TS 40: Die neuen Herrscher
Fuß begann die blaue Fläche eines großen Sees.
Die Kreaturen, die Bridger gesehen hatte, wogen zwei oder drei Zentner, hatten lange Beine, haarlose Schwänze, spitze Nasen und große runde Ohren.
Scherer flüsterte:
„Das sind nichts anderes als zu groß geratene Ratten – oder ich bin blöde!“
Sie beobachteten die Tiere eine Viertelstunde. Plötzlich trottete aus dem gegenüberliegenden Wald ein graubehaartes Ungetüm. Es hatte einen Bärenkopf, einen seltsam flachen, breiten Körper und erstaunlich lange Klauen.
„Familie Mustelidae, Unterfamilie Melinae!“ murmelte Scherer. „Das ist ein Dachs – wenn ihr eure Biologie vergessen haben solltet!“
Eines der Rattoide erkannte den Eindringling und gab einen spitzen Pfiff von sich. Es nahm eine Keule vom Boden auf und schlug damit auf einen Baumstamm, der auf der obersten Terrasse lag. Der Hügel begann von Rattoiden zu wimmeln. Sie schossen aus den Löchern hervor und zogen ihre quietschenden Jungen auf die oberen Terrassen.
Es stellte sich heraus, daß die Felsbrocken, die in merkwürdiger Ordnung an den Terrassenrändern lagen, nicht durch Zufall dahingekommen waren. Als das Dachsoid auf die unterste Terrasse kletterte, stießen zwei Rattoide starke Stangen unter einen riesigen Granitblock und rollten ihn über den Rand. Andere warfen kleinere Steine mit beiden Pfoten.
Der große Brocken verfehlte sein Ziel, aber ein paar von den kleinen trafen das Dachsoid mit dumpfen Schlägen. Das Tier wurde zurückgeworfen und rollte die Terrassen hinunter. Vor Wut schreiend, machte es einen neuen Anlauf – ein zweiter Steinregen kam von oben herunter und warf es abermals zurück. Es kam auf die Füße, Blut lief aus seiner Schnauze, und auf dem schnellsten Weg trottete es in den Wald zurück.
„Meister Grimbart wird heute abend kein junges Rattoid zum Abendessen haben“, brummte Bridger.
Sie beschlossen umzukehren. Pilly war zwar unbedingt dafür, um den Hügel herum zum See vorzustoßen, weil es ihn interessierte, welche Fische er beherberge – aber Bridger redete es ihm aus.
„Unser Proviant geht zu Ende – außerdem will ich sehen, was unsere Leute in der Zwischenzeit gemacht haben. Andererseits werden wir zusammen mit der Gruppe wahrscheinlich den See erreichen – dann hast du genug Zeit dafür!“
Pilly gab schließlich nach.
Um den Weg der Gruppe abzuschneiden, wandten sie sich so, daß sie den Fluß weiter unten erreichen würden.
„Das Land sieht außerdem flacher aus“, sagte Bridger. „Ich habe die Nase voll davon, über Berge zu klettern.“
Flach war es – aber am nächsten Tag gerieten sie in einen Sumpf. Stunden verbrachten sie damit, ihre Beine aus einem schwabbelnden Loch nach dem andern zu ziehen. Insekten aller Arten und Größen quälten sie – einige von ihnen so groß wie ein Handteller.
Schließlich erreichten sie eine baumbestandene Insel im Sumpf. Sie ließen sich auf den trockenen Boden fallen, um ihr mageres Mittagessen zu verspeisen. Scherer stand auf und ging ein paar Schritte. Plötzlich rief er:
„He, Freunde! Kommt her und seht, was ich gefunden habe!“
Die anderen kamen hinter ihm drein. Unter den Bäumen verteilt lagen riesige Nester – jedes von ihnen mit drei oder vier Eiern von der Größe eines Straußeneis. Ohne zu zögern, schlug jeder von ihnen ein Ei auf und sog den Inhalt aus.
Scherer warf die Schale seines dritten Eies weg, strich sich das Eigelb aus dem Bart und seufzte:
„Ich hätte niemals gedacht, daß mir ein rohes Ei besser schmecken würde als ein Dinner im Waldorf! Das ist das erste – lieber Gott, seht mal, was da kommt!“
Sie sprangen auf. Ein gelenkiges, fuchsfarbenes Nagetier von der Größe eines Tigers trottete durch den Sumpf und näherte sieh der Insel. Es erkannte sie, hockte sich auf die Hinterbeine, wedelte mit dem langen Schwanz über seinen Rücken und griff mit donnerndem Brüllen an.
„Auf die Bäume, Jungens!“ rief Bridger und begann, auf die nächste Buche zu klettern. Scherer, auf einem anderen Baum, war kaum langsamer als er – aber der kleine Pilly, nachdem er viel zu lange ängstlich auf das Tier gestarrt hatte, versuchte umsonst, einen riesenhohen Baum zu erklettern, der keine greifbaren Zweige bis zu fünfzehn Metern Höhe hatte.
Bridgers Herz schlug bis zum Hals, als das Untier Pilly von hinten angriff. Er hörte den Schrei des alten Mannes – hörte sich „Jim! Um Himmels willen!“ schreien und hörte Scherers ängstlichen Ruf.
Für
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