TS 40: Die neuen Herrscher
oder vom Sellerie. Das Krachen der harten Sellerieknollen verursachte ein Geräusch, das an einen weit entfernten Waldbrand erinnerte.
Mit vollem Mund begann T’kluggl zu reden:
„Also – ihr kennt uns jetzt alle, Blidza und Piane …“
Bridger unterbrach:
„Entschuldige bitte, T’kluggl, aber diesen Gorilla hier kennen wir noch nicht.“
„G’smuth! Das habe ich vergessen. Von uns Lehrern behauptet man ohnehin, wir seien vergeßlich. Das ist T’kong T’kung, der Führer der Expedition, die euch nach Dlldah gebracht hat. Er beschäftigt sich damit, wilde Tiere zu Studienzwecken zu fangen, und der Einfang eurer Gesellschaft hat ihm den höchsten Ruhm eingebracht.“
T’kong T’kung, der links von Bridger saß, grinste freundlich und sagte etwas, was der Chemiker nicht verstehen konnte, weil er die abkürzende Umgangssprache benutzte. T’kluggl übersetzte:
„Er sagt, er wird ein Buch über diese Expedition schreiben; und wenn man es in Mm Uth annimmt, wird er euch ewig dankbar sein.“
Ruth stieß plötzlich einen spitzen Schrei aus. Bridger fühlte, wie sie ihn am Arm packte. Etwas Feuchtes berührte seinen Nacken.
„Dreh dich nicht um“, flüsterte das Mädchen. „Ich glaube, ein Grizzlybär steht hinter dir!“
Bridger fühlte, wie seine Haare sich sträubten. Langsam wandte er sich um und erkannte aus den Augenwinkeln, daß ein riesiger Bär an seinem Rücken herumschnüffelte.
„T’kluggl“, zitterte er. „Ist das noch einer von deinen Freunden?“
T’kluggl schlug laut seine Hände zusammen.
„Hierher, Iggl!“
Das Tier tappte zu ihm hinüber und rieb seine Schnauze an Tkluggls Schulter. Er kratzte es hinter den Ohren.
„Gut jetzt, fthoo gong! Mmp!“
Der Bär verließ mit wiegenden Schritten den Raum.
„Er wird dir nichts tun, Blidza. Wir halten Bären, um unsere Häuser nachts zu bewachen und für die Arbeit auf den Feldern. Sie sind sehr nützliche und intelligente Tiere.“
„Wir hatten auch Haustiere in unserer Zeit, T’kluggl; aber sie waren nicht besonders gelehrsam.“
„Diese auch nicht, als wir hierher übersiedelten. Aber durch sorgfältige Auswahl haben wir ihren Charakter etwas verbessert. Sie laufen immer noch ab und zu davon, aber mit der Zeit werden wir sie auch davon heilen.“
„Ich wollte, du könntest uns mehr über deine Zivilisation erzählen“, erklärte der Chemiker. „Über die Organisation eurer Regierung – über den Fortschritt, den ihr in meiner Wissenschaft gemacht habt, über eure Geschichte und besonders darüber, wie ihr zu diesem Kontinent gekommen seid.“
„Ich werde das gerne tun, Blidza; aber heute nachmittag mußt du mich entschuldigen. Tsugg Oof hier ist von Mm Uth gekommen, um euch Fragen zu stellen. Wir dürfen seine Zeit nicht mit Dingen verschwenden, die er selbst schon längst kennt.“
Tsugg Oof war in diesem Augenblick damit beschäftigt, seine Pfeife anzuzünden. Er blickte Bridger an und sagte:
„Würdest du mir zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte deiner Art geben? Dann würde ich gerne hören, wie ihr gelebt habt, nachdem ihr jenem Tunnel entstiegt.“
Ebenso wie T’kluggl sprach der Historiker langsam und deutlich, wobei er Abkürzungen und spezielle Ausdrücke der Umgangssprache vermied.
Bridger runzelte die Stirn.
„Hast du mich nicht verstanden?“ fragte Tsugg Oof. „Man hat mir gesagt, daß du unsere Sprache einigermaßen beherrschst!“
Bridger berührte der Ton des Affen unangenehm, aber er antwortete freundlich:
„Es tut mir leid. Ich habe überlegt, wo ich anfangen soll. Die Geschichte meiner Art erstreckt sich über Tausende von Jahren und umfaßt viele verschiedenartige Zivilisationen, von denen einige äußerst wichtig sind. Eine solche Geschichte in den Bericht eines einzigen Nachmittags zusammenzupressen, ist eine sehr schwierige Aufgabe.“
Die Unterhaltung wurde für ein paar Sekunden dadurch unterbrochen, daß P’plookhl ihren Ehemann um neuen Tabak bat.
„Wie ihr ohne Zweifel wißt“, fuhr Bridger langsam fort, „gehören eure und unsere Rasse zu einer Gruppe von Tieren, die sich durch bestimmte Eigenheiten von anderen unterscheiden – zum Beispiel durch Nägel auf den Fingern, durch die Fußzehen, die an die Stelle von Klauen oder Hufen getreten sind, und so weiter. In unseren Tagen gab es eine Menge von Unterarten, die zu dieser Gruppe gehörten; die meisten von ihnen waren klein und besaßen Schwänze. Ich habe keine Ahnung, ob einige von ihnen bis
Weitere Kostenlose Bücher