TS 40: Die neuen Herrscher
fürchterliche Sekunden rasten Gedanken durch seinen Kopf – er wollte das Tier angreifen, aber bevor er sich bewegen konnte, erkannte er mit Schrecken, daß das Eichhornoid Pilly vom Baum heruntergerissen und seinen Schädel gespalten hatte.
Die Bestie begann, ihre Beute zu verzehren, während die beiden Wissenschaftler in den Wipfeln ihrer Bäume hingen – zu hoch, als daß das Tier sie hätte erreichen können. Es gab nichts, was sie hätten tun können.
Das Untier hatte seine Mahlzeit beendet und setzte sich auf, um seinen Schnurrbart zu polieren. Plötzlich richtete es seine Aufmerksamkeit auf ein neues Geräusch. Etwas kam mit platschenden Schritten durch den Sumpf. Das Ding blieb stehen, krächzte und eilte weiter. In diesem Augenblick erkannten sie einen riesigen grünen und gelben Vogel mit einem Körper, der einem Strauß an Größe nicht nachstand. Das Tier hatte jedoch kürzere Beine, einen kurzen Hals und einen übergroßen Kopf mit einem riesigen gekrümmten Schnabel. Es war ohne Zweifel ein überentwickelter Papagei – ein Araoid, wie Scherer ihn genannt hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.
Er griff mit ungeheurer Wut an. Bunte Federn flogen durch die Luft, Pelzstücke wirbelten zu Boden. Die Tiere umkreisten sich, knurrten, schrien und krächzten.
Plötzlich tauchte ein weiteres Dutzend der Vögel auf und stürzte sich mit heiseren Schreien auf den Feind. Rotes Fell und gelbgrüne Federn flogen, bevor der Eindringling sich aus der Reichweite der Schnäbel rettete und floh.
Einige seiner Gegner verfolgten ihn, aber der größte Teil blieb auf der Insel. Einer der Vögel entdeckte Scherer auf dem Baum. Mit seinem Krächzen machte er die anderen aufmerksam. Dann begann einer von ihnen, den Baum hinaufzuklettern. Er umfaßte mit dem Schnabel den untersten Ast, zog den Körper nach, brachte seine Beine in Stellung und faßte nach dem zweiten Ast. Langsam kam er höher – mit vorsichtigen, mechanischen Bewegungen, wobei er sein Gewicht darauf legte.
Bridger wagte kaum zu atmen und verzog sich vorsichtig weiter in das Laubwerk seines Baumes. Er bewegte seinen Kopf, bis er ein Loch zwischen den Blättern fand, von wo aus er das Geschehen verfolgen konnte.
Der Vogel hatte seinen langsamen Vormarsch fortgesetzt. Er erreichte den Ast, auf dem Scherer saß. Der Professor war in der Zwischenzeit soweit hinausgerutscht, wie es eben möglich war, ohne daß der Ast unter seinem Gewicht brach.
Das Araoid folgte ihm. Vorsichtig kletterte es auf dem Ast entlang, hielt jedoch inne, als es bemerkte, daß er das Gewicht der beiden Körper nicht würde tragen können.
Die Vögel, die auf der Erde geblieben waren, begannen zu schreien. Fassungslos erkannte Bridger von seinem Baum, daß ein anderes der Tiere auf einem zweiten Baum heraufzuklettern begann, der dem Scherers nahe stand. Von einem der Äste dieses Baumes aus würde es ihm vielleicht möglich sein, näher an Scherer heranzukommen.
Die Sekunden wurden zur Qual. Der erste Papagei verharrte reglos auf seiner Stelle, während der zweite immer höher kletterte.
Der Vogel bewegte sich mit unendlicher Langsamkeit und Vorsicht, während er sich mit halb ausgebreiteten Flügeln in der Balance hielt.
Er kletterte auf einen Ast hinaus, der ihn genau unter Scherer bringen mußte. Der Ast begann jedoch, sich durchzubiegen, und als das Araoid die Stelle erreicht hatte, an der er Scherer am nächsten war, waren sie immer noch gute drei Meter voneinander getrennt. Das Tier versuchte, Scherer mit seinem Schnabel zu erreichen, aber jedesmal mußte es den Hals wieder einziehen, weil es das Gleichgewicht verlor.
Schließlich begann es, den Rückweg anzutreten. Als es den Stamm wieder erreichte, fürchtete Scherer einen Augenblick, es würde auf den nächsten Ast hinaufklettern, um ihn von oben zu erreichen – aber es begann, am Baum hinunterzurutschen.
Der sonnenlose Himmel hatte sich zu verfinstern begonnen, als Scherer an einem Rütteln seines Astes merkte, daß auch das erste Araoid sich auf dem Rückweg befand. Als es den Boden erreichte, rutschte er auf seinem Ast weiter nach vorne, um den Stamm wieder zu erreichen. Zunächst konnte er seine Hände nicht von dem Holz lösen, so lange und so fest hatte er sich darangeklammert. Schließlich fand er eine Gabelung, in der er sich zurechtsetzte, so daß er keine Angst haben mußte, während der Nacht herunterzufallen.
Die Vögel hatten sich auf ihren Nestern niedergelassen und waren offensichtlich im
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