TS 40: Die neuen Herrscher
Felsen.
Toomey begann zu fluchen; aber das Wasser war kalt, und jedesmal, wenn er versuchte, seine Faust nach dem Chemiker zu schütteln, ging er unter. Schließlich – unterstützt durch die hilfreichen Bemerkungen der grinsenden Zuschauer – blieb ihm nichts anderes übrig, als zu tauchen und die Rute heraufzuholen. Er kroch aus dem Wasser und zog sich mürrisch in den Wald hinter dem Lager zurück. Packard folgte ihm. Bridger sah ihnen nachdenklich hinterdrein.
*
Am nächsten Morgen begann Barnes, Bogen zu konstruieren.
„Es war Mildred Henrys Idee“, sagte er. „Wir haben genug Haut, um Bogensehnen zu verfertigen. Ich weiß nicht, ob es gehen wird, aber die Mädchen möchten es probieren.“
Es ging wirklich nicht – die Pfeile überschlugen sich in der Luft und flogen irgendwohin – nur nicht auf die Zielscheibe.
Die Stimmung verschlechterte sich weiter, als Scherer Eleanor Hooper anschrie, weil sie – enttäuscht von ihrem Mißerfolg – wütend ihren Bogen über dem Knie zu zerbrechen versuchte.
Nach drei Tagen verkündete Mildred Henry stolz, daß sie in der Lage sei, einen zwei Fuß breiten Baumstamm aus zwanzig Fuß Entfernung einmal unter zehn Schüssen zu treffen.
Dann überraschte sie eine Hitzewelle, und mit der Hitze kamen die Moskitos. Bridger dachte: was wir jetzt noch brauchen, ist ein kleiner Zwischenfall, um uns auseinanderzureißen. Guter Gott – was kann man mit einer unberechenbaren Bande wie dieser tun?
Während der Mittagspause hörte er plötzlich Stimmen im Streit, eine Minute später ärgerliche Rufe. Er rannte hin und sah Franchot, der zwischen den Farnen lag, mit blutendem Mund. MacDonald stand auf der Lichtung und schlug sich mit Morelli, Wilson und Zbradovski herum. Barnes und Packard wälzten sich auf dem Boden und hieben aufeinander ein. In diesem Augenblick brachte Zbradovski den Polizisten zu Fall, und alle drei stürzten sich über ihn.
Bridger schrie:
„He – Emil!“ und griff in den Kampf ein.
Jemand erwischte ihn von hinten mit einer bärenstarken Umarmung. Er wand sich und keilte aus, aber plötzlich lag er flach mit dem Gesicht auf dem Boden, beide Arme wurden ihm auf den Rücken gerissen und zusammengebunden. Plötzlich war es still.
Aus der Höhe kam Toomeys bekanntes Grunzen:
„In Ordnung, Schnecke, steh auf!“
Der schmerzende Druck zweier starker Knie entfernte sich aus Bridgers Nieren. Er rollte sich auf die Seite und bemühte sich, sich aufzusetzen.
Papa Aaronson kroch auf allen vieren, Blut tropfte von seiner geschwollenen Nase. Scherer und Barnes waren wie er mit Bogensehnen zusammengebunden worden. MacDonald lag, wo er hingefallen war. Franchot war dabei, aufzustehen. Pilly rannte am Rand des Schlachtfeldes herum und murmelte etwas von unmöglichem Benehmen. Die Frauen standen in zwei Gruppen und unterhielten sich leise.
Toomey stellte sich vor den Chemiker und grinste ihn breit an.
„Ich sollte deinen Hochmut aus dir herausprügeln nach dem, was du mir getan hast, aber es hat mir niemals Spaß gemacht, mich mit kleinen Leuten herumzuschlagen.“ Er streckte die Hand aus und kniff Bridger in die Nase. „Wie gefällt Ihnen das, Herr Professor?“
Bridger spuckte aus.
„Will mir jemand erklären, was das alles bedeutet?“ fragte er. „Was habt ihr mit dem armen Mac getan? Ihn umgebracht?“
In diesem Augenblick erschien Wilson mit einem Hut voll Wasser, das er über MacDonalds Gesicht goß. Der Polizist brummte und versuchte, sich aufzurichten.
Morelli sagte:
„Er ist in Ordnung – nur seinen Kopf hat er auf eine Wurzel geschlagen. Ronnie und ich versuchten, Messer nach einem Baum zu werfen – zur Übung. Map kam des Weges und befahl uns aufzuhören, weil wir sonst die Spitzen abbrächen. Ein Wort gab das andere, und Mac gebrauchte ein paar unfeine Ausdrücke. Ronnie gab sie zurück, und dann begann Mac zu schlagen. Das machte uns wütend, wir schlugen zurück. Dann kam der Rest von euch hinzu, und wir mußten euch binden, damit ihr uns nicht umbrächtet.“
Jetzt haben wir den Salat, dachte Bridger.
Packard war dabei, seine Kleider in Ordnung zu bringen. Er stellte sich in Pose und sagte:
„Ahem – ich fürchte, das zwingt uns dazu, unsere Anordnungen zu ändern …“
Bridger unterbrach ihn:
„Bevor wir anfangen, über Anordnungen zu sprechen, würde ich vorschlagen, man bindet uns los. Das alles ist Blödsinn. Ich verspreche, daß niemand von uns etwas Dummes tun wird!“
Man band sie los. Eleanor Hooper
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