TS 36: Die Waffenschmiede von Isher
ohne eine Ausbildung, die das ganze bekannte Wissen integrierte, auskommen konnte. Captain Hedrock hatte einmal gesagt, ihre Ausbildung sei mit der eines der weisen Männer der Gilde zu vergleichen und zwar in dem Maße, wie eine Karikatur einer Fotografie gleicht. Es war kein besonders schmeichelnder Vergleich, aber sie freute sich trotzdem heute noch darüber.
Schon wieder Hedrock! Da dachte sie schon wieder an jenen seltsamen Mann. Ein Geräusch ließ sie aufblicken. Ein Trupp Männer schob sich durch die Tür herein. Sie grüßten alle unterwürfig, und Innelda nickte gnädig und setzte das Lächeln auf, das sie immer bei öffentlichen Anlässen zeigte.
Die Männer hatten ihre Befehle schon erhalten, stellte sie fest. Sie lösten sorgfältig die schon gelockerten Verschalungen von den Motoren. Jetzt lag das Geheimnis des Sternenantriebs offen vor ihren Augen und prägte sich unlöschbar in ihr Gehirn ein. Sie stand hinter einer Strahlenbarriere und sah zu, wie eine Energiekanone die Motoren zerschmolz. Dann kletterte sie beruhigt in ihren Flugwagen.
Dunkle Wolken hingen am Abendhimmel, als sie in den Palast zurückkehrte.
4. Kapitel
Die Dunkelheit hatte sich nicht gelichtet, und doch war alles ganz anders, dachte Hedrock. Langsam wurde ihm die undurchdringliche Ruhe bewußt, die um ihn herum herrschte. Er richtete sich im Pilotensessel auf und sah sich forschend um. Die Videoschirme zeigten ihm die ewige Nacht des Alls. In jeder Richtung waren Sterne. Keine Sonne, nur nadelscharfe Punkte von verschiedener Helligkeit. Und kein Beschleunigungsandruck, keine Schwerkraft. Er warf einen Blick auf den Hyperantrieb. Der Hebel war noch in Fahrtstellung. Der Geschwindigkeitsmesser zeigte eine unmögliche Zahl an, und der Kalender sagte, daß es sieben Uhr abends und Dienstag der 28. August des Jahres 4791 Isher war. Hedrock nickte. Er hatte also zweiundzwanzig Tage bewußtlos gelegen, und während dieser Zeit hatte das Schiff die Strecke von – aber nach einem Blick auf den Geschwindigkeitsmesser gab er es auf, auch nur eine Schätzung zu versuchen. Die Bewegung machte ihn schwindlig. Und dann wurde ihm klar, daß das seltsame Gefühl in ihm Hunger war. Er versuchte zweimal, aufzustehen, aber jedes Mal gaben seine Beine nach, und er fiel wieder kraftlos in seinen Sitz zurück, das dritte Mal ließ er sich auf den Boden nieder und kroch in die Kombüse.
Er brauchte eine volle Stunde zum Essen, weil er sich nach den ersten paar Tropfen Nährflüssigkeit zu einer sorgfältigen Diät zwang. Nachher überlegte er, daß er jetzt eigentlich schlafen sollte. Er zögerte. Zuerst mußte das Problem gelöst werden, wie weit er von der Erde entfernt war und die Frage, wieso er keinen Andruck verspürte. Er ging an den Steuersitz zurück und verstellte die Teleskopaugen des Video. Aber die Sterne veränderten ihre Größe nicht. Und der Fahrtmesser gab seine Geschwindigkeit immer noch mit sechshundert Millionen Kilometer in der Sekunde an. Damit würde er in achtzehn Stunden von der Erde zum Alpha Centauri fliegen. Er mußte also einfach umkehren und den gleichen Kurs zurückfliegen, den er gekommen war.
Er legte sorgfältig den Stauerknüppel um und wartete, bis die Sterne, die er auf den vorderen Videoschirmen gesehen hatte, auf den Heckvideos erschienen. Als die Bilder sich mit den vorher gemachten Aufnahmen deckten, sah er auf die Stoppuhr und stellte fest, daß das ganze Manöver drei Sekunden gedauert hatte. Eine perfekte Haarnadelkurve von achtzehnhundert Millionen Kilometern! Bei dem Tempo würde er in zweiundzwanzig Tagen wieder auf der Erde sein. Aber nein! Er konnte sich nicht noch einmal dem Andruck einer Beschleunigung aussetzen, die ihm für die Dauer des Fluges das Bewußtsein rauben würde, und so stellte er nach einigen Berechnungen den Motor auf Dreiviertelkraft. Dann wartete er auf den Andruck der Bremsbeschleunigung, aber der kam nicht, und er mußte sich mit dem Gedanken abfinden, daß er sich in einem trägheitsfreien Raum befand, in dem es keine Andruckschwierigkeiten gab.
Ganz wohl war ihm bei dem Gedanken nicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich schlafen zu legen, und das tat er dann auch.
Plötzlich riß ihn ein Schlag aus dem Schlaf. Jetzt spürte er Andruck, der wie ein mäßiger Wind an ihm zerrte. Er war nicht schwer zu ertragen, nun, da er den ersten Schock überwunden hatte. Es drängte ihn, am Geschwindigkeitsmesser festzustellen, mit welchem Tempo er das seltsame
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