffen. Er wußte, daß Greer ihn scharf beobachtete, aber Hedrock selbst beobachtete Greer viel genauer und vergewisserte sich schnell davon, daß der Mann auf technischem Gebiet ein absoluter Laie war.
Endlich wurde Greer die Zeit zu lange, und er sagte: „Ich habe mir weiter oben eine Kabine eingerichtet, dort werde ich während der nächsten zwei Monate den Großteil meiner Zeit verbringen. Nicht, daß ich Ihnen nicht vertraute, aber auf diese Weise bin ich ganz sicher, daß Sie nicht im Schiff herumstrolchen und nach Dingen schnüffeln, die Sie nichts angehen.“
Aber er ging noch nicht, obwohl Hedrock sehnsüchtig darauf wartete, denn er wußte eine sichere Methode, wie er sich binnen kurzem dieses lästigen Aufpassers entledigen konnte. Greer stand vielmehr noch eine Zeitlang herum, wie ein Mann, der einerseits Gesellschaft sucht, sich aber andererseits vor ihr fürchtet.
Schließlich brach er das Schweigen. „Wie kommt es eigentlich, daß ein Mann mit Ihren Kenntnissen arbeitslos ist?“
Das klang wie der Beginn eines Verhörs, aber da es sich nicht um seinen Namen handelte, antwortete Hedrock bereitwillig. „Ich habe meine Zeit draußen auf den Planeten verschwendet.“
Greer schien sich das ein paar Minuten zu überlegen, ehe er weiterfragte. „Und was hat Sie zurückgeführt?“
Hedrock mußte seiner ursprünglichen Rolle treu bleiben, denn wenn Greer hinaufging und seine Kleider durchsuchte, dann würde er ein Notizbuch mit dem Namen Daniel Neelan finden. Und so gab er zur Antwort: „Der Tod meines Bruders.“
„Oh, Ihr Bruder ist also gestorben?“
„Ja.“ Das war die Geschichte, die er sich ursprünglich zurechtgelegt hatte. „Ich bin hier, um mich um die Erbschaft zu kümmern. Das
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